Wissenschaftskommunikation, Utopien und Technikzukünfte (original) (raw)

Technik, Utopien und Science-Fiction

2021

Seminarplan der Lehrveranstaltung "Technik, Utopien und Science-Fiction" im Wintersemester 2021/22 an der Universität Hamburg. Science-Fiction ist nicht nur ein literarisches Genre, sondern Teil der Populärkultur und ein Medium, in dem Gesellschaften Vorstellungen über die Zukunft entwerfen und verhandeln. Zukünfte wiederum erscheinen in unterschiedlichen Sprach- und Denkfiguren, werden hergestellt durch verschiedene Kulturtechniken und soziale Praktiken und geformt durch Narrative und Gattungen. Technik spielt in gesellschaftlichen Zukunftsentwürfen oft eine zentrale Rolle. Wie hängen Science-Fiction, gesellschaftliche Zukunftsentwürfe und Technikentwicklung zusammen? Das Seminar analysiert zentrale Werke und Filme der Science-Fiction als kulturelle Ausdrucksform, epistemische Kategorie und produktives Medium, das nicht nur Wünsche und Ängste zum Ausdruck bringt, sondern auch die Gestaltung, Verbreitung und Aneignung von Technik prägt. Das Seminar fragt aus techniksoziologischer Perspektive nach gesellschaftlichen Dynamiken von Utopien und Dystopien und diskutiert Zusammenhänge von Wissenschaft, Technik und Gesellschaft. Die Seminarteilnehmer:innen entwickeln ein vertieftes Verständnis der Geschichte, Themen und Effekte von Science-Fiction, Utopien und gesellschaftlichen Zukunftsentwürfen. Sie lernen Theorien und Methoden zur Erforschung des Zusammenhangs von Wissenschaft, Technik und Gesellschaft kennen. Anhand konkreter Beispiele können die Teilnehmer:innen Science-Fiction, Utopien und Dystopien in ihren medialen und sozialen Kontexten analysieren und diskutieren. Im Seminar werden zentrale Werke und Filme der Science-Fiction analysiert und im Zusammenhang mit thematisch relevanter wissenschaftlicher Literatur diskutiert. Die Teilnehmer:innen reflektieren unterschiedliche Methoden Zukünfte zu entwerfen und zu gestalten.

Wissenschaftskommunikation

Barth, D.: Wissenschaftskommunikation – relevant auch für musikalische Bildung?!, 2023

Dass Menschen aus der Berufspraxis und Menschen aus der Wissenschaft in einen Dialog treten, gilt als zentrale gesellschaftliche Herausforderung. Auch musikpädagogische Forschung und die entsprechenden Berufsfelder könnten und sollten sich mehr als zuvor vernetzen. Wie die musikalische Bildung davon profitieren mag, wird hier in Hinblick auf verschiedene Phasen der Lehrer:innenbildung und unterschiedliche Formate von Wissenschaftskommunikation dargestellt.

Von der Utopie zur Wissenschaft

Bekanntlich haben Marx und Engels ein Buch geschrieben, in dem sich beide mit Saint Simon auseinandergesetzt haben und das, was Saits Simon im Jahre ….. "Utopie" nannte, auf eine wissenschaftliche Basis gestellt haben. Damit ist allerdings niemals gesagt, daß die "Wissenschaft" eine Seins-Positivistische Kategorie und Dimension ist, in der das Moment der Utopie nivelliert worden ist. Darum geht es gerade nicht. Sondern es geht darum, den Utopischen Kern in der Philosophie und im Sein, auch in der Ökonomie, so herauszuarbeiten, daß dieser U-Topos real-möglich wird, real-möglicher wird. Alle Utopie braucht immer auch Real-Möglichkeiten, sonst ist sie keine U-Topie, sondern eine Illusion.

Wissenschaftskommunikation in »postfaktischen« Zeiten

Merkur 854, 2020

Im November - kurz bevor die Corona-Krise den erklärenden Wissenschaftler zum Medienstar machen sollte - hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in einem Grundsatzpapier einen »Kulturwandel hin zu einer kommunizierenden Wissenschaft« angemahnt. Besonders viel mahnen muss es eigentlich nicht, denn an den Forschungseinrichtungen im Land hat sich längst herumgesprochen, dass, wer Geld bekommen und als relevant wahrgenommen werden möchte, nicht nur forschen, sondern auch darüber reden muss. Die Rektorate und Präsidien der Universitäten dirigieren größere Pressestäbe und investieren massiv in die Außendarstellung-vom Corporate Design bis zur Hochglanzbroschüre, und Sonderforschungsbereiche verfügen über eigene Teilprojekte, die einzig dazu da sind, die Forschungsergebnisse unter die Leute zu bringen. Der Kulturwandel, der dem Ministerium vorschwebt, soll freilich tiefer gehen: inhaltlich und strukturell. Inhaltlich läuft er darauf hinaus, »dass Wissenschaftskommunikation nicht nur die Ergebnis-se vermittelt, sondern auch die Prozesse und Methoden von wissenschaftlicher Arbeit transparent macht und dabei die Komplexität und Vorläufigkeit von wissenschaftlichen Erkenntnissen thematisiert. Aus Sicht des BMBF sind vor allem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler primäre Akteure der Wissenschaftskommunikation. Durch Transparenz und Dialog können sie selbst einen wichtigen Beitrag leisten, das Vertrauen in Wissenschaft zu stärken.« Wissenschaft verständlich zu machen bedeutet so gesehen nicht allein, vermeintlich eindeutige Fakten allgemeinverständlich zu vermitteln, sondern auch zu erklären, wie in der Forschung Erkenntnisse entstehen und wo ihre Grenzen liegen. Damit wird Wissenschaftskommunikation anspruchsvoller, weil sie nicht mehr nur eine Logik nachvollziehbar machen will, sondern darauf aus ist, Laien in die Lage zu versetzen, Entscheidungsprozesse nachvollziehen und sich Alternativen vorstellen zu können.

Wissenschaftskommunikation im Wandel

Die Kommunikation von Wissenschaft ist hochrelevant: Wissenschaftliches Wissen spielt in allen Gesellschaftsbereichen eine immer wichtigere Rolle, von individuellen Fragen zu Gesundheit, Ernährung oder Konsum bis hin zu Entscheidungen in Politik und Wirtschaft. Aber um dahin zu gelangen, muss das Wissen aus seinen Entstehungskontexten in die Gesellschaft kommuniziert werden. Dass es sich dabei um keine simple Übersetzung handelt, sondern wissenschaftliches Wissen in diesem Prozess umgeformt und kritisch hinterfragt wird, zeigen die Debatten über Klimawandel, Risiken der Atomenergie und Gentechnik oder Vor‐ und Nachteile der Nanotechnologie. In den vergangenen Jahren haben sich die Orte, Formen und Inhalte der Wissenschaftskommunikation allerdings diversifiziert. Neben Wissenschaftsrubriken in der Presse und TV‐Wissenschaftsmagazine sind Wissenschaftsblogs, Social Network Sites oder Twitter getreten. Die Menge des verfügbaren wissenschaftlichen Wissens hat sich erhöht, aber auch die Intensität öffentlicher Debatten – und dies wirkt auch auf die Wissenschaft zurück. Die hier versammelten Beiträge analysieren diesen facettenreichen Wandel der Wissenschaftskommunikation. Sie fokussieren dabei auf die Kommunikation innerhalb der Wissenschaft ebenso wie auf die Auseinandersetzung von Wissenschaftlern mit der breiteren Öffentlichkeit und auf öffentliche Debatten über Wissenschaftsthemen.