Mozart! und Elvis - Musikgeschichtstheater zwischen narrativem Musical und Reenactment (original) (raw)

Musikgeschichte auf der Bühne - Performing Music History

»Ein Stück Musikgeschichte auf Tour. ›Elvis-Das Musical‹ in der Sparkassenarena«, so titelte das Landshuter Wochenblatt am 16. Juli 2018. 1 Geworben wird hier also mit der Aussicht, Musikgeschichte auf der Bühne des Musiktheaters erleben zu können. Der Gefahr, dass der Eindruck entstehen mag, dabei einer eher trockenen Nachhilfestunde in Geschichte beiwohnen zu sollen, scheint gegenüber dem Versprechen, hierbei werde es sich um eine ebenso lehrreiche wie vergnügliche Veranstaltung handeln, weniger Gewicht beigemessen zu werden. Dies wird vor allem unter bestimmten gesellschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen verständlich, die in den letzten 20 Jahren den Entwurf und die Verbreitung eines recht attraktiven Bilds der Geschichtsvermittlung jenseits von Klassenzimmer und akademischen Curricula befördert haben. Dass man im Jahr 2018 zu einer Elvis-Show unter dem Vorzeichen von Musikgeschichtsvermittlung locken kann, hat wesentlich damit zu tun, was die gegenwärtige Geschichtswissenschaft das Konzept der Public History nennt, nämlich »Darstellungen in textueller, audiovisueller sowie performativer Form […], die Wissen über die historische Vergangenheit in einer verständlichen attraktiven Weise präsentieren und ein breites Publikum erreichen«. 2 Darunter ist also mindestens zweierlei zu verstehen: Erstens der gar nicht neue Vorgang, dass Geschichtsschreibung auch jenseits der professionalisierten Geschichtswissenschaft existiert, dass also-wenn man so will-auch Laien Geschichte schreiben, reflektieren, publizieren und vermitteln. Und zweitens, dass diese Art der Beschäftigung mit Geschichte nicht anrüchig oder zu belächeln, sondern legitim und ernst zu nehmen ist, und