Struktur – Institution – Regelmäßigkeit: Welche Konsequenzen hat eine Einbeziehung von Materialität für die Untersuchung „des Sozialen“? (original) (raw)

Struktur - Institution - Regelmäßigkeit: Welche Konsequenzen hat die Einbeziehung von Materialität für die Untersuchung "des Sozialen"?

Frühjahrstagung der Sektion Soziologische Theorie, 8.-9. Mai 2015, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg: Die Frühjahrstagung der Sektion Soziologische Theorie wurde von Anna Henkel, Gesa Lindemann und Uwe Schimank ausgerichtet und zeichnete sich durch eine gute Diskussionsatmosphäre über eine Vielfalt soziologischer Theorien hinweg aus. Sie war im Modus einer Arbeitstagung organisiert, so dass die etwa dreißig Anwesenden auf der Basis von zuvor von allen Vortragenden zur Verfügung gestellten Texten ins Gespräch kommen konnten. Darüber hinaus fand am Ende des ersten Veranstaltungstages eine allgemeine Diskussion darüber statt, welche Konsequenzen es haben kann, Materialität in die soziologische Theorie und Empirie einzubeziehen, deren Ergebnisse diesem Bericht vorangestellt seien. Im Mittelpunkt der Gesamtdiskussion stand die Frage, ob und, wenn ja, unter welchen konkreten Umständen es erforderlich sei, das Konzept "Materialität" in die soziologische Theoriebildung überhaupt aufzunehmen. Ausgangspunkt war die These, dass eine Einbeziehung von Materialität Theorien komplizierter mache, so dass es begründungsbedürftig sei, wenn man sich dieser Mühe unterziehe. Viele, wenn nicht die meisten Themen ließen sich auch ohne eine Einbeziehung von Materialität theoretisch angeleitet empirisch bearbeiten. Auf diese grundsätzliche Frage wurden drei Antworten formuliert. Erstens wurde gegenwartsdiagnostisch argumentiert, Materialität wirke seit den 1970er-Jahren in Form ökologischer Krisen und seit den 1990ern in Form neuer Technologien in einer Weise an gesellschaftlichen Entwicklungen mit, dass ein rein auf menschliches Handeln oder Kommunizieren ausgerichteter Theorierahmen notwendig unterkomplex bleibe. Zweitens wurde aus politischer Sicht betont, dass in der aktuellen gesellschaftlichen Praxis Materialität nun einmal Relevanz zugesprochen werde, etwa im Vorhaben der Klimawende. Drittens schließlich machte man die sozialtheoretische These stark, dass die Frage nach der Notwendigkeit der Einbeziehung von Materialität

Beständigkeit im Raum des Sozialen: Der Begriff der Institution bei Arnold Gehlen

Most problems related to biodiversity management have an ecological as well as a socio-economic dimension. Consequently, there has been a growing recognition that adequate management recommendations directed at such problems can only be developed if knowledge from ecology, economics and various social science disciplines is taken into account in an integrated manner. To respond to the need for integrated research, a number of approaches have been proposed over the last decade or so with the aim of integrating knowledge from the natural and social sciences. These approaches emerged in different contexts and have integrated different disciplines. As the recognition of the need for integrated research is rather recent the approaches that integrate natural and social sciences are still in a phase of development. In order to further this development, a better understanding of how to tackle specific challenges that arise when knowledge from different disciplines is integrated may be helpf...

Extrem und Normalität: Institutionalisierung als Komplementäre Alternative

Diskurse der Empfindsamkeit, 1988

E ntgrenzung, Expansion, Intensivierung-vor allem unter solchen und ähnlichen Begriffen bündelte sich bislang die Geschichte der Empfindsamkeit. Sei es, daß von der Empfindsamkeit die Rede war als einer Kommunikation, die die komplementäre Ordnung standesspezifischer, gegeneinander abgeschlossener Sprachfelder überschreitet, sei es, daß eine empfindsame Nahwelt Chancen für ein privates und persönliches Glück eröffnet. Doch dieser Zugewinn an zugleich individualisierender wie sozialisierender Kommunikation bedeutet andererseits nicht, daß der in den 70er Jahren des Jahrhunderts so erfolgreiche • Pascal Bruckner/ Alain Finkielkraut, Das Abenteuer gleich um die Ecke. Kleines Handbuch der Alltagsüberlebenskunst (aus dem Französischen von H. Kober), München/ Wien 1981, S. 112.

Die Soziale Stadt im Blickwinkel des Neo-Institutionalismus

2012

Seit den 1990er Jahren sind integrierte Stadtentwicklungsprogramme institutionalisierter Bestandteil europäischer Stadtpolitiken. Durch die Betonung kooperativer Handlungsmuster in Multi-Akteurskonstellationen soll für die lokal agierenden Akteure erweiterte Handlungskapazität erschlossen werden, um so auf die Herausforderungen in den Nachbarschaften reagieren zu können. Der vorliegende Beitrag betrachtet aus neo-institutionalistischer Perspektive die Bildung von regulativen, normativen und kognitiv-kulturellen Institutionen, die sich in der alltäglichen Umsetzung des Frankfurter Stadtentwicklungsprogramms "Soziale Stadt, aktive Nachbarschaften" etabliert haben. Es kann gezeigt werden, dass sich zwar die Handlungskapazitäten der Akteure erhöht haben, sich aber zugleich auch Strukturen etablieren konnten, die im Vorhinein nicht intendiert waren und deren Konsequenzen zum Zeitpunkt des Programms nicht absehbar sind.

Zerstörung des Denkens in Institutionen. Zur Dimension des Sozialen bei Wilfred Bion

Von meinen beruflichen Anfängen als Musiktherapeutin an hat das klinische Gebiet der geistigen Behinderung mich nicht losgelassen. Vielerlei Erfahrungen brachten mich dazu, den Schein von naturgegebenem Schicksal zu hinterfragen, der diese Phänomene umgibt, und die soziale Rolle zu untersuchen, die das "Geistigbehindertsein" und die davon betroffenen Menschen zugewiesen bekommen. Hilfreich wurde mir im Verfolg dieser Fragen zuallererst das Werk Alfred Lorenzers. Dessen Konzeption vom szenischen Charakter menschlichen Erlebens und seine Überlegungen, in welcher Weise das Szenische sich im Subjekt niederschlägt, erwiesen sich als essentiell zum Verständnis der gesellschaftlichen Faktoren, die beim "Geistigbehindertwerden" eine Rolle spielen. Ebenfalls wichtig wurde mir Mario Erdheims Theorie von der gesellschaftlichen Produktion von Unbewusstheit und deren Verwaltung in Institutionen. Der hier zentrale Begriff der gesellschaftlichen Phantasmen füllte sich in der klinischen Erfahrung mit geistig behinderten Menschen mit besonderer Bedeutung -ich erkannte, dass das Gesamt der Interaktionsformen, und d.h. der psychischen Einstellungen, diagnostischen Überlegungen, Organisationsformen und Behandlungspraktiken etc., das sich um das Phänomen der geistigen Behinderung dreht, als eine Institution zu betrachten sei, die sich über Phantasmen in den Individuen durchsetzt und eine wichtige, sozial und je individuell meist destruktive gesellschaftliche Rolle spielt: die "Institution Geistigbehindertsein".

Konstitution des Sozialen oder soziale Konstitution? Gemeinschaftshabitualität als Voraussetzung und Grenze sozialer Erfahrung (Phänomenologische Forschungen 2013. Meiner Verlag: Hamburg, 301-319)

Phänomenologische Forschungen Jahrgang 2013: Soziale Erfahrung. ed. / Dieter Lohmar; Dirk Fonfara. Felix Meiner Verlag, 2013. p. 301-317.

Im folgenden Beitrag wird versucht, eine implizite Ebene sozialer Erfahrung, eine passive Konstitution des Sozialen aufzuzeigen: Ausgangspunkt hierfür soll das Konzept einer Gemeinschaftshabitualität sein. Es wird dafür argumentiert, dass diese als Voraussetzung für höhere Stufen sozialer Erfahrung bzw. Handlung fungiert. Sie ermöglicht ein vorprädikatives Verständnis anderer Subjekte innerhalb derselben Heimwelt und erleichtert soziale Handlungen. Zugleich wird aber auch die Einfühlung und soziale Interaktion mit Subjekten erschwert, die einer anderen Gemeinschaft oder Kultur angehören: Die gleichen Prozesse und Mechanismen, die so zur Kontinuität und Identität einer sozialen Gemeinschaft gehören, können so auch zur Normierung und Ausschluss Anderer führen. Das gemeinsame Umfeld, die gemeinsame Tradition fungiert hier als eine soziale Konstitution, die jede weitere Erfahrung leitet. Gemeinschaftshabitualität als implizite Ebene sozialer Erfahrung hat insofern nicht nur eine ermöglichende, sondern auch eine beschränkende Funktion.

Einleitung: Materialität – Komparativität – Konstitutivität

Literatur und Recht

ZusammenfassungDie Buchreihe Literatur und Recht beginnt mit der These, dass die Beziehungen zwischen diesen beiden großen gesellschaftlichen und kulturellen Bereichen mit der Aufteilung in die Aspekte Materialität, Komparativität und Konstitutivität systematisch dargestellt und umfassend bestimmt werden können. Die ersten drei Bände der Reihe, die sich jeweils intensiv mit einem der Begriffe auseinandersetzen, falten diese These aus und veranschaulichen sie mit Grundsatzüberlegungen, Fallstudien und weiterführenden Gedankengängen. Die hier folgende Einleitung stellt die Grundlagen dieser Dreiteilung dar.

Zum Kritikpotential der Untersuchung sozialer Phänomene als ›epistemische Dinge‹

2015

Das ›epistemische Ding‹ des Wissenschaftshistorikers Jorg Rheinberger hat den Sprung aus dem Labor in die soziologische Theorie geschafft: Es wird zunehmend auf soziale und kulturelle Phanomen auserhalb der naturwissenschaftlichen Experimentalsysteme angewendet. Der Beitrag diskutiert, welche Gefahren, aber auch heuristischen Potentiale dieser Ubersetzungsprozess beinhaltet. Ausgangspunkt ist dabei die Frage, was eigentlich genau ubersetzt wird und was in diesem Prozess verloren geht. Zu letzterem gehoren das kritische Verfahren der Entwicklung des Begriffs, aber auch sein spezifisches topologische setting innerhalb der Theoriearchitektur Rheinbergers. Anschlusse werden demgegenuber an die inhaltlichen Charakteristika des epistemischen Dings gesucht. Wird damit der Dingbegriff fur die Analyse sozialer Phanomen in den Vordergrund gestellt, stellt sich die Frage, worin sein spezifisches heuristisch-kritisches Potential liegen kann. Um dies zu bestimmen, wird die Verdinglichungskritik ...