'H like Horses' – Wahrnehmungsbeschreibungen & Feldpartitur, 2014 (original) (raw)
Related papers
Heidelberger, M. - Innen und Aussen in der Wahrnehmung
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts tritt die physiologische Untersuchung der Wahrnehmung in eine neue Phase ein. Die Sinnesphysiologie löst sich allmählich von der akademischen Philosophie und bildet sich zu einer professionellen Disziplin aus, die sich auf das Experiment stützt. Trotzdem ist die Philosophie aber nicht völlig aus dem Spiel; es kommt vielmehr zu einem Wettstreit innerhalb der Physiologie um die ihr impliziten philosophischen Anschauungen. Außerdem liefern sich schon längst etablierte Disziplinen einen Machtkampf um das Anrecht, die Sinnesphysiologie als Teil ihres Gebiets ansehen zu können. Es wetteifern hier die Physik, Physiologie und Psychologie, und die einzelnen Wahrnehmungstheorien unterscheiden sich charakteristisch durch die Rolle, die sie den einzelnen Wissenschaften zuweisen und durch den unterschiedlichen Anteil, den sie ihnen bei der Erklärung der Wahrnehmung lassen.
Von Platon bis Wittgenstein, 2008
Alfred North Whitehead hat sein metaphysisches Hauptwerk Process and Reality als eine "Kritik der reinen Gefühle" 1 (PR 113) bezeichnet. Dem verbreiteten Bild vom Erfahrungssubjekt, das vor seinen Emotionen existiert und ihr Urheber ist, stellt er eine Beschreibung der Subjektivität entgegen, die aus Emotionen entsteht, und zwar Emotionen, die in der Welt selbst verankert sind: "The basis of experience is emotional. Stated more generally, the basic fact is the rise of an affective tone originating from things whose relevance is given." (AI 176) Nicht das Subjekt macht seine Erfahrungen und fügt ihnen Emotionen hinzu, sondern Erfahrungen entstehen aus Emotionen und bilden ein Subjekt. Für die moderne Subjektivitäts-und Moralphilosophie ist dies eine fremdartige Perspektive, und ihr Abstand zu den scheinbar notwendigen Voraussetzungen unserer moralischen Existenz wie dem der Erfahrung und den Gefühlen zugrunde liegenden erkennenden und handelnden Subjekt ist mitunter als ein Mangel betrachtet und darauf zurückgeführt worden, dass Whitehead als Mathematiker und Physiker im Grunde mehr an natürlichen Prozessen interessiert gewesen sei. 2 Whiteheads ungewöhnliche Beschreibung von Erfahrungsprozessen ist jedoch nicht subjektivitätstheoretischer Naivität geschuldet, sondern seinem Verständnis von Philosophie: In seinen Augen ist es nicht die Aufgabe der Philosophie, unser gewöhnliches (oder das in der Philosophie verbreitete) Verständnis von uns und der Welt zu rechtfertigen oder ihm zusätzliche Beweisgründe unterzulegen, indem gezeigt wird, dass wir (angeblich) aus logischen, erkenntnistheoretischen, moralischen oder welchen Gründen auch immer so und so denken müssen oder sollten, sondern zu untersuchen, wie ein solches _____________ 1 Die Ausdrücke "Gefühle" und "Emotionen" werden im Folgenden synonym verwendet. 2 Vgl. Rapp 1990.
Gestalt Theory - An International Multidisciplinary Journal, 2018
About the Ability to Be in Two Places at Once. A Multiple-Field-Approach to the Understanding of Human Experience Summary: In 1915 the Danish psychologist Edgar Rubin describes in his famous work on figure-ground perception, the phenomenon that when you look attentively at a picture, a second, virtual ego arises, breaking away from the viewer-ego to wander around in the picture along the contours of the depicted. In 1982, German Gestalt psychologist Edwin Rausch expanded this observation of the emergence of a second phenomenal ego to the conclusion that not only does a second phenomenal ego emerge, but with it a second phenomenal total field, ie a second phenomenal world with its own phenomenal ego and an own phenomenal environment of this ego. Several years ago, I proposed a multi-field-approach in psychotherapy building on this research. This approach involves three levels: First, the level of phenomenological observation and psychological analysis of the conditions that determine the formation of such a second total field (and even further total fields), regardless of whether this occurs spontaneously or intentionally or as a result of external influences. Second, the level of explanation of various psychic processes, which in the field of psychotherapy have been explained so far mainly on the basis of depth psychology, and the conceptualization of the therapeutic situation and therapeutic processes from a Gestalt psychological perspective. Third, finally, the level of practical application of such insights on the development of appropriate procedures and interventions that can promote or defer the emergence of such second or multiple fields in psychotherapy. The present article introduces the multi-field approach, especially at the first level, and refers to research and discussion on mind wandering, imagining, daydreaming and dissociation. Discussion/Commentaries by Michael B. Buchholz, Juergen Kriz, Rainer Kästl Zusammenfassung: Der dänische Psychologe Edgar Rubin beschreibt 1915 in seinem berühmten Werk zur Figur-Grund-Wahrnehmung das Phänomen, dass bei eingehender Betrachtung eines Bildes ein zweites, virtuelles Ich entsteht, das sich gewissermaßen vom Betrachter löst, um an den Konturen des Abgebildeten entlang zu wandern. Diese Beobachtung der Entstehung eines zweiten phänomenalen Ichs erweitert der deutsche Gestaltpsychologe Edwin Rausch 1982 zu der Feststellung, dass sich bei dieser intensiven Bildbetrachtung nicht nur ein zweites phänomenales Ich herausbildet, sondern mit ihm auch ein zweites phänomenales Gesamtfeld, also eine zweite phänomenale Welt mit einem eigenen Ich und dessen eigener Umwelt. Ich habe vor einigen Jahren vorgeschlagen, diese Forschungsergebnisse für einen Mehr-Felder-Ansatz in der Psychotherapie zu nutzen. Dieser Ansatz umfasst drei Ebenen: Erstens die Ebene der phänomenologischen Beobachtung und der psychologischen Analyse der Bedingungen, die für die Herausbildung eines solchen zweiten Gesamtfeldes (und auch weiterer Gesamtfelder) maßgeblich sind, egal ob diese spontan oder beabsichtigt oder infolge äußerer Einwirkung erfolgt. Zweitens die Ebene der Erklärung verschiedener psychischer Vorgänge, die im Bereich der Psychotherapie bisher hauptsächlich auf tiefenpsychologischer Grundlage erfolgte, und die Konzeptualisierung der therapeutischen Situation und therapeutischer Prozesse aus gestaltpsychologischer Perspektive. Drittens schließlich die Ebene der praktischen Umsetzung so gewonnener Erkenntnisse für die Entwicklung angemessener Vorgangsweisen und Interventionen, die die Herausbildung solcher zweiter oder mehrfacher Gesamtfelder fördern oder hintanhalten können. Der vorliegende Beitrag stellt den Mehr-Felder-Ansatz vor allem auf der ersten Ebene vor und verweist auf Bezüge zu Forschung und Diskussion über „mind wandering“, Imaginieren, Tagträumen und Dissoziieren. Mit drei Diskussionsbeiträgen von Michael B. Buchholz, Juergen Kriz, Rainer Kästl.
Visibilis creatura – invisibilis salus Zur Deutung der Wahrnehmung in der Karolingerzeit
Wahrnehmungen und Deutungen im Mittelalter
Visibilis creatura-invisibilis salus Zur Deutung der Wahrnehmung in der Karolingerzeit Exterius igitur quod apparet, non est ipsa res, sed imago rei; mente vero quod sentitur et intelligitur, veritas rei. Ratramnus von Corbie 1. Einleitung Zwischen 806 und 823, wahrscheinlich aber um 812, stellte der Bischof Haito von Basel eine Liste von 25 capitula für die Priester seiner Diözese zusammen. Die Kapitel sollten den Geistlichen zur Mahnung dienen: Die Landpriester konnten ihnen entnehmen, wie sie die ihnen anvertraute Gemeinde "züchtig und gerecht" zu leiten und in der Verehrung Gottes zu bestärken hatten. 1 Gleich zu Beginn dieser Kapitelliste legte Haito fest, welche Texte die Priester kennen und verstehen sollten. Dazu gehörten das Vaterunser, das ‚Symbolum apostolorum', die Antworten der Gemeinde im Gottesdienst und das Athanasianische Glaubensbekenntnis, genauso aber auch die Sakramente der Taufe, der Firmung und der Eucharistie, die Haito als "das ‚mysterium' des Körpers und des Blutes des Herrn" bezeichnete. 2 Zur Kenntnis dieser Sakramente äußerte sich Haito sogar noch etwas genauer: Die Priester sollten insbesondere wissen, so forderte er, "wie in diesen ‚mysteria' die sichtbare Schöpfung (visibilis creatura)
Unterschiedliche Wahrnehmungen als gravierendes Hemmnis im „Wissenstransfer“ zur Tiergesundheit
2015
Im Mittelpunkt einer aktuellen Studie stand die Identifikation potentieller Hemmnisse im Prozess eines zielfuhrenden „Wissenstransfers“ im Zusammenhang mit den erforderlichen Verbesserungen des Tiergesundheitsstatus auf landwirtschaftlichen Betrieben. In dem stakeholder- orientierten Vorhaben wurden die Perspektiven von Vertretern verschiedener Interessensgruppen mithilfe von Instrumenten der Kommunikationswissenschaften reflektiert. Die Ergebnisse ergaben erhebliche Unterschiede in der Wahrnehmung und Beurteilung von Tiergesundheit. Die bisherige Konzeption und Organisation des „Wissenstransfers“ in Form eines „Technologietransfers“ ist im Kontext der Tiergesundheit nicht zielfuhrend und bedarf einer grundlegenden Revision, sofern der Transfer zu einer Verbesserung der Situation beitragen soll. Ausgangspunkt und Voraussetzung fur Verbesserungen ist die Festlegung von Zielgrosen (z.B. zulassige Pravalenzraten von ausgewahlten Produktionskrankheiten), welche allen Stakeholder-Gruppen...
2012
Die Arbeit betrachtet drei Romane, die allesamt im Rahmen kolonialer Gesellschaften in unterschiedlichen Konstellationen am Beispiel der Protagonistinnen dramatisieren, inwiefern diese aufgrund von Geschlecht, Klasse und ethnisch-kulturell-nationaler Herkunft Probleme haben, eine Identitat auszubilden, die mit den Normen der politisch dominanten Ideologien kompatibel ist. Die fatale Verquickung von sexistischen und rassistischen Geschlechterstereotypen macht die Protagonistinnen zu psychischen Grenzgangerinnen, die in allen drei Texten schwere psychische Krisen durchleben aufgrund derer sie als verruckt gelten. Der Arbeit geht es darum, sub-alterne Identitaten herauszuarbeiten, die hybrid, vielschichtig und dynamisch sind, sich jedoch nicht auserhalb von kolonialen Diskursen bewegen. Die Protagonistinnen verweisen auf Gegendiskurse zu den hegemonialen Diskursen, wobei diese nicht zwangslaufig auch Orte der Lebbarkeit und einer Stimme reprasentieren. Diese Gegendiskurse tauchen vorne...