Medaillenkunst im 21. Jahrhundert (2007-2020). Eine Berliner Perspektive (2021) (original) (raw)

Bernhard Weisser, Medaillenkunst im 21. Jahrhundert (2007-2020). Eine Berliner Perspektive, in: Dietrich O. A. Klose - Bernhard Weisser (Hrsg.), Hand Große Kunst. Medaillenkunst in Deutschland von 2007 bis 2020 (München 2021) 43-78. Berlin – Das Münzkabinett, Editionen und Ausstellungen – Der Berliner Medailleur*innenkreis – Ein subjektiver Blick – Christian Höpfner – Klaus Kowalski – Anna Franziska Schwarzbach – Andreas A. Jähnig – Adelheid Fuss – Marianne Dietz Berlin Berlin zwischen den Jahren 2007 und 2020 ist eine Stadt im Wandel. Die Metropole mit den meisten Bewohnern spiegelt viele Entwicklungen in Deutschland, dazu kommen ganz berlinspezifische Themen. Weiterhin beherrschen überall Baustellen das Bild, und das gilt auch im übertragenen Sinne. Die jahrzehntelange Spaltung bleibt sichtbar, selbst aus dem All anhand der Nutzung verschiedenfarbiger Straßenleuchtmittel. Die Gentrifizierung reduziert den günstigen Wohnraum, der zu einem Spekulationsobjekt geworden ist. Dies führt zur Verdrängung mancher Künstler*innen, gerade auch aus der Mitte Berlins. Über all der durchaus notwendigen Selbstbeschäftigung droht gelegentlich der Blick auf rasante Entwicklungen in globaler Hinsicht verloren zu gehen. Das Münzkabinett, Editionen und Ausstellungen Das Münzkabinett, im Jahr 2006 als Museum wiedereröffnet, hat 2007 begonnen, weitgehend ohne institutionelle Unterstützung die eigenen Bestände im World Wide Web zu veröffentlichen. Die digitale Transformation ist vielleicht das sichtbarste Zeichen für die Entwicklung der Museumsarbeit seit 2007. Digitale Formate treten neben traditionelle Formen der Museumsarbeit. Die ausschließlich virtuelle Eröffnung der Ausstellung „Von Eva bis Greta. Frauen auf Münzen und Medaillen“ infolge der Corona-Beschränkungen im November 2020 verdeutlichte die neue Möglichkeit, solchen Veranstaltungen an weit entfernten Orten zu folgen. Sammelkonzepte der Vergangenheit werden neu bewertet, Kolonialismus und Rassismus werden als solche benannt, die patriotische Verherrlichung der eigenen Geschichte wird kritisch hinterfragt. Die Institution Museum ist nicht mehr selbstverständlicher Teil des kulturellen Lebens, sondern muss sich Fragen nach gesellschaftlicher Relevanz gefallen lassen. Vor diesem Hintergrund ist die Befassung mit der zeitgenössischen Medaillenkunst, mit der Gedenkmünze der Bundesrepublik Deutschland und den an diesen Themen beteiligten Menschen eine Form aktiver Teilhabe des Museums an aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Berlin hat eine große und kreative Kunstszene, wovon auch die Medaillenkunst profitiert. Im Zeitraum der letzten dreizehn Jahre gab es Generationenwechsel, sowohl in der kuratorialen Betreuung als auch in der Medaillenszene selbst.