Georg Auernheimer: Globalisierung. Köln: Papyrossa 2019, 131 Seiten (original) (raw)

Crouch, Colin: Der Kampf um die Globalisierung, 88 S., Passagen, Wien 2018

Neue Politische Literatur, 2019

Colin Crouch, der Meister der Zeitdiagnose, legt hier eine kurze, engagierte Schrift zum Gegenwartsthema schlechthin vor: der Globalisierung. Wie schon der Titel klar macht, handelt es sich um eine Kampfschrift, und das in zweierlei Hinsicht. Zum einen beschreibt sie einen Kampf, den zwischen Nationalismus und Globalisierung, der-so eine seiner Hauptthesen-gleichzeitig eine Wiederauflage des "großen Konflikts zwischen den Werten des ancien régime und der Aufklärung" (S. 12) darstellt. Zum anderen ergreift der Autor selbst Partei in diesem Kampf-und zwar für das Projekt, das aus seiner Sicht die Werte der Aufklärung in der Gegenwart am besten realisiert, eine "geregelte Globalisierung" (S. 11). Dass er möglichst viele Menschen mit diesem Manifest erreichen will, zeigt sich am Aufbau und Stil des Textes. Es beginnt mit dem "Argument in Kürze", und schließt mit einer Antwort auf die Frage "Was nun?". Dazwischen liegen vier kurze Kapitel, in denen er mit Rückgriff auf die Wirtschaftsgeschichte der Globalisierung und die Ideengeschichte des Nationalismus die Hintergründe seines Arguments darlegt. Er beginnt mit einem Rückblick auf die "Wellen der Globalisierung", vom europäischen Imperialismus bis zum Wegfall der Systemkonkurrenz. Im Kapitel "Gewinne und Verluste" legt er dar, inwiefern die Welt ohne die verschiedenen Aspekte der wirtschaftlichen Globalisierung "um einiges ärmer" (S. 42) wäre und betont, dass die Verluste von Industriearbeitsplätzen im Westen nicht nur auf die Verlagerung in Niedriglohnländer, sondern maßgeblich auch auf die Automatisierung von Produktion zurückgehen. Unter der Überschrift "Der Mythos der Nation" zeichnet er nach, wie sich die Idee des Nationalstaats langsam vom Westfälischen Frieden über die Französische Revolution bis hin zu den sprachlichen Partikularismen des 19. Jahrhunderts entwickelt hat. Ziel ist es, aufzuzeigen, dass es sich um C. Unrau ()

ZDOK.10 Eva Hohenberger: Bilder der Globalisierung

Visualisierungsstrategien in Darwins alptraum, we FeeD the worlD und unser täglich Brot Die Filme, über die ich sprechen möchte, gehören zu den erfolgreichsten deutsch­ sprachigen Dokumentarfilmen der letzten Jahre. Sie reihen sich ein in ein globali­ sierungskritisches Umfeld, werden in der politischen Bildungsarbeit eingesetzt, haben Preise gewonnen und Darwins alptraum sogar einen Prozess. Wenn man sich mit ihren Bildwelten befasst, kommt man daher kaum umhin, jene in Beziehung zu setzen zu gängigen globalisierungskritischen Rhetoriken, politischen Aktionsformen und Anrufungsmechanismen. Auch wenn es mir vordergründig nicht darum geht, das jeweilige Politikverständnis der Filme zu extrapolieren, sondern mich zuvorderst auf die ästhetischen Strategien der Filme zu konzentrieren, wird aus jenen doch auch ableitbar, was jeweils unter Politik verstanden sein kann. Zunächst aber einige Sätze zum Begriff der «Visualisierung», der dieser Tagung als Gegenbegriff zur Imagination, also zur Vorstellungskraft dient. In der Didaktik, und allgemeiner bei Präsentationen, meint Visualisierung die Verbildlichung abstrakter Tatbestände, Begriffe und Zusammenhänge, etwa in einer Infografik. Ich möchte im Folgenden, an solche Bestimmungen anschließend, sie aber auch erweiternd, unter Visualisierung jenen Prozeß verstehen, der etwas Unsichtbarem ein Bild gibt. Das schließt die grafische Präsentation von statistischen Daten noch ein, würde aber ebenso auf die Figur der Justitia zutreffen, die eine Visualisierung der Gerechtigkeit dar­ stellt, so wie das Männchen auf der Klotür die Vorschrift visualisiert, dass Männer und Frauen getrennte Toiletten zu benutzen haben. Visualisierung setzt in diesem Sinn Vorstellungskraft voraus und ist nicht unbedingt ihr Gegenteil.

Claus Leggewie: Die Globalisierung und ihre Gegner, Deutschlandfunk, Büchermarkt (06.06.2003).

Vor genau einem Jahr ist ein Buch erschienen, das keinen geringeren Anspruch hat, als das kommunistische Manifest unserer Zeit zu sein. Seitdem hat sich ein Netzwerk von Lesezirkeln und Diskussionsgruppen herausgebildet, das die Thesen von Michael Hardt und Toni Negri zur Globalisierung für eine politische Praxis nutzbar zu machen versucht. Im Mittelpunkt dieses Buches, dessen Titel »Empire« aus guten Gründen für die deutsche Ausgabe nicht mit »Reich« übersetzt wurde, steht die Diagnose, dass das gegenwärtige globale Machtgefüge im Unterschied zu den Zeiten des Imperialismus kein Zentrum mehr hat.

Michael Hartmann, Die globale Wirtschaftselite. Eine Legende. Frankfurt am Main/New York: Campus 2016, 246 S., kt., 24,95 €

Soziologische Revue, 2017

Michael Hartmann untersucht mit umfassenden biographischen Daten von CEOs, Chairmen und Milliardären sowie Strukturdaten zu Elitehochschulen die These von der Entstehung einer globalen Wirtschaftselite. Hartmann bestreitet diese These mit der Begründung, dass einerseits die grenzüberschreitende Mobilität der Eliten dafür nicht ausreicht und andererseits die nationalen Elitehochschulen keine institutionelle Grundlage für die Ausbildung einer globalen Wirtschaftselite bereitstellen (190). Zur empirischen Überprüfung bemüht Hartmann einen umfangreichen Datensatz, der in der internationalen Elitenforschung einmalig sein dürfte. Insgesamt wurden Daten von 20.000 Personen einbezogen (28). Die Kernanalyse bezieht sich auf biographische Daten der Vorstände (CEO) der 1.000 größten Unternehmen aus der Forbes Global 2000-Liste sowie den 1.000 reichsten Milliardären der Welt (27). Darüber hinaus wurden Daten zu den Aufsichtsratsvorsitzenden und ältere Daten zu Topmanagern aus dem Zeitraum 1995 bis 2015 als Vergleich hinzugezogen (26). Für die 100 größten Unternehmen aus sechs Industrieländern wurden zudem aktuelle Daten nachrecherchiert (23f.). Wie in früheren Arbeiten hat Hartmann biographische Daten aus veröffentlichten Quellen erhoben. Durch eine neue Datenquelle, den ‚Board Index' des internationalen Personalberatungsunternehmens ‚Spencer Stuart' war es ihm möglich, die Datenbasis seiner früheren Studien zum Thema (siehe Hartmann, 1999; 2009; 2015) erheblich auszuweiten und eine beeindruckende Zahl von Ländern abzudecken. Das Buch wird daher in den nächsten Jahren eine der Hauptquellen für Daten zur Globalisierung von Wirtschaftseliten darstellen.

Was heißt Globalisierung?, 12 Seiten.

Gerhard Preyer

Buchauszug Gerhard Preyer Soziologische Theorie der Gegenwartsgesellschaft I (3 Bd.) Mitgliedschaftstheoretische Untersuchungen Springer/VS Verlag 2006 (erste Auflage). Erweiterte und bearbeitete Fassung Gerhard Preyer Teil III Soziologie der Globalisierung VI Was heißt Globalisierung?, S. 305-349, in: ders., Soziologische Theorie der Gegenwartsgesellschaft I (3 Bd.), Springer/VS Verlag 2018 (zweite Auflage).

A. Leutzsch: Die Geschichte der Globalisierung als globalisierte Geschichte, Die historische Konstruktion der Weltgesellschaft bei Rosenstock-Huessy und Braudel (Forschung, Vol. 941) Frankfurt/New York 2009: Campus-Verlag]

2009

This file contains the table of contents and a review of my monograph – “Geschichte der Globalisierung als globalisierte Geschichte” – on the relationship between perceiving, writing and making of global history. In the book I analyse “varieties” of the global discourse in historiography (E. Rosenstock-Huessy’s concept of revolution/circumvolution vs. F. Braudel’s concept of evolution/longue durée); and political and social sciences (e.g. F. Fukuyama’s concept of an „End of History“ and I. Wallerstein’s „World Systems Theory“ – both as being extensions of “elements of the globalisation discourse” that I discuss in the first chapters). In a nutshell, I wrote a meta-history of global history based on historiography and globalization theories as corpus of sources. Consequently, I don’t make a sharp distinction between “primary“ and “secondary sources” but I treat theories as printed perceptions of historical events and largely based on the author’s standpoint and historical “diagnose” (as Braudel and Rosenstock-Huessy actually reflected in some of their writings.) In the last chapter (III) I wrap my findings up and sketch my own theory of globalisation/global history that the WZB Berlin Social Science Research Center honoured with the A.SK Social Science Award Fellowship in 2007.