Perspektiven im Lehrberuf. Ein Diskussionsbeitrag (original) (raw)

Einleitung (Perspektiven und Potentiale in der Schuleingangsstufe)

2015

Die Tagung der "Arbeitsgruppe Bildung junger Kinder" der Schweizerischen Gesellschaft für Lehrerinnen-und Lehrerbildung im Jahr 2013 widmete sich einer Auslotung von "Perspektiven und Potentialen in der Schuleingangsstufe". Die Reformideen, die in den 1990er Jahren für den Bereich Kindergarten und Primarstufe entwickelt wurden, fanden in der Schweiz ihre Umsetzung im Schulentwicklungsprojekt "Grund-und Basisstufe" der EDK-Ost. Mit der interkantonalen Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule wurde die Eingangsstufe zudem als Teil der Primarstufe definiert. Auch in Deutschland und Österreich gibt es Reformprojekte zur Schuleingangsstufe. Dabei handelt es sich einerseits um strukturelle Reformen wie etwa die Schaffung altersgemischter Klassen, die flexible Verweildauer oder integrative Ansätze. Andererseits geht es um Themen der Schul-und Unterrichtsentwicklung wie innere Differenzierung, Individualisierung, kooperative Lernformen oder auch um die zielstufenadäquate, didaktische Ausgestaltung bildungsbereichsbezogener Lernarrangements. Da insgesamt die Bedeutung früher Bildung in institutionellen Kontexten, nicht zuletzt in Folge der absehbaren Effekte des demografischen Wandels, der Veränderungsprozesse in der sozio-bzw. interkulturellen Zusammensetzung der Gesellschaften und der sich abzeichnenden künftigen Probleme bei der Rekrutierung ‚geeigneter' Arbeitskräfte, im öffentlichen Diskurs deutlicher als bislang wahrgenommen wird, schärfen sich auch die Fragen nach Bildungsverständnis und-inhalten im Schuleingangsbereich sowie nach den Schnittstellen von frühkindlichem Bereich, Schuleingangsphase und Primarstufe aus. Diese Gemengelage befördert sowohl die "Perspektiven und Potentiale der Schuleingangsstufe" in ihrer praktischen Ausgestaltung als auch eine theoriegeleitete und an der Empirie gesättigte Befassung mit den damit erkannten aktuellen Problemlagen. Für die Tagung wurden forschungsgestützte Beiträge eingeworben, die sich-aus den Perspektiven einer Analyse und Reflexion der Reformen auf Makroebene, der Unterrichtsentwicklung auf Meso-und Mikroebene, den Entwicklungen in der Professionalisierung von Lehrpersonen des Schuleingangsbereichs in Grund-und Weiterbildung-mit den "Perspektiven und Potentialen" auseinandersetzen. Die präsentierten Beiträge haben diese systematisch gedachte Trennlinie nicht immer eineindeutig eingehalten, was aus Sicht der Herausgeberinnen und Herausgeber auf den enormen Nachholbedarf weiterführender Forschung in den genannten Perspektiven hinweist. Dieser

Gemeinsam zum Lernen forschen – ein Brückenschlag der Perspektiven

2018

Wie kann über das Lernen in der Basisbildung auf Augenhöhe mit den Lernenden gesprochen werden? Der vorliegende Beitrag stellt ein partizipativ angelegtes Forschungsprojekt vor, das als Vorstudie für ein größeres, mit Februar 2018 noch in Planung befindliches Forschungsprojekt diente: den "Forschungskurs Lernen". In diesem vorgelagerten Forschungskurs erprobten (ehemalige) BasisbildungskursteilnehmerInnen gemeinsam mit ProjektbetreiberInnen im Bereich Basisbildung und mit Berufswissenschafterinnen den partizipativen Forschungszugang. Die verschiedenen Perspektiven der beteiligten ForscherInnen, ihre Erfahrungen im Forschungskurs und so manches Aha-Erlebnis werden im Beitrag eindrücklich beschrieben. Den theoretischen Hintergrund des Forschungskurses bildet die "Transformative Learning Theory" nach Jack Mezirow, die den Prozess der Transformation von Perspektiven als eine grundlegende Dynamik im Bereich des Lernens, der Entwicklung und der Bildung von Erwachsenen ...

Praxisreflexion mit Lehramtsstudierenden

2019

Im Folgenden wird auf der Grundlage erster Erfahrungen in der supervisorischen Begleitung von Lehramtsstudierenden (Berufsfeldorientierende Praxisstudie im Bachelorstudium) dargestellt, wie das Rollen-Set nach Merton eingesetzt werden kann, um die oft widerspruchlichen Erwartungen, die an die Lehrerrolle geknupft sind, aufzuschlusseln. Ziel dabei ist es, die Studierenden an das Thema Rollenanalyse heranzufuhren und ihnen eine Analysefolie zur Verfugung zu stellen, um die eigenen Praxiserfahrungen reflexiv auf Distanz zu bringen und einen Impuls zu setzen fur die Auseinandersetzung mit der eigenen Rollenidentitat. Durch die reflexive Distanznahme und den moderierten Austausch mit anderen Rolleninhaber*innen sollen haufig unbewusst ablaufende (emotionale) Reaktionen, Situationsdeutungen und soziale Mechanismen in der schulischen Praxis bewusst gemacht – und damit auch verhandelbar und hinsichtlich ihrer Angemessenheit hinterfragbar – werden. Professionalisierung durch Praxisreflexion ...

Ausgerechnet Lehm - praktische Perspektiven für den Lehmbau in Österreich

2015

Österreich und die umliegende Region der Pannonischen Tiefebene mit u.a. Tschechien, Slowakei, und Ungarn, zeichnet sich weltweit durch ihre höchste Konzentration an Lehmbautechniken aus, welche im 18. Jahrhundert ihre Hochblüte erreichte und ab dem 20. Jahrhundert in Österreich systematisch in Vergessenheit getrieben wurde. Das wachsende Bewusstsein hin zu einer ressourcenschonenden und umwelt- als auch gesundheitsverträglichen Bauweise zeigt trotz der heutigen mangelhaften Erfahrung mit Lehm als Baustoff Tendenzen einer Bereitschaft auf, dieses cradle-to-cradle-fähige Material in die moderne Baupraxis von heute wieder zu implementieren, um so nicht nur auf die alten Strukturen der v.a. ostösterreichischen Lehmbauarchitektur durch materialgerechte Restauration reagieren zu können, sondern diesem überraschend vielfältigen Rohstoff auch in der Architektur von heute zu einer sinngerechten Anwendung zu verhelfen.

Zur Ethik des Lehrberufs

Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik

Lehrpersonen sind im schulischen Alltag zwangsläufig mit ethischen Fragen konfrontiert. Selbst Lehrpersonen, die nur Wissen vermitteln wollen und Erziehungsarbeit als Aufgabe ablehnen, müssen pädagogische Entscheidungen treffen, die sie ethisch fordern können. In einem ersten Schritt wird aufgezeigt, inwiefern Ethik eine Herausforderung für alle Lehrpersonen darstellt. Zweitens wird zwischen moralischer und ethischer Verantwortung im Lehrberuf unterschieden. Drittens wird herausgearbeitet, inwiefern die Unterstützung der Lernenden ein ethisches Engagement für Lehrpersonen ist. Viertens wird aufgezeigt, welche ethischen Kompetenzen es braucht, um die Lernenden als eigenständige Subjekte von Erziehungs- und Bildungsprozessen zu adressieren.

Was beschäftigt Studierende in der Rolle als Lehrpersonen? Mehrperspektivische Reflexion subjektiv bedeutsamer Situationen

2020

Im Beitrag wird die Frage untersucht, was Studierende als angehende Lehrpersonen in von ihnen geführten Unterrichtssequenzen wahrnehmen, welche Situationen sie beschäftigen und wie sich zugrundeliegende berufliche Entwicklungsaufgaben ausbildungsphasenspezifisch konkretisieren lassen. In diesem Zusammenhang kam ein stress- und ressourcentheoretisch begründetes Reflexionsinstrument zum Einsatz, welches subjektiv als bedeutsam wahrgenommene Situationen ins Zentrumstellt. Die aus der Bearbeitung des Reflexionsinstruments hervorgehenden Dokumente werden mittels Methoden der qualitativen Inhaltsanalyse analysiert. Ergebnisse zeigen, dass den Studierenden insbesondere Anforderungen der Klassenführung wichtig sind, wobei im ersten Studienjahr die Sicherung des Unterrichtsablaufs, die durch Fehlverhalten von Kindern gefährdet wird, im Vordergrund steht. Im zweiten Studienjahr werden Quellen von auf die Dynamik einwirkenden Interaktionen nicht nur beim Kind gesehen, sondern teilweise auch be...

Arbeit am Fall mit angehenden Lehrpersonen Eine Rekonstruktion unterschiedlicher Reflexionsverständnisse

Pädagogischen Hochschulen gefördert werden? Diese Frage spielt im aktuellen Diskurs über die Ausbildung professioneller Lehrpersonen eine zentrale Rolle. Angehende Lehrpersonen, die "Reflexionskompetenz" aufbauen, entwickeln ein Bewusstsein dafür, dass professionelles Handeln nicht vollständig standardisierbar oder routinisierbar sein kann und dass die im schulischen Alltag gefällten Entscheidungen kritisch reflektiert und begründet werden müssen. Zur Einübung dieser reflexiven Kompetenz erhalten die Studierenden des Instituts für Vorschul-und Primarstufe der Pädagogischen Hochschule Bern (PHBern) seit 2008 den Auftrag, im Rahmen einer Fallarbeit eine im Praktikum erlebte Situation zu protokollieren und anschliessend methodisch angeleitet zu analysieren. 45 Fallarbeiten wurden in einer Studie auf das Professionsverständnis von Studierenden hin untersucht, das der Reflexion von Praxissituationen zu Grunde liegt. Basierend auf der Untersuchung konnten drei Typen von Professionsverständnissen rekonstruiert werden: die Lehrperson als reflexiv-professionalisierte Praktikerin, als soziotechnokratische Perfektionistin und als charismatische Meisterin. Diese Typologie wird im Artikel erläutert und hinsichtlich des Professionalisierungsdiskurses diskutiert. Daran anschliessend werden mögliche Konsequenzen für die Ausbildung an Pädagogischen Hochschulen skizziert. Schlagwörter: Fallarbeit, professioneller pädagogischer Habitus, Reflexionskompetenz, Praktikum als Lernort How can the development of a retrospective, research-based habitus be fostered as a constitutive part of pedagogical professionalism at Universities of Teacher Education? This is a crucial question in the current debate regarding teacher education programs.

Die vielzitierte ‚neue Rolle'des Ausbildungspersonals–Diskussionslinien, Befunde und Desiderate

bwp@ Berufs-und Wirtschaftspädagogik–online, …, 2008

Dem betrieblichen Ausbildungspersonal wird häufig eine neue Rolle zugeschrieben, d.h. Ausbilder werden zunehmend als Moderatoren, Coaches oder Lernprozessbegleiter wahrgenommen. Die Existenz einer neuen Rolle suggeriert aber auch die Abkehr von traditionellen Rollen und entsprechenden Anforderungen, Funktionen und Aufgaben. Analysen zur Stellung, Qualifikation und Rolle des Ausbilders machen jedoch -auch im Vergleich mit Darstellungen aus den 1980er Jahren -deutlich, dass sich zwar die Rahmenbedingen für das Ausbilderhandeln verändert und weiterentwickelt haben, jedoch keineswegs von einem Systembruch oder einem Paradigmenwechsel bezüglich der Ausbilderrolle gesprochen werden kann. Das Aufgabengebiet von Ausbildern ist komplexer und vielfältiger geworden, weiterhin sind zunehmend unterschiedliche Personengruppen mit der Organisation und Durchführung betrieblicher Ausbildung befasst: Die vielzitierte "neue Rolle" des Ausbildungspersonals zeigt sich eher in multiplen Anforderungen, d. h. in Rollenpluralität und -differenzierung. Ansatzpunkte zur Bewältigung dieser Situation sind Qualifizierung und Professionalisierung und eine Aufwertung der Tätigkeit des Bildungspersonals auf betrieblicher, bildungspolitischer und letztlich auch gesellschaftlicher Ebene. © BAHL / DIETTRICH (2008) bwp@ Spezial 4 -HT2008 WS 25 2 Dieses neue Verständnis betrieblichen Lernens führt dazu, dass das Ausbildungspersonal im Wesentlichen als Moderator von Lernprozessen, als Lernprozessbegleiter, als Coach oder als Mentor interpretiert wird und somit dem Berufsbildungspersonal ein Rollenwechsel bzw. eine Konzentration auf diese neue Rolle und ihre Herausforderungen zugeschrieben wird. Bei einem Blick in die Praxis betrieblicher Bildung, aber auch bei einer Analyse der zunehmend komplexen Rahmenbedingungen des Ausbilderhandelns, stellen sich allerdings Fragen, z.B. ob dieses Bild der Ausbilderrolle tatsächlich der real gelebten Berufsbildungspraxis in der Breite der Betriebe entspricht, ob es sich hierbei lediglich um eine Forderung bzw. Notwendigkeit aus Sicht der Betriebe und des Bildungspersonals handelt oder ob hier einer Wunschvorstellung bzw. einer normativen Setzung der Berufs-und Betriebspädagogik Ausdruck verliehen werden soll. Auch wenn wir mit dem folgenden Beitrag diese Fragen nicht grundsätzlich beantworten können und wollen, steht im Zentrum unserer Ausführungen die Überlegung, ob es sich bei der "neuen Rolle" um einen eher diskontinuierlich verlaufenden, abrupten Rollenwechsel (z. B. vom Unterweiser zum Lernberater) und damit um ein neues Paradigma für das Bildungspersonal handelt, das vor dem Hintergrund sich dynamisch veränderter Umwelten und veränderter Arbeitsanforderungen ein neues Rollenverhalten, aber auch z. B. andere Qualifizierungs-und Professionalisierungsstrategien, fordert. Vielleicht handelt es sich aber auch um kontinuierliche Weiterentwicklungen vor dem Hintergrund bestehender und seit langem bekannter Entwicklungen, die zwar zu Differenzierungen und z. T. zu kontroversen Anforderungen an das Ausbildungspersonal führen, es aber keineswegs legitimieren, von einer grundsätzlich neuen Rolle oder gar von einem Paradigmenwechsel zu sprechen. Anhand einer Skizzierung aktueller Rahmenbedingungen und Trends und der Neudeutung und Diskussion von Thesen, die Wolfgang WITTWER vor gut 20 Jahren zur Bedeutung der Ausbildertätigkeit aufgestellt hat, soll dieser Grundfrage im Folgenden nachgegangen werden. 1

Magazin Basisbildung aktuell Gemeinsam zum Lernen forschen-ein Brückenschlag der Perspektiven

Thema Kurzzusammenfassung Wie kann über das Lernen in der Basisbildung auf Augenhöhe mit den Lernenden gesprochen werden? Der vorliegende Beitrag stellt ein partizipativ angelegtes Forschungsprojekt vor, das als Vorstudie für ein größeres, mit Februar 2018 noch in Planung befindliches Forschungsprojekt diente: den "Forschungskurs Lernen". In diesem vorgelagerten Forschungskurs erprobten (ehemalige) BasisbildungskursteilnehmerInnen gemeinsam mit ProjektbetreiberInnen im Bereich Basisbildung und mit Berufswissenschafterinnen den partizipativen Forschungszugang. Die verschiedenen Perspektiven der beteiligten ForscherInnen, ihre Erfahrungen im Forschungskurs und so manches Aha-Erlebnis werden im Beitrag eindrücklich beschrieben. Den theoretischen Hintergrund des Forschungskurses bildet die "Transformative Learning Theory" nach Jack Mezirow, die den Prozess der Transformation von Perspektiven als eine grundlegende Dynamik im Bereich des Lernens, der Entwicklung und der Bildung von Erwachsenen fasst. Eine zentrale Erkenntnis aus dem vorgestellten Forschungsprozess ist die Unplanbarkeit von Lernen, Empowerment und Transformation. Die Unverfügbarkeit des Lernens und der Lernenden bedeutet, Lernen nicht verordnen zu können. Und: Die im Rahmen partizipativer Forschung erhobenen Stimmen der Lernenden, der Bildungsteilnehmenden, aber auch die Stimmen der Nicht-/Noch-nicht-/Nie-Teilnehmenden können das Bild der sozialen Wirklichkeit und gerade die Definition von Basisbildung erweitern, korrigieren und letztlich verändern. (Red.