Perspiratio insensibilis. Ausbleibende Hautatmung im Bildnis Toni Overbeck von Gerta Overbeck? Eine interdisziplinäre Fallstudie zum neusachlichen Inkarnat (original) (raw)
Alle Menschen der Tiefe haben ihre Glückseligkeit darin, einmal den fliegenden Fischen zu gleichen und auf den äussersten Spitzen der Wellen zu spielen; sie schätzen als das Beste an den Dingen,-dass sie eine Oberfläche haben: ihre Hautlichkeit-sit venia verbo." (Friedrich Nietzsche) 1 Die Kunst, mit der Haut zu atmen Die Haut bedeckt den Körper als äußere Hülle, sie ist Sinnesorgan und dient dem Schutz, der Wärmeregulation und der Ausscheidung; bildlich gesprochen ist sie die offene Grenze in einem Austausch von Stoffen. Die Haut lässt sich dabei u. a. als Oberfläche, als Hülle von etwas, als Gewebe oder, mit Blick auf die über sie ablaufenden Prozesse, in ihrer zeitlichen Dimension wahrnehmen. Das Innere des Körpers umschließend, ist sie tastbar und zugleich durchlässig. Ihre Schweiß drüsen, über die Poren mit der Epidermis verbunden und verantwortlich für die Hautatmung (med. Perspiratio, von lat. perspirare, durchatmen), scheiden Wasser, Kochsalz und stickstoffhaltige Abbauprodukte aus. 2 Gegenüber der Perspiratio sensibilis, einer von Fasern des Sympathikus gesteuerten Absonderung von Schweiß, 3 ist die Perspiratio insensibilis eine unsichtbare, "[u]nmerkliche, weitestgehend temperaturunabhängige Wasserabgabe über die Haut und Schleimhaut (Atmung) durch Diffusion und Verdunstung ohne sichtbare Schweißbildung". 4 Zwar ist die Hautatmung weder lebenswichtig noch steuerbar, doch ist sie Teil der menschlichen Atmung und damit "grundlegende Interaktionsweise