Bilder der Herabsetzung: Ästhetik und Politik der Social Photography (original) (raw)

Bildpolitik. Bilder als Akteure einer neuen Gesellschaft

2022

Bilder als Akteure einer neuen Gesellschaft Der Titel "Bildpolitik. Bilder als Akteure einer neuen Gesellschaft" zielt auf die revolutionäre Kraft der Arbeiten Schlingensiefs. Schlingensief erfand Bilder, um mit deren Hilfe gesellschaftlich zu wirken. Er begann mit Filmen und entwarf in den Folgejahren Aktionsplakate, Bühnenbilder und Installationen. Selbst im Musiktheater liegt der Schwerpunkt seiner Gestaltungskraft im Visuellen, wobei eine Überforderung bei den Zuschauenden schnell gegeben ist, denn nicht nur die Menge, sondern auch die Originalität, also unbekannte Neuheit, der Bilder und der damit verbundenen Assoziationen fordert vom Rezipienten ein Verstehen der Vision des Neuen, des Aufrufs zur Umgestaltung. Meinen Beispielen lege ich einen relativ weiten Bildbegriff zugrunde, der auch Filme, eine Homepage und ein Bühnenbild integriert, also allgemein auf visuelle Eindrücke zielt. Schlingensiefs Streben nach Originalität ging mit der drängenden Frage einher, wie er zu neuen Bildern kommen könne.1 Die Frage beschäftigte ihn, er äußerte sie wiederholt, vor allem auch im Rahmen der Dreharbeiten zum Film African Twin Towers. In diesem Zusammenhang reiste er mit seinen Darstellern nach Namibia, variierte dort Szenen aus bekannten Filmen und suchte nach neuen Impressionen. Wirkungsvolle Bilder zu finden, verstand Schlingensief hier als seine Hauptaufgabe-sicherlich nicht zuletzt deswegen, weil er um die politische Relevanz der Bilder wusste. Eine Szene spielt in Lüderitz, einem von der deutschen Kolonialherrschaft geprägten Ort. Ein Schwarzer und eine Person mit zotteliger weißer Perücke schmeißen Kreide an eine graue sogenannte Klagemauer und rufen sich verbeugend "Pax, pax, pax" (Frieden). Schlingensief kommentiert schalkhaft, die Szene habe dazu gedient, Frieden zu schaffen auf der Welt, das habe aber nicht geklappt: "Das Bild hat sich doch nicht so durchgesetzt"2. Im Kern dieser selbstironischen Wendung liegt dennoch der Anspruch verborgen, Bilder als Akteure einer neuen Gesellschaft einzusetzen.

Blickwechsel! Ausstellen und Vermitteln von Fotografie als bildpolitische Praxis

Museum und Ausstellung als gesellschaftlicher Raum. Praktiken, Positionen, Perspektiven (Edition Museum, Band 71), 2023

Wie können Museen, Ausstellungsinstitutionen und Ausstellungen als Möglichkeitsräume für demokratische Aushandlungsprozesse fungieren? Und inwiefern können und sollen Ausstellungsinstitutionen über ihre traditionellen Funktionen hinausgehen und zu Akteur*innen politischer Demokratisierung und sozialer Inklusion werden? Die Beiträger*innen tragen verschiedene Aspekte zu diesen Fragen zusammen und widmen sich u.a. dem Kontakt- und Konfliktpotential von Museen und Ausstellungen. Aber auch die künstlerische und kuratorische Praxis als politische Intervention steht im Fokus der Beiträge. Damit zeigt der Band neue Perspektiven auf, Museen und Ausstellungen als veränderbare gesellschaftliche Räume zu begreifen.

Digitaler Bilderstreit – Fotografie zwischen Demokratisierung und Entprofessionalisierung

2012

Nach einer langen Zeit der Menschheitsgeschichte, in der Bilder eine Seltenheit waren, kommt es durch den Iconic Turn zu einer Bildrevolution. Die Digitalisierung der Fotografie ermächtigt jede und jeden zum Fotografieren und das Internet sorgt für die unmittelbare Verbreitung der visuellen Botschaften. Fotografie wird somit ein interpersonelles Kommunikationsmedium, ähnlich der Schrift. Dabei verliert sie die ihr ursprünglich zugeschriebe Beweiskraft und nähert sich, was die Glaubwürdigkeit betrifft, immer mehr der Schrift an. Durch die Digitalisierung der Fotografie erfolgt eine Vereinfachung der technischen Mittel die eine radikale Erhöhung der medialen Partizipation unterstützt. Diese Entwicklung lässt sich anhand der Medientheorien von Magnus Enzensberger, Bertolt Brecht und Lawrence Lessig als Mediendemokratisierung beschreiben. Im Gegensatz dazu sprechen die professionellen Medienproduzenten von einer Entprofessionalisierung der Fotografie und von einer Krise des gesamten Ber...

Das politische Bild im Fokus der sozial- und kulturwissenschaftlichen Methodendiskussion

2015

Zusammenfassung: Ich beschaftige mich in diesem Beitrag im Rahmen einer Doppelrezension mit zwei lesenswerten Anthologien, die das Bild "Situation Room" aus unterschiedlichen disziplinaren und methodisch-theoretischen Perspektiven der Bildinterpretation untersuchen. Beide Anthologien gingen aus einer Tagung hervor und widmen sich der Analyse jener enorm wirkungsmachtigen politischen Fotografie, die die Fuhrungselite des Weisen Hauses (angeblich) bei der Verfolgung der Liveubertragung der Totung BIN LADENs zeigt. Beide Bande verstehen sich zudem als Beitrag zur aktuellen Bildanalysediskussion, die Positionen journalistischer, kunsthistorischer, in erster Linie aber sozialund kulturwissenschaftlicher Provenienz ins Zentrum stellen. Die Bande werden nicht nur einer kritischen Lekture unterzogen, sondern ihr durchaus wertvoller Status im Kontext der jungeren sozialund kulturwissenschaftlichen Bilddiskussion wird eingeordnet.

Die Kunst der Täuschung - Retuschetechniken der Fotografie und ihr Einsatz in der stalinistischen Bildpolitik

Die Fotoretusche ist so alt wie das Medium selbst. Sie findet Einsatz sowohl in der privaten, als auch der öffentlichen Fotografie. Während erstere sich eher an ästhetischen Maßstäben orientiert, kommen in letzter vermehrt manipulative Aspekte zum tragen. Es bedarf dabei komplizierter Verfahren, die hohe technische Raffinesse für sich beanspruchen. Welche Möglichkeiten der nachträglichen Bildbearbeitung gibt es? Wie erlaubten verbesserte technische Möglichkeiten beispielsweise der staatlich gelengten Propaganda in der Sowjetunion (1929 -1953) politische Schlüsellereignisse nachträglich glaubhaft zu verklären?

Maßlose Bilder: Visuelle Ästhetik der Transgression

Maßlose Bilder: Visuelle Ästhetik der Transgression, 2009

Bildern wird überraschend viel zugetraut. Hinter der vielfach erhobenen Rede von der Macht der Bilder steht eine noch wenig erforschte Faszination für die Kraft von Bildmedien, die sich kaum in den engen Grenzen eines Bilderrahmens, einer Kinoleinwand oder eines Bildschirms bändigen lässt. Die Beiträge dieses Bandes, die von der Kunstgeschichte bis zur Kulturwissenschaft, von der Astrophysik bis zur Philosophie und Medienwissenschaft reichen, erörtern die vielfältigen Phänomene einer Transgression solcher Rahmungen. Das gemeinsame Interesse richtet sich hierbei auf Formen der Überschreitung des Visuellen und deren ästhetische, epistemologische, soziale und medientheoretische Funktionen; kurz: auf maßlose Bilder.

‚Die Fotografie war mit der Demokratie groß geworden. Oder umgekehrt.‘ Adrian Sauers Arbeiten als Metaphern des innerdeutschen und (post-)fotografischen Wandels“

in: Christina Leber (Hg.), Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien, Ausst.-Kat., DZ BANK Kunstsammlung, Frankfurt, 2021

Identitäten und Ideologien »Als ich [Vilém] Flusser zum ersten Mal las, war ich schockiert! Die Kamera folgt einem Programm, das alle vorstellbaren Bilder bereits enthält? Folgt der Fotografi erende wie ein Schauspieler nur den vorgegebenen Optionen? Das wäre unglaublich für einen jungen Künstler, der seine eigene Geschichte erzählen will. Dieser Gedanke hat mich nicht verlassen. Er war eine gute Lektion für mich, um mein Medium von da an skeptischer zu betrachten. […] Mir geht es vielmehr darum, das Programm zu zeigen, zu zeigen, dass Bilder das Ergebnis mathematischer und wissenschaftlicher Prinzipien sind.«