«No one ever dies» – Burleske und Tod. Zum Umgang der „Sahnetorten-Moral“ mit einem Genre-Tabu (original) (raw)

«No one ever dies»-Burleske und Tod Zum Umgang der ‹Sahnetorten-Moral› mit einem Genre-Tabu «[E]in Mann, der die Straße langläuft, hinfällt und wieder aufsteht ist komisch. Einer der hinfällt und nicht mehr aufsteht, ist nicht mehr komisch. Das ist ein tragischer Fall.» 1 Billy Wilders pragmatische, an der Zuschauerwahrnehmung orientierte Komik definition verweist auf ein zentrales Tabu der Burleske 2 , das auf die filmische Darstel lung des Menschen und seines Körpers zielt: Eine realistische Darstellung von Schmerz und vor allem Tod ist mit dem Genreversprechen nicht vereinbar, schließlich vertrage sich das Lachen «nicht mit Gemütsbewegung», wie Henri Bergson festgestellt hat. 3 So lassen sich die Slapstick-Komödien der Stummfilmzeit folgendermaßen definieren: «Despite all the violence, the chases, the sluggings, the caddishness, the deformities, the shootings, and all the improbable violation of natural laws-nobody is hurt, no one continues to suffer, no one goes hungry, no one cries, and no one ever dies.» 4 Wie gehen nun die Burlesken, die mit ihrer subversiven «Sahnetorten-Moral» 5 und ihrem Vergnügen an der Zerstörung des bürgerlichen (Norm-)Haushalts lustvoll Tabubrüche und Grenzüberschreitungen zelebrieren 6 , mit dem Tod als einem zent ralen, Schranken setzenden Genre-Tabu um? Diese Frage soll im Folgenden am Bei spiel von Filmen verfolgt werden, die im und mit dem Krieg spielen, womit Töten, Sterben und Tod zumindest als thematischer Subtext präsent sind und die Filme sich durch Strategien des Zeigens oder des Ausblendens dazu verhalten müssen.