Von jüdischen Tabakbaronen und Trafikanten: Aspekte einer Kulturgeschichte des Tabaks in Böhmen und Mähren (original) (raw)

Rauchzeichen. Zur Geschichte von Tabak und Hanf

Jakob Tanner, Rauchzeichen. Zur Geschichte von Tabak und Hanf, in: Christoph Maria Merki/Thomas Hengartner (Hg.), Tabakfragen. Rauchen aus kulturwissenschaftlicher Sicht, Zürich 1996, S. 15 - 42., 1996

" Rauch schlürfen und Tabak saufen. " Die Geschichte des Tabakkonsums im Licht archäologischer Funde auf Burg Kirkel.

Saarpfalz. Blätter für Geschichte und Volkskunde 2017/1, Homburg, S. 34–50., 2017

werden: "Die Soldatt außen spanischen lant stoltzyren allhiero umher und fressen feuer zambt deme rauch und daß domb folk obwundert sich schier." 4) Offensichtlich war es nicht nur das dumme Volk, das sich über dieses Verhalten sehr wunderte. Noch hundert Jahre später bezeichnete man das, was wir heute kurz und bündig Rauchen nennen, als "Tabak saufen", "Rauch schlürfen" und "Rauch trinken". 5) Der Arzt Jean Nicot (1516-1604), französischer Gesandter am portugiesischen Königshof, berichtete an den französischen Hof über allerlei neue Pflanzen aus Übersee und deren Verwendung. Den Tabak pries er geradezu als Allheilmittel und schickte in den 1560er Jahren Proben mit Anwendungsempfehlungen an zahlreiche Bekannte. Dank Nicot fand die Pflanze bald in den französischen Zier-und Heilpflanzengärten Verbreitung. 1586 erhielt sie ihm zu Ehren den botanischen Namen "Nicotiana". Gemäß der Säftelehre oder Humoralpathologie, die der persische Arzt Avicenna (um 980-1037) in seinem Kanon der Medizin dargelegt hatte 6) , hängt die Gesundheit eines Menschen vom ausgewogenen Verhältnis der vier Elemente Feuer, Luft, Erde und Wasser ab; ein Ungleichgewicht kann demnach eine Erkrankung auslösen. Nahrungsmitteln wurden unterschiedliche Eigenschaften zugeschrieben. Sie galten entweder als heiß oder kalt, trocken oder nass. Je nach individueller Verfassung des Menschen wurden Speisen zusammengestellt, die ein Gleichgewicht im Körper herstellen und dadurch Erkrankungen vorbeugen oder heilen sollten. Auf dieser Lehre beruhten Ratschläge für eine Säfte ausgleichende Ernährung, die noch in der Neuzeit berücksichtigt wurden. 7) Im Sinne der Humoralpathologie sprach man dem Tabak eine austrocknende Wirkung zu, weshalb das Rauchen besonders bei Matrosen und Küstenbewohnern beliebt wurde, die häufig der Nässe und feuchtem Klima ausgesetzt waren. Es blieb jedoch nicht beim Rauchen aus medizinischen Gründen -Nikotin wirkt anregend und entspannend und erzeugt bei vielen Menschen in kurzer Zeit Abhängigkeit. Bereits gegen Ende des 16. Jahrhunderts gab es viele Konsumenten und Konsumentinnen in England. Die notwendigen Rauchgeräte in Form von einteiligen Pfeifen aus weißem hochplastischen Ton entwickelten englische Pfeifenmacher. Ihre Werkstätten befanden sich in den großen Städten, z. B. in Bristol, Plymouth und London. König James VI. von Schottland und I. von England bewies hinsichtlich der Auswirkungen des Tabakkonsums eine Weitsicht, mit der er den meisten Zeitgenossen um Jahrzehnte voraus war: 1604 beklagte er in einer Streitschrift, dass sich

Die Zirkulation staatsrelevanten Wissens (savoir d'État) über den Tabakanbau in Baden und im Elsass um 1800

Das Projekt analysiert den Wandel staatsrelevanten Wissens (savoir d'État) über den Tabakanbau um 1800 und konzentriert sich dabei auf die Raumdimensionen der Wissenszirkulation. Übergreifend geht es darum, den von der Forschung postulierten Wandel der Wissensordnungen von einer kosmopolitischen Gelehrtenrepublik hin zu einer national organisierten Wissenszirkulation am Beispiel des Tabakwissens zu überprüfen. Das Projekt arbeitet dabei mit einem akteurszentrierten Ansatz, der badische sowie elsässische Gelehrte und Wissenschaftler ebenso in den Blick nimmt wie staatliche Verwaltungen, um unterschiedliche Raumdimensionen des »Tabakwissens« herauszuarbeiten. Am Beispiel des 1810 in Frankreich eingeführten Tabakmonopols werden erste Überlegungen zum Spannungsverhältnis zwischen der staatlichen Territorialisierung, regionaler Identität und Wissenszirkulation skizziert. Sodann schlägt der Autor vor, die Rheinregion im Sinne von Lucien Febvre als Zirkulationsraum des Wissens über den Tabakanbau zu untersuchen. Résumé Le projet analyse la transformation du savoir d'État relative à la culture du tabac vers 1800. L'intérêt scientifique de ce travail réside dans l'étude de la dimension spatiale de la circulation du savoir. À travers l'exemple du tabac, le projet a pour objectif de réexaminer le travail des historiens qui ont interprété la transformation de l'organisation des savoirs autour de 1800 comme le passage d'une république des lettres cosmopolite à un espace de circulation du savoir réduit à l'échelle nationale. Face à cela, le projet tente d'explorer les différentes dimensions spatiales du »savoir du tabac« en adoptant une perspective centrée sur des acteurs badois et alsaciens: savants, scientifiques et administrateurs d'État. À travers l'étude du monopole des tabacs, introduit en France en 1810, le projet vise à comprendre les tensions entre la territorialisation de l'État, l'identité régionale et la circulation du savoir. L'auteur se propose ainsi d'analyser la région rhénane, dans le sens qu'en a donné Lucien Febvre, comme un espace de circulation du savoir en suivant l'exemple de la culture du tabac.

Umfrage bei ausgewählten ExponentInnen der Migrationsbevölkerung und Fachpersonen mit Migrationshintergrund zu den Bereichen Tabak und Alkohol

2008

Frau B.: Die kontrollierte Konsumentin Frau B. ist 39 Jahre alt und vor drei Monaten in die Schweiz migriert. Sie ist mit einem Schweizer verheiratet. Aufgrund der Heiratsmigration hat Frau B. zum Zeitpunkt des Interviews eine Kurzfristaufenthaltsbewilligung, der Ausländerausweis Status B ist beantragt, liegt aber noch nicht vor. Das Ehepaar lebt in einer Stadt und hat ein Einzimmer-Studio unter dem Dach gemietet. Die Wohnung ist für zwei Personen recht klein, Frau B. wünscht sich eine grössere Wohnung, aber das Wohnviertel ist ruhig und gefällt Frau B. Frau B. besuchte in ihrem Herkunftsland zwölf Jahre die Schule und schloss diese mit der Hochschulreife ab. Anschliessend absolvierte sie eine Ausbildung als technisch administrative Fachkraft. Sie arbeitete neun Jahre in dieser Funktion in einer Institution der privaten Gesundheitsversorgung. Bevor Frau B. in die Schweiz umzog, lebte sie alleine. In der Schweiz hat sie bislang noch keine Erwerbstätigkeit aufgenommen. Vor ihrer Einreise in die Schweiz hatte Frau B. keine Deutschkenntnisse. In den ersten drei Monaten nach ihrer Ankunft hat sie autodidaktisch Deutsch gelernt. Zum Zeitpunkt des Interviews hat Frau B. einen Intensiv-Deutschkurs begonnen, den sie täglich vormittags besucht. Mit der Familie ihres Ehemannes hat Frau B. regelmässigen Kontakt. Sie treffen sich ein-bis zweiwöchentlich und telefonieren drei bis vier Mal pro Woche. Mit ihrer Familie im Herkunftsland pflegt Frau B. sehr regelmässigen Kontakt, sie ruft dort vier bis fünf Mal pro Woche an. Mit FreundInnen in ihrer Heimat tauscht sich Frau B. täglich via Email aus. Ausserhalb des familiären Kontextes hat Frau B. vor allem regelmässigen Kontakt mit den MitschülerInnen des Deutschkurses. Ausserdem leistet Frau B. seit kurzem jeweils samstags Freiwilligenarbeit in der Schulbibliothek einer MigrantInnengemeinschaft. Diese Tätigkeit macht ihr Spass und sie lernt dort unabhängig von ihrem Mann MigrantInnen aus ihrem Sprachraum kennen. Mit SchweizerInnen hat Frau B. kaum Kontakt, auch in der Nachbarschaft findet nur wenig Austausch statt. Bei Frau B. liegt keine essentielle Suchtproblematik vor. Sie raucht seit zehn Jahren stets drei Zigaretten, ihr Ehemann im Durchschnitt eine Schachtel Zigaretten pro Tag. Beide rauchen nicht in der Wohnung und auch BesucherInnen dürfen nicht in der Wohnung rauchen. Alkohol trinkt Frau B. ebenfalls seit rund zehn Jahren. In ihrem Herkunftsland hat sie nur bei besonderen Familienanlässen Wein getrunken. In der Schweiz trinkt Frau B. etwa zwei Mal pro Monat ein bis zwei Gläser Wein zum Essen, oder sie trinkt ein Bier, wenn sie mit ihrem Ehemann und Freunden im Ausgang ist.