Das mittelalterliche Altarretabel in der Moritzkirche zu Mittenwalde (gem. m. Dirk Schumann) (original) (raw)
Andreas Huth: Die Moritzkirche in Mittenwalde - neue Forschungen zur Baugeschichte
in: Kunsttexte, Sektion Denkmalpflege, 2011
Die Moritzkirche ist das bei weitem größte und bedeutendste Zeugnis der mittelalterlichen Geschichte der unweit von Berlin gelegenen Stadt Mittenwalde. In Vorbereitung der für die nächsten Jahre geplanten Instandsetzungs- und Restaurierungsarbeiten fanden in den vergangenen Jahren restauratorische Untersuchungen statt, die unter anderem in der heute recht kahl wirkenden Kirche eine spätmittelalterliche Gewölbeausmalung mit ‚Himmelwiesen’ und Wächterfiguren nachweisen konnten. Im folgenden Beitrag werden die Ergebnisse der Untersuchungen vorgestellt und die parallel erfolgten Forschungen zur Baugeschichte der Moritzkirche zusammengefasst.
Zeitschrift für Kunstgeschichte, 1996
Der wiedergefundene Vertrag Jorg Syrlins des Alteren iiber Hochaltarretabel des Ulmer Miinsters. Zum Erscheinungsbild des friihesten holzsichtigen Retabels Die Ausstattung des Ulmer Miinsterchores mit Dreisitz, Chorgestiihl, Hochaltar und Priestersitz bildete eines der grofartigsten Ensembles des Spiitmittelalters, von dem sich wesentliche Teile bis heute erhalten haben, vor allem der Dreisitz und das Chorgestiihl mit den beriihmten Biisten von antiken Weisen und Sibyllen'. Das Hochaltarretabel, Kernstiick der Ausstattung, wurde bereits im Bildersturm des Jahres I53rI zerstort, dennoch ist dieses Hauptwerk der Ulmer Kunst der Spitgotik von h6chstem Interesse. Der verantwortliche Werkstattleiter der Chorausstattung war Jorg Syrlin d. A. Sein Retabelvertrag war bislang verschollen. Durch gliickliche Umstinde wurde er an entlegener Stelle wiederentdeckt und wird hier erstmals vorgestellt. Seine Bestimmungen geben neue Aufschliisse iiber das Aussehen des Retabels und die Gesamtkomposition der Chorausstattung. 1474-?.
Archäologische Denkmalpflege 4, 2024
Zur Verifizierung geophysikalischer Messergebnisse haben die Autor*innen dieses Beitrags gemeinsam mit Julia Wilding und Christoph Campregher[8] am 16. und 17. Dezember 2023 drei kleine Testschnitte in Mitterdorf im Mürztal ausgegraben. Dabei konnten Siedlungsbefunde der späten Hallstattzeit (HaD, ca. 620-450 v.Chr.) entdeckt und Großteils untersucht werden. Schon die ersten Befunde sind vielversprechend und gestatten es, erste Schlüsse über diese Siedlung und ihre Geschichte zu ziehen. Rekonstruiert werden kann schon jetzt, dass hier ein Haus stand, in dem ein Wegstuhl betrieben wurde, das in einem Schadfeuer untergegangen ist, dessen Brandschutt danach aber direkt neben der Brandruine in einer Grube entsorgt, die Siedlung danach also vermutlich weiter bewohnt wurde. Lokalisiert am Talboden des Mürztals etwa 1 Kilometer entfernt von der Mündung des Veitschgrabens lag die späthallstattzeitliche Siedlung von Mitterdorf auch in einer verkehrsgeografisch günstigen Lage an der Trennung der Verbindungen vom Grazer Becken ins westliche niederösterreichische Donautal und in das südliche Wiener Becken; was sich auch am Fund eines Reifennagels eines späthallstattzeitlichen „Prunkwagens“ zeigt. Die Siedlung könnte allerdings aufgrund und Altfunden zweier mittellatènezeitlicher Lanzenspitzen und Alt- und Neufunden aus der römischen Kaiserzeit durch den Großteil der Eisenzeit hinweg besiedelt gewesen sein oder wenigstens die Weggabelung in die Veitsch während der ganzen Eisenzeit ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt geblieben sein.
2004
DAS STEINERNE MONUMENT DES HRABANUS MAURUS AUF DEM RELIQUIENGRAB DES HL. BONIFATIUS ( † 754) IN MAINZ Die Verehrung des hl. Erzbischofs Bonifatius haben seine Amtsnachfolger Lullus (754-786) und Hrabanus Maurus (847-856) in Mainz durch außergewöhnliche Maßnahmen zu fördern versucht, die für Historiker, Archäologen und Kunsthistoriker gleichermaßen interessant sind. Bekanntlich ist der Leichnam des am 5. Juni 754 bei Dokkum (Nordfriesland) ermordeten Missionars unmittelbar nach der Ankunft in Mainz vor seiner Aufbahrung gewaschen worden 1 . Weil das Waschwasser auch frisches Blut des Märtyrers enthalten haben soll und deshalb als kostbare Reliquie galt, hat es Bischof Lullus in einem Tongefäß auffangen, aber erstaunlicherweise weder in einem Reliquienschrein noch in einem Altarsepulchrum 2 aufbewahren, sondern im Erdboden vergraben lassen. Seine Anordnung läßt darauf schließen, daß er dieses Bodengrab mit der Blutreliquie des Bonifatius als Ersatz für die richtige Grablege des Erzbischofs anlegen ließ, der ja nicht in seiner Bischofsstadt Mainz, sondern in Fulda bestattet werden wollte. Das Reliquiengrab des Märtyrers befand sich natürlich nicht unter freiem Himmel, aber auch nicht im St. Martins-Dom, sondern in einer Kirche, die der hl. Maria geweiht war. Das bezeugt eine Inschrift, die Erzbischof Hrabanus Maurus einhundert Jahre später in der Marienkirche anbringen ließ, und zwar dicht neben dem »Tumulus«, den er auf dem Reliquiengrab errichtet hatte 3 . Der Text dieses lateinischen Epigramms ist nicht mehr im Original erhalten, hatte jedoch in einem süddeutschen Codex des 10. Jahrhunderts gestanden 4 , der auch die Ortsangabe enthielt: IN ECCLESIA SANCTAE MARIAE IVXTA SEPVLCHRVM SANCTI BONIFACII Postquam martyrium explevit Bonifacius almus, martyr et antistes, aethera celsa petens, de Fresia huc vectus cum theca hac rite locatus, sanguinis hic partem liquerat hinc abiens. Desuper hunc tumulum Hrabanus condere iussit ad laudem sancti exiguus famulus, indignus praesul, vernaculus attamen huius, pro quo tu, lector, funde preces domino. 4 Teile des Codex aus dem 10. Jahrhundert, der noch Hrabans Gedichte Nr. I-XXXVI enthält, befinden sich in der Stiftsbibliothek des Klosters Einsiedeln: Cd. 266 (1296). Herrn Stiftsbibliothekar P. Odo Lang OSB danke ich sehr herzlich für seine diesbezüglichen Recherchen und den Hinweis, daß der Codex nicht aus dem Kloster Fulda (so Dümmler 1884, 158), sondern aus Süddeutschland stammt. Die deutsche Übersetzung des Epigramms 5 lautet: IN DER KIRCHE DER HEILIGEN MARIA DICHT NEBEN DEM GRAB DES HEILIGEN BONIFATIUS Nachdem Bonifatius, der segenspendende Blutzeuge und Bischof, das Martyrium erlitten hatte und seine Seele in den hohen Himmel emporgestiegen war, wurde sein Leichnam von Friesland hierher gebracht und im Sarg an dieser Stelle feierlich abgesetzt. Bevor er weiterzog, ließ er einen Teil seines Blutes hier zurück. Darüber ließ Hrabanus zum Ruhm des Heiligen dieses Grabmal errichten, sein geringer Diener und unwürdiger Bischof, aber doch mit ihm aus einem Hause [dem Kloster Fulda] stammend. Für ihn [Hrabanus] bete Du, Leser, zum Herrn. Das von Hrabanus Maurus verwendete Wort »Tumulus« heißt zwar auch »Grabhügel«, ist aber in diesem Zusammenhang nur mit »Grabmal« zu übersetzen. Denn es wäre völlig unsinnig gewesen, im Innern einer Kirche einen Grabhügel aufzuschütten, zumal ein solcher damals als etwas typisch Heidnisches, also Verwerfliches galt. Die Form seines Grabmals hat Hrabanus Maurus leider nicht beschrieben. Dennoch lassen sich aus den bisherigen Erkenntnissen über die Lage von Heiligengräbern in frühmittelalterlichen Kirchen einige Rückschlüsse auf den Standort und die Beschaffenheit dieses »Tumulus« ziehen. Selbstverständlich hat Bischof Lullus das Reliquiengrab des berühmten Mainzer Erzbischofs und Märtyrers Bonifatius nicht irgendwo in einem Seitenschiff verstecken, sondern an einem Ehrenplatz im Hauptschiff der Marienkirche anlegen lassen. Unter dem Hauptaltar kann es sich aber nicht befunden haben, weil Hrabanus Maurus dann später darauf kein Grabmal hätte errichten können. Zwischen dem Hauptaltar und der Apsis 6 lag es sicher auch nicht, weil sich die zu ihm gehörige Inschrift an vorbeikommende Leser mit der Bitte um Gebetsgedenken richtete. Demnach muß sich das Grabmal in jenem Teil der Kirche befunden haben, der allen Gläubigen frei zugänglich war. Also kann das Bonifatius-Grabmal nur als Stele in der Mittelachse des Langhauses gestanden haben. Da die Inschrift nicht auf, sondern dicht neben ihr angebracht wurde, war sie offenbar so beschaffen, daß sie keinen Platz für ein langes Epigramm bot. An mangelnder Größe wird das kaum gelegen haben, weil ein zu kleines Grabmal dem hohen Rang und der Bedeutung des erzbischöflichen Märtyrers Bonifatius nicht angemessen gewesen wäre. Also dürfte seine Grabstele auf allen Seiten so flächendeckend verziert gewesen sein, daß sie keine lange Inschrift tragen konnte. Jene Stelle, an der 754 das Tongefäß mit der Blutreliquie im Boden der Marienkirche vergraben worden ist, muß ursprünglich sehr schlicht gestaltet worden sein. Ansonsten hätte es Hrabanus Maurus einhundert Jahre später kaum für nötig gehalten, darauf ein Grabmal zu errichten. Vermutlich hatte Bischof Lullus das kleine Reliquiengrab nicht mit einem Mosaik 7 , sondern mit einer Steinplatte kennzeichnen lassen, die mit dem Namen des Bonifatius, vielleicht aber auch nur mit einem Kreuz oder einem Christogramm versehen war. Eine Vorstellung davon, wie eine solche Platte ausgesehen haben könnte, vermittelt das eigenartige Kalksteinmedaillon mit dem fein gemeißelten Flachrelief eines Christogramms 282 5 Die Übersetzung wurde fast wörtlich übernommen von Prof. Dr. Fidel Rädle (Göttingen) in: B. Nichtweiß, Bonifatius in Mainz. Tafeltexte zur Kabinett-Ausstellung in der Martinus-Bibliothek Mainz (2004) 8. -Vgl. auch Haarländer 2005a, 228. 6 An dieser Stelle ist z.B. der hl. Willibrord in der Echternacher Klosterkirche beigesetzt worden (J. Krier, Echternach und das Kloster des hl. Willibrord. In: A. Wieczorek u. P. Périn [Hrsg.], Die Franken, Wegbereiter Europas. Kat. Mannheim 2 [1996] 476f. Abb. 364). 7 Ein Mosaik mit der Grabinschrift in einem Märtyrerkranz bedeckte z.B. den Tontopf, der mit Märtyrerblut getränkte Erde enthielt und als Reliquiar in der Mittelapsis des Trikonchos am Pilgerheiligtum von Tebessa vergraben worden war (J. Christern, Das frühchristliche Pilgerheiligtum von Tebessa [1976] 114ff. Abb. 24-25 Taf. 23. -Glaser 1997, 234 Abb. 4). Ludwigs des Frommen (814-840) in der Kirche von Estoublon, Dép. Basses-Alpes, für die verstorbene Jungfrau Frodberta aufgestellt wurde (Abb. 2, 1) 13 . Ebenfalls eine Grabstele war wohl die 0,84m hohe und 0,27m breite, aber nur 0,04m dicke Schieferplatte aus dem Essener Münster, da sie im unteren Drittel unbearbeitet geblieben ist und auf beiden Seiten ein eingemeißeltes Stangenkreuz, jedoch keine Inschrift trägt (Abb. 2, 2) 14 . Sie stammt frühestens aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts, weil sie erst nach Erbauung der Quintins-Kapelle (um 850 ?) oder des Essener Gründungsbaues I entstanden sein kann, den Bischof Altfrid von Hildesheim um 850/70 auf einem Gelände errichten ließ, auf dem zuvor kein älteres Gräberfeld bestanden hatte 15 . Überdies gleicht sie einer angelsächsischen Grabstele aus der Parliament Street in York, die ebenfalls auf beiden Seiten mit einem Stangenkreuz desselben Typs verziert und aufgrund des archäologischen Befundes eindeutig in die Zeit vor der normannischen Eroberung Englands einzuordnen ist 16 . 284 13 H. de Gérin-Ricard, Épitaphe carolingienne de l'église d'Estoublon (Basses-Alpes). Abb. 2 Grabstelen der Karolingerzeit. -1 Estoublon, Dép. Basses-Alpes. Pilaster mit der Grabinschrift für die verstorbene Frodberta, frühes 9. Jahrhundert (nach Hubert, Porcher u. Volbach 1969). H. 1,20m. -2 Essen, Münsterkirche. Vorder-und Rückseite einer Grabstele des 9. Jahrhunderts mit eingehauenem Stangenkreuz. Essen, Domschatzkammer (nach Zimmermann 1956). H. 0,84 m.