,Die Zeit selbst scheint sich wider sie verschworen zu haben'. Die naturgeschichtlichen Eigenzeiten des Bibers von Linné über Buffon bis Goethe (original) (raw)
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‚Zeit‘ bei Nietzsche. Einige Vorbemerkungen
Nietzscheforschung, 2017
Wie alle wesentlichen Themen der Philosophie, so ist auch die Zeit-zumal sie eine elementare Kategorie darstellt, innerhalb der Konstitution der ,Welt' eine besondere Stellung einnimmt und für uns Sterbliche vielleicht sogar einen eigenartigen Primat hat-vor allem als eine Frage bzw. als ein Problem anzusehen. Probleme lassen sich jedoch erst dann wirklich umreißen (und damit möglicherweise lösen), wenn man zunächst versucht, sich das Ganze einer bestimmten Philosophie vor Augen zu stellen. In den Texten Friedrich Nietzsches, in seinen veröffentlichten Schriften ebenso wie im Nachlass, sind zudem Stellungnahmen und Äußerungen über die Zeit nicht nur dort zu suchen, wo ihr Name und die mit ihr verwandten Begriffe explizit genannt werden.1 Um dieses Thema angemessen behandeln zu können, muss manebenso wie bei allen anderen Aspekten der Philosophie Nietzsches-vorbereitend die Ganzheit und Grundkonzeption dieser Philosophie zur Kenntnis genommen haben. Versuchen wir zunächst, uns eine knappe und vereinfachte Orientierung zu schaffen: Wie steht es mit dem Problem der Zeit bei Nietzsche? Allem Anschein nach ist seine ganze Philosophie von einem leitenden Gedanken getragen, von der Grundeinsicht in das unentwegt fließende Werden als einzige Realität. Sehr früh, schon als Zwanzigjähriger, schreibt Nietzsche: "Das ewig Werdende ist das Leben; durch die Natur unsres Intellekts erfassen wir Formen; unser Intellekt ist zu stumpf, um die fortwährende Verwandlung wahrzunehmen: das ihm Erkennbare nennt er Form. In Wahrheit kann es keine Form geben, weil in jedem Punkte eine Unendlichkeit sitzt."2 Dieses ewig Werdende und damit unmittelbar verknüpfte Unendliche blieb für Nietzsche lebenslang das Hauptthema seines Denkens.3 Die von ihm selbst so genannte 1 In der bisherigen Forschung herrschen zwei disparate, diametral entgegengesetzte Ansichten vor. Auf der einen Seite die Auffassung: "Nietzsches Besinnungen über den Raum und die Zeit sind im Ganzen gesehen sehr dürftig und die wenigen Gedanken über die Zeit, die kaum über das Überlieferte hinauskommen, sprunghaft: der untrüglichste Beweis dafür, daß ihm die Frage nach der Zeit für die Entfaltung der metaphysischen Leitfrage und damit diese selbst in ihrem tieferen Ursprung verschlossen blieben" (
Forschungsschwerpunkt Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie der Förderungsgesellschaft Wissenschaftliche Neuvorhaben mbH (München) Jägerstr. 10/11 D-10117 Berlin, 1995
(Title: "The universal of nature has no history" -- Hegel's arguments against a temporal development of nature) What was Hegel rejecting in Lamarck’s evolutionary theory and why? Was he in some sense right? Hegel fully assumed the fact of temporal change both in geological and biological nature. But he rejects this as an explanation (Erklärung) of nature. Literature has generally focused on Hegel’s view that explaining nature’s present in terms of its conceptual structure is the requirement for understanding its past. I will show that behind this is the more fundamental idea that nature does not have temporal development, where develop (entwickeln, also evolve) means a self-referential conceptual change, and when this is temporal it occurs in the human sphere with world history, history of philosophy, etc. Positive science is indeed a moment or component in the Entwicklung of mind (Geist), as is nature, but they have no history of their own. While this view does not challenge biological evolutionary theory as such (Lamarck’s, Darwin’s, or that of today), it would question the extent to which evolutionary theory, or any theory of positive science, provides a full explanation.
Zeitschrift und Zeitgeschichte. Die Zeiten (1805–1820) als chronopoetisches Archiv ihrer Gegenwart
Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, 2020
This article discusses periodicals as media formats that are dependent on and correlated with time. This article treats periodical publication as a form of chronopoetics, exploring modes of writing the present at work in journals as well as their varied relationships to history writing. Focusing on Die Zeiten, a historical-political monthly magazine of the Napoleonic Era, this article describes chronopoetic writing as the imbrication of history, as the experience of time in and through medial formats, and describes the more specific rhetorical, material, and medial temporalities of periodicals.
In: Sabine Reinhold und Kerstin P. Hofmann (Hrsg.), Zeichen der Zeit. Archäologische Perspektiven auf Zeiterfahrung, Zeitpraktiken und Zeitkonzepte (Themenheft). Forum Kritische Archäologie 3 (2014) 60–89., 2014
The chronological assessment of archaeological material as well as its cultural and historical interpretation incurs a close symbiosis. Their tie is the European development thinking, whose widespread scientific and social acceptance made archaeological research in its contemporaneous shape possible. Trailblazers of this form of time comprehension were geological, paleontological and ethnographic field observations. Especially the so-called ethnographic present was generalised in terms of stages of human pre- and proto-history and created pictures of phases of long-term cultural stasis: The past was perceived as static and unprogressively. It was opposed antithetically to an accelerating modernity. This opposition was an out-put the fusion of “our” proper time with the scientific situation of watching. Our commonly agreed time conventions have an effect on the scientific handling of cultural and scientific age determination and chronological systems. They cause in respect of content indeterminacy in archaeological interpretation. A comparable indetermination can be stated while dealing with archaeological source material itself. On the one hand archaeological research has to deal with chronological blur or lack of definition. One the other hand the archaeological source material incorporates different time dimensions. These have to be detected in the realm of archaeological research as object characterizing attribute or quality. Further influencing factors contribute to the indeterminacy of scientific conclusion. This contribution questions the effects of these mentioned influencing factors on archaeological practice and its relation to “time” and “time observations”.
Die Erlebnisgeschichte der 'Zeit' in literarischen Texten
1999
Zeitlimit' etc. sind allesamt Begriffe, die noch vor hundert Jahren größtenteils auf absolutes Unverständnis gestoßen wären. Sämtliche Prozesse des modernen Lebens haben 'Eigenzeiten', die sich in weitere 'Unter-Eigenzeiten' aufgliedern: Das Studienjahr teilt sich in Semester und 'vorlesungsfreie Zeiten', ein Universitätsseminar hat seine Eigenzeit (montags von acht bis zehn Uhr, von Mitte Oktober bis Mitte Februar, zuzüglich 'Vor-und Nachbereitungszeit'); diese Zeiten fallen in die 'Studienzeit', die in der Regel von der 'Regelstudienzeit' abweicht. Nebenbei laufen verschiedenste andere Zeiten ab: Pubertät, Midlife-Crisis und die Wechseljahre sind schwierige Zeiten im Leben, in der Vorweihnachtszeit kauft man Geschenke für die Familie, die man in gewissen Zeitabständen auch sieht, und selbst der 100-Meter-Lauf hat seine Eigenzeit. Gleichfalls ist die Fülle wissenschaftlicher Literatur zum Thema 'Zeit' aus verschiedensten Blickwinkeln endlos, da auch hier Unmengen von Zeitsystemen existieren: physikalische, biologische, psychologische, soziale Zeit etc. Daß diese zahlreichen parallelen Zeitsysteme nicht miteinander im Einklang stehen, stört uns für gewöhnlich nicht und wird uns in der Regel überhaupt nur bewußt, wenn wir unter 'Zeitdruck' stehen: Daß die Zeit einer Prüfung mit anderen Maßstäben gemessen wird, wie die Zeit eines lauschigen Abendessens zu zweit bei Kerzenschein und einer Flasche Wein, ist selbstverständlich. Die Vielzahl konkurrierender Zeitsysteme, in der wir uns heute so selbstverständlich bewegen, ist das Produkt einer langen Entwicklung. Zeiterfahrung ist kultur-und epochenspezifisch verschieden; der Zeitbegriff ist in einem hohen Grade historisch. Je weiter wir in die Vergangenheit zurückgehen, desto weniger dieser konkurrierenden Zeitsysteme lassen sich nachweisen. Schließlich ist die von Uhren und Kalendern angezeigte Zeit reine Konvention, die in vergangenen Jahrhunderten anders ausgesehen hat, als sie es gegenwärtig tut, und die gesellschaftlichen Erfordernisse nach Zeitbestimmung waren in älteren Gesellschaften längst nicht so ausgeprägt und allgegenwärtig wie in den stärker durchorganisierten der neueren Zeit und erst recht in den Industriestaaten der Gegenwart.