Untersuchungen zur latènezeitlichen und frühmittelalterlichen Eisenproduktion im Raum Kelheim (Niederbayern) (original) (raw)

Archäologische und archäometallurgische Untersuchungen zur latènezeitlichen Eisenverhüttung im nördlichen Mitteleuropa

Prähistorische Zeitschrift 87.2 (2012) 433-473, 2013

In der bisherigen Forschung bestand völlige Unklarheit darüber, ab wann im nördlichen Mitteleuropa eine eigenständige Erzeugung von Eisen existierte und wie die frühe Entwicklung dieser Innovation in der Späthallstatt-und Latènezeit ausgesehen hat. Verschiedene hierfür geschaffene Modelle basierten auf einer sehr schmalen Materialbasis und konnten keine hinreichende Klärung dieser Fragen bringen. Mit einem interdisziplinär angelegten Forschungsprojekt war es nun möglich, erstmals für eine ausgewählte Region Technologie, Kapazität und Organisation der latènezeitlichen Eisenerzeugung ansatzweise zu erschließen. Für das Arbeitsgebiet des Teltow ist ab der Frühlatènezeit eine Eisenverhüttung als sicher nachgewiesen anzusehen, wobei der Stand der Entwicklung zeigt, dass die Anfänge noch weiter davor zu suchen sind. Einem aus dem Material heraus erarbeiteten Modell zufolge beruhte das System der Eisenversorgung wahrscheinlich auf der Tätigkeit mobiler Spezialisten.

L. Hansen, Aktuelle Forschungen und Prospektionen zur Eisenzeit in Westhofen, Kreis Alzey-Worms. Mainzer Arch. Zeitschr. 10, 2015, 153-168.

Dieser Beitrag befasst sich mit ar chäologischen Prospektionen des Instituts für Vor-und Frühgeschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in der Gemarkung Westhofen. Ausgangspunkt hierfür war die erneute Untersuchung einer griechischen rotfigurigen Scherbe, die in den 7 0er Jahren des 20. Jahrhunderts durch den Heimatforscher J. Grünewald auf einem Acker aufgelesen wurde (Abb. 1). 1 Bis auf kurze Erwähnungen hat dieses interessante Stück in der bisherigen Forschung keine Beachtung gefunden. 2 Hier mag sicherlich der Gedanke eine Rolle gespielt haben, dass es sich um einen "Südimport moderner Zeit" handeln könnte, also um ein Objekt, das in der Neuzeit nach Westhofen gelangte, um dann als Altfund ausgegeben zu werden. 3 Bei der Scherbe handelt es sich um ein 4,6 4 cm hohes, 2,74 cm breites und 0,4−0,5 cm dickes Fragment mit einem Gewicht von 5,12 g. Laut E. Böhr war es ursprünglich Bestandteil einer um 500 v. Chr. in Athen gefertigten flachen Trinkschale (Kylix). Dargestellt ist auf der Innenseite ein Teil einer Kline, markiert durch zwei parallele horizontale Linien, die von einem Kreisrahmen abgeschnitten wird. Die leicht gebogenen dunklen Linien über dem Rand des M öbels sind wohl Bestandteil des Mantels eines liegenden Zechers. Auf der Außenseite weist eine erhaltene Grundlinie darauf hin, dass die Schale auch hier Bilder besaß. 4 1 J. Grünewald (Westhofen) ist u. a. Mitglied des Redaktionsausschusses des Heimatjahrbuches des Landkreises Alzey Worms, Vorstandsmitglied des Altertumsvereins Worms e. V. und Verfasser zahlreicher Aufsätze. Für sein vielseitiges Engagement wurde Grünewald 2008 mit dem Landesverdienstorden ausgezeichnet. -Ich danke ihm für die Möglichkeit zur Untersuchung der Scherbe und für weitere wichtige Hinweise.

Archäologische und metallurgische Untersuchungen zur latènezeitlichen Eisenverhüttung im nördlichen Mitteleuropa

2012

In der bisherigen Forschung bestand völlige Unklarheit darüber, ab wann im nördlichen Mitteleuropa eine eigenständige Erzeugung von Eisen existierte und wie die frühe Entwicklung dieser Innovation in der Späthallstatt-und Latènezeit ausgesehen hat. Verschiedene hierfür geschaffene Modelle basierten auf einer sehr schmalen Materialbasis und konnten keine hinreichende Klärung dieser Fragen bringen. Mit einem interdisziplinär angelegten Forschungsprojekt war es nun möglich, erstmals für eine ausgewählte Region Technologie, Kapazität und Organisation der latènezeitlichen Eisenerzeugung ansatzweise zu erschließen. Für das Arbeitsgebiet des Teltow ist ab der Frühlatènezeit eine Eisenverhüttung als sicher nachgewiesen anzusehen, wobei der Stand der Entwicklung zeigt, dass die Anfänge noch weiter davor zu suchen sind. Einem aus dem Material heraus erarbeiteten Modell zufolge beruhte das System der Eisenversorgung wahrscheinlich auf der Tätigkeit mobiler Spezialisten.