Frühneuzeitliche Bildungsmigration von Kindern und Jugendlichen aus Böhmen und Mähren im 16. und frühen 17. Jahrhundert (original) (raw)
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Marcomans and “superiores barbari” in Třebusice and Jevíčko about the time of Marcomannic wars. The problems of transitional stage B2/C1 in Bohemia and Moravia. The paper deals with the new findings of graves and settlements from Bohemia and Moravia during the 2nd half of 2nd century, especially important burials and metal artifacts (mainly fibulas) of Třebusice (Central Bohemian Region) and Jevíčko (historical territory of Moravia, now The Pardubice Region). Author focuses on developing more detailed chronology of finding complexes before, during and just after Marcomannic wars (B2b, B2/C1 and C1a). It was found that on the territory of Marcomans migrates at this time “superiores barbari”, ie. bearers of the Przeworsk and partly the Wielbark culture. Similar situation with the findings of the Przeworsk and the Wielbark culture on the territory of Marcomans can be observed in other regions, which can be divided into eight main areas (north-western, central and eastern Bohemia, Malá Haná region/CZ, central and southern Moravia, Záhorie/SK and the northern part of Lower Austria).
Bibliotheken, Skriptorien oder Studienráume begegnen uns ganz geláufig in Sakralbauten, insbesondere in Klóstern. In der Profanarchitektur finden wir hingegen solche Ráumlichkeiten erst seit dem 14. |ahrhundert, und zwar sowohl im stádtischen Milieu, als auch in Burgen oder Festungen. Die meisten dieser Bibliotheken' Studienoder Amtsráume kónnen heute nicht mehr mit Sicherheit identifiziert werden, obwohl wir von ihrer Existenz wissen. Im folgenden Text versuche ich, die Existenz dieser Ráume fiir Bóhmen zu belegen, zum Schluss wird das eínzigartig erhaltene studiolo im Hrádek in Kuttenberg in den Blick genommen, eines der frůhesten Zeugnisse des Eindringens der Renaissance nach Bóhmen. Búcher und Bibliotheken im mittelalterlichen Bóhmen Im Zeitalter des frůhen und hohen Mittelalters huldigten in Bóhmen weder der Herrscher noch der Adel der Gelehrsamkeit und es scheint, dass entweder nur liturgische oder Gebetsbúcher fůr die Bedúrfnisse der Burgkapellen in ihrem Besitz waren, gegebenenfalls lie8 man sich Bůcher als Votivgeschenke fiir Kirchen und Klóster herstellen. Áhnliches gilt auch fiir spezialisierte Kanzleioder Arbeitsráumlichkeiten, die fůr diese Zeit noch nicht belegt sind, da der Bedarf an ihnen in dieser Phase als fraglich gilt. Denn diesen Zweck erfůllte offensichtlich hinreichend ein gro8er Saal oder anderer Raum, in dem Schreiber oder Kaplane arbeiten konnten. Die Urkunden und mÓg. licherweise auch die Bůcher wurden gewóhnlich in Truhen oder in Schránken aufbewahrt, die sich in den Wohnráumen des Palasts oder in der Burgkapelle befanden. Die Situation ánderte sich betráchtlich unter Kónig Karl IV., der mit dem kulturellen Milieu im westlichen Teil Europas und in Italien auf engste vertraut war und vor allem eigene literarische Ambitionen hegte. Seine Bibliol Diese Studie wurde von der Tschechischen Forschungsgemeinschaft (GA ČR) im Rahmen des Projekts P4O5lI21GI48 ,,Kulturelle Codes und ihr Wandel im hussitischen Zeita|ter,, ge fó rdert. v r57 156 František Záruba thek ist zwar nicht direkt belegt, doch wissen wir, dass er viele Bticher besa3 und noch weitere beschaffen lie8. Es darf vermutet werden, dass ein Teil seiner Sammlung im Alten Kcinigspalast auf der Prager Burg aufbewahrt wurďe.2 Erst fiir das Zeitalter Wenzels IV. erfahren wir aus den friihesten Quellennotizen von Brichern, die in Burgen aufbewahrt wurdender genannte Herrscher geh rte zweifellos zu den fiihrenden Bibliophilen seiner Zeit. Wie es scheint, wurde der bcihmische K nig durch seinen Onkel, den franzosischen Konig Karl V., dem Wenzel perscinlich begegnet war, fur Biicher begeistert. Das Ergebnis der lebenslangen enthusiastisch betriebenen Sammeltátigkeit Karls V. war eine beachtliche Sammlung von beinahe tausend Btichern, frir die ein Turm des Louvretour de la Fauconnerieumgebaut wurde. Die Bticher wurden in drei tibereinander liegenden Stockwerken gelagert, die ftir diesen Zweck mit Tafelwerk und Edelholzverziert worden waren.3
Mit den biblischen Motiven des Exodus der Israeliten aus Ägypten, der Wüstenwanderung des Gottesvolkes, des Gelobten Landes und der Landnahme, des Babylonischen Exils, des prophetisch-apokalyptischen Rufs „Geht hinaus aus Babylon!“ (Jes 48,20; Jer 50,8; 51,6.45; 2Kor 6,17; Offb 18,4), der Rückkehr aus dem Exil, des Wiederaufbaus des von den Gottlosen zerstörten Tempels, der Völkerwallfahrt zum Zion und der Vision des Neuen Jerusalem als Ziel der Heilsgeschichte (Offb 21f) war christlichen Gruppen der frühen Neuzeit ein gemeinsamer Vorrat an Metaphern und Deutungsmustern zur religiösen Verarbeitung von Flucht- und Migrationserfahrungen vorgegeben. Nicht selten kam es dabei zu Gleichsetzungen des Migrationsziels mit dem Gelobten Land oder gar dem Neuen Jerusalem, teils im Sinne einer unverbindlichen rhetorischen Metaphorik, teils aber auch mit recht konkreten Implikationen. Neben den französischen Glaubensflüchtlingen, die in Calvins Genf ein „Neues Jerusalem“ sahen, seien die puritanischen Siedler genannt, die in Neuengland theokratische Gemeinwesen gründeten, um dort die Wiederkunft Christi zu erwarten, oder auch die niederländisch-reformierten Siedler, die seit dem 17. Jahrhundert nach Südafrika kamen und ihren Anspruch auf den Besitz des Landes mit einer aus biblischen Texten hergeleiteten Bundestheologie legitimierten. Zu einer vergleichbaren geographischen Konkretisierung – typologisch-ekklesiologisch verstandener – alttestamentlicher Motive kam es im 16. Jahrhundert bei täuferischen Flüchtlingsgemeinden, die auf adligen Grundherrschaften in Südmähren Asyl fanden. Ähnlich wie später die Puritaner in Neuengland und die niederländischen Siedler in Südafrika entwickelten die Hutterer einen mit alttestamentlichen Wendungen gesättigten, ausgeprägt „zionistischen“ Sprachcode zur Beschreibung ihrer Migrationserfahrung. Zu beachten ist allerdings der entscheidende Unterschied, dass die Täufer keinen Anspruch auf den Besitz des Landes, das sie als den ihnen von Gott angewiesenen Ort ansahen, erhoben.
Das Königtum Minderjähriger Im Fränkisch-Deutschen Mittelalter
Historische Zeitschrift
D ie Schwäche des Kindes, das nur den königlichen Namen trägt, hat uns seit langer Zeit eines Herrschers beraubt. Sein Alter ist weder brauchbar im Kampf noch fähig, die Gesetze zu handhaben. Der zarte Körper und die erst spät reifenden Kräfte flößen den eigenen Leuten Verachtung, den Feinden aber Kühnheit ein. Wie oft erinnere ich mich der Weissagung jenes, der ,wehe über ein Land' ausrief, ,dessen König ein Kind ist' (Koh. 10,16)".') Die alttestamentlich fundierte Klage Bischof Salomos von Konstanz zu Beginn des 10. Jh.s umreißt treffend die Problematik des mittelalterlichen Kinderkönigtums. Er beklagt einen von ihm anerkannten und unterstützten König, Ludwig das Kind (900-911), der nicht selbst herrschen kann und somit das in seiner Person verkörperte und handelnde .Staatswesen' paralysiert. In Schlagworte gefaßt, sind demnach Legitimität und Idoneität sowie das aus ihrer ') Salomo von Konstanz, Carmina. Ed. Paul von Winterfeld, in: MGH Poet. lat. IV. Berlin 1899, 302 Z. 177-185: Principe deslituil mullo nos tempore languor Infantilis adhuc perfungens nomine regis; Aetas nec pugnξ est habilis nec legibus apta, Cui genus indulget regnis sceptroque potiri, Sed tenerum corpus serqque ad fortia vires Despectum propriis generant et hostibus ausum. Quem vereor, mi dulce caput, quam sepe revolvo Illius eulogium, qui vae portendere genti. Supra quam iuvenis staret dominatio regis, Asseruit.
Böhmischer und mährischer Adel in der Reformation des 16. Jahrhunderts
Reformation als Kommunikationsprozess, 2021
Böhmischer und mährischer Adel in der Reformation des 16. Jahrhunderts Einleitung Ein Erfolg der Reformation in den Ländern der Böhmischen Krone wäre im 15. und im 16. Jahrhundert ohne die Teilnahme des Adels kaum denkbar gewesen.1 Der Adel in Böhmen und Mähren stellte in dieser Zeit im politischen System beider Länder eine bedeutende Kraft dar und wurde allmählich zum realen Gegenpol der Herrschermacht, des böhmischen Königs. Dies führte zur politischen Konstellation, die man in beiden Ländern als einen Dualismus der Stände-und Herrschermacht bezeichnet.2 1 Im böhmisch-mährischen Milieu hat der Begriff ‚Reformation'-vor allem aus chronologischer und teilweise auch inhaltlicher Sicht-eine viel breitere Bedeutung als im Reich. Der reformatorische Prozess begann hier 100 Jahre früher und er führte zu einer weitreichenden kirchlichen Reform, bei der die Autorität der römischen Kirche erschüttert wurde, neue kirchliche Institutionen entstanden, es zur Säkularisation der kirchlichen Güter in einem erheblichen Ausmaß kam und die Individualisierung der Suche nach dem Heil einen neuen Horizont erlangte. Vgl. W. Eberhard, Zur reformatorischen Qualität und Konfessionalisierung des nachrevolutionären Hussitismus, in: F. Šmahel (Hg.) / E. Müller-Luckner (Mitarb.), Häresie und vorzeitige Reformation im Spätmittelalter (SHK Kolloquien 39), Mün
2016
Die sterbealterbestimmten Brandgraber Schleswig-Holsteins der Zeit von 1100 v. Chr. bis 800 n. Chr. wurden zu altersspezifi schen Grabbeigaben sowie weiteren Merkmalen der Bestattungssitten untersucht. Dabei konnten bis etwa 100 v. Chr. die Beigabenspektren von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im Wesentlichen klar unterschieden werden. Kindergraber zeichneten sich auser durch gelegentliche Ballungen auf den Friedhofen auch durch Urnen bestimmter Formen, Grosen und Macharten aus. Fur die Beisetzung auf Brandgraberfeldern gab es offenbar ein generelles Initionsalter von zwei bis dei Monaten. Ab etwa 100 v. Chr. und in der alteren romischen Kaiserzeit war ein Bezug der Grabausstattung zum Sterbealter kaum noch ausgepragt. Teilweise bestattete man Kinder erst ab dem sechsten Lebensjahr auf den Graberfeldern. Der Kinderanteil auf den Friedhofen sank kontinuierlich bis etwa Christi Geburt. Diese Verringerung wurde ab etwa 100 v. Chr. grosten teils durch die Anhebung des Bestattungsal...
2020
Liberale politische Veränderungen in der Habsburgermonarchie zu Ende der 1860er und Anfang der 1870er Jahre, gegeben durch die Dezember-Verfassung von 1867 und die folgende Schulgesetze schufen den notwendigen rechtlichen Rahmen für die Gründung deutscher und tschechischer Schulvereine, die durch den Bau der sogenannten "Minderheitenschulen" jeweils eine einsprachige nationale Schulbildung in Böhmen durchsetzten. Bald wurden lokale Organisationen von den zentralen Schulvereinen abgelöst, nämlich dem Deutschen Schulverein und der Ústřední Matice Školská in Prag. Beide Organisationen wurden 1880 gegründet, um Schulen in sprachlich und damit national umkämpften Regionen entlang der sogenannten "Sprachgrenze" zu errichten. Diese Studie behandelt die Dynamik des nationalen Wettbewerbs um die Schulbildung vor dem Ersten Weltkrieg und vergleicht die Aktivitäten dieser beiden Vereine vor dem Hintergrund der politischen Demokratisierung, Massenmobilisierung und sozialen F...