Feministische Perspektiven auf (nicht)diskriminierende Sprachpraktiken in Serbien (original) (raw)
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Die Auseinandersetzung mit sprachlichen Strukturen und durch Sprache sichtbar werdenden Ungleichheiten im gesellschaftlichen Umgang mit den Geschlechtern 1 ist ein internationales und interdisziplinäres Forschungsgebiet, das mit der sogenannten Zweiten Welle der Frauenbewegung in den 1970er und 1980er Jahren seinen Anfang genommen hat. Doch auch davor schon gab es immer wieder Diskussionen und Anregungen, wie Geschlechtergerechtigkeit auch sprachlich zu sichern sein könnte. Für den kroatischen und kroatoserbischen Sprachraum können aktuell entsprechende Veröffentlichungen bis in die frühen Jahre des letzten Jahrhunderts belegt werden, (vgl. Glovacki-Bernardi 2008: 72) 2 linguistische Erörterungen zum Thema sind für die Zeit ab den 1930er Jahren überliefert. (vgl. Janjanin 1934) Die behandelten Themen sind meist eng verknüpft mit gesamtgesellschaftlichen Fragestellungen und auch die Antworten und Ergebnisse spiegeln oftmals den Zeitgeist wider. Die 1907 sicherlich aktuelle Frage nach der korrekten Benennung von verheirateten und unverheirateten Frauen wurde in den 1970ern bereits ganz anders verhandelt, als in vielen Ländern die Abschaffung der Benennung Fräulein (kroat. gospo ica) gefordert wurde -eine Forderung, die zum Beispiel in Frankreich erst letztes Jahr wirklich umgesetzt wurde, als auf Weisung von führenden Politikerinnen und Politikern das Mademoiselle aus offiziellen Formularen verbannt wurde.
Anti-Genderismus in Kroatien - Kontextbezogene Besonderheiten
Edition Politik, 2021
In Kroatien begann die Angstmacherei vor einer sogenannten »Gender-Ideologie« mit der Verabschiedung des Gesetzes zur Bekämpfung von Diskriminierung im Jahr 2008. Sie intensivierte sich bei der Einführung der Sexualerziehung in den Schulen (2012), während der Unterschriftensammlung für ein Referendum über eine verfassungsrechtliche Definition der Ehe als Gemeinschaft zwischen Mann und Frau (2013) und anlässlich der Ratifizierung des Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, bekannt als Istanbul-Konvention (2016-2018). Da eine ausführliche Analyse der Anti Gender-Bewegung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde und bereits Darstellungen existieren (vgl. Anić 2015; Anić/Brnčić 2015; Anić 2017; Hodžić/Štulhofer 2017; Bobić 2018), konzentrieren wir uns hier auf die Besonderheit des Kontextes, in dem der Anti-Gender-Diskurs in Kroatien stattfindet, und auf die spezifischen Eigenheiten, die für Kroatien charakteristisch sei...
Entwicklung und Auswirkungen der feministischen Sprachkritik in Österreich seit 1987
Germanistische Linguistik 139-140, 1997
The main purpose of this paper is to present the impact of feminist critique of language on Austrian German between 1987 and 1996. It is primarily concerned with the use of feminine or masculine personal terms in relation to women and mixed-gender groups in different genres of written and spoken German in Austria (taken from the press, tv and literary works). Altogether a feminization of discourse with regard to specific women is observed, while the use of splitting or other types of parallel designation is reserved to special groups or special contexts.
Jezici manjina u postupcima u Srbiji
Pravni zapisi, 2010
In Serbien herrschen unklare verfassungsrechtliche Sprachenbestimmungen, eine sprachlich äußerst heterogene Bevölkerung und eine komplizierte gesetzliche Ausgestaltung der Mehrsprachigkeit, welche eine große Rechtsunsicherheit zur Folge haben. Die Verfassungsbestimmungen bezüglich der Sprachen der Minderheiten sind sowohl inhaltlich als auch rechtstechnisch unglücklich formuliert. Bei einer Vielzahl dieser Bestimmungen sind große Anstrengungen nötig, um ihren Zweck und ihr Ziel zu erkennen, sie stimmig auszulegen und miteinander in Einklang zu bringen. In Serbien versuchte man, die gesellschaftliche Mehrsprachigkeit wirklichkeitsgetreu auf die institutionelle Ebene zu übertragen, was zur Folge hatte, dass komplizierte und kostenintensive Regelungen geschaffen wurden. Dadurch ist die institutionelle Ausgestaltung der Mehrsprachigkeit zu Ballast für den Staat geworden und bietet Konfliktpotenzial. Die sprachliche Zusammensetzung der serbischen Bevölkerung ist kompliziert; dieser Umstand muss bei der Regelung der Mehrsprachigkeit berücksichtigt werden. Durch die Sprachnormen muss die sprachliche Situation institutionell vereinfacht werden, um ein ordnungsgemäßes Funktionieren des Staates trotz der sprachlichen Vielfalt zu ermöglichen-alle Sprachnormen müssen anhand abwägender Überlegungen erfolgen. Die neuen sprachenrechtlichen Vorgaben aus der Verfassung von 2006 müssen sich auf gesetzlicher Ebene widerspiegeln: Es muss die öffentlich-rechtliche Reichweite der Minderheitensprachen in bestimmten gesellschaftlichen Bereichen, wie dem Verwaltungs-und Justizbereich bestimmt werden; die sprachlichen Interessen des Staates müssen genügend gewürdigt werden usw. Im Staat wird das schwache Territorialitätsprinzip durch das starke Personalitätsprinzip durchbrochen. Da mittels des Minderheitengesetzes alle anderssprachigen Bevölkerungsgruppen eine Anerkennung als Minderheit erfahren haben, stellt die gegenwärtige Verwirklichung des Personalitätsprinzips für den Staat eine nicht durch öffentliche Interessen zu rechtfertigende Belastung dar. Wegen der großen Zahl von sprachlichen Minderheiten, von denen manche nur eine sehr kleine Sprecherzahl haben, ist es notwendig, Vorschriften zu erlassen, die den öffentlichen Gebrauch bestimmter Sprachen aufgrund des Personalitätsprinzips von der gesamtstaatlichen Größe der Minderheit abhängig
Genderlinguistik im Slowenischen. Möglichkeiten und Grenzen einer genderfairen Sprache
New Approaches to Gender and Queer Research in Slavonic Studies ed. by Dennis Scheller-Boltz. Die Welt der Slaven Sammelbände, Bd. 59. Wiesbaden: Harrassowitz, 2015
In this article two questions are tackled: 1) the state of the art of Slovene gender linguistics and 2) the linguistic representation of men and women in Slovene. In both cases, we take only questions related to grammatical gender into account. It can be shown that the Slovene language has a high potential for gender-specific denotation of persons but almost no possibility of a gen-der-neutral one. These possibilities of “making women visible” have been exploited to a grow-ing extent since the 1990’s. In such a way the position of Slovene as to linguistic gender equali-ty is unique among the Slavic languages.
Zum feministischen Sprachgebrauch „Gendern“ im Deutschen insbesondere in Österreich
Germanica Wratislaviensia
Ausgehend von der Frage, ob das sogenannte „Gendern“ mit Schrägstrich Lehrer/in, Binnen-I LehrerIn, Gender Gap Lehrer_in, Sternchen Lehrer* usw. mit der deutschen Rechtschreibung vereinbar ist, werden einige amtliche Leitfäden dazu vorgestellt. Anhand ausgewählter Beispiele wird gezeigt, dass die grammatikalische Kategorie Genus und die biologische Kategorie Sexus zwei grundverschiedene Dinge sind. Ein konsequentes „Gendern“ wäre ein schwerwiegender Eingriff in die natürliche Sprache.Gendering in German language particularly in AustriaWith regard to the question to what extent the so-called “Gendern” is compatible with German orthography, the usage of gendering in the Austrian German language is shown by official guides. The different possibilities of gendering in German are indicated, e.g. slash Lehrer/in ʻteacherʼ, “I within” LehrerIn, gender gap Lehrer_in, asterisk Lehrer* etc. On the basis of well-chosen examples the problems are also explained. It is clearly indicated that the ...
Was ist sinnvolle feministische Sprachkritik?
Widerspruch, 2020
Wirken sprachliche Ausdrucksformen diskriminierend, müssen sie verändert werden. Doch damit alleine ist es nicht getan. Ein philosophisches Plädoyer für eine vielschichtige Sozialkritik am Sprachgebrauch.
Mensch und Computer 2022
English: With the increasing attention non-binary people receive in Western societies, strategies of gender-fair language have started to move away from binary (only female/male) concepts of gender. Nevertheless, hardly any approaches to take these identities into account into machine translation models exist so far. A lack of understanding of the socio-technical implications of such technologies risks further reproducing linguistic mechanisms of oppression and mislabelling. In this paper, we describe the methods and results of a workshop on gender-fair language and language technologies, which was led and organised by ten researchers from TU Wien, St. Pölten UAS, FH Campus Wien and the University of Vienna and took place in Vienna in autumn 2021. A wide range of interest groups and their representatives were invited to ensure that the topic could be dealt with holistically. Accordingly, we aimed to include translators, machine translation experts and nonbinary individuals (as "community experts") on an equal footing. Our analysis shows that gender in machine translation requires a high degree of context sensitivity, that developers of such technologies need to position themselves cautiously in a process still under social negotiation, and that fexible approaches seem most adequate at present. We then illustrate steps that follow from our results for the feld of gender-fair language technologies so that technological developments can adequately line up with social advancements. Deutsch: Mit zunehmender gesamtgesellschaftlicher Wahrnehmung nicht-binärer Personen haben sich in den letzten Jahren auch Konzepte von genderfairer Sprache von der bisher verwendeten Binarität (weiblich/männlich) entfernt. Trotzdem gibt es bislang nur wenige Ansätze dazu, diese Identitäten in maschineller Übersetzung abzubilden. Ein fehlendes Verständnis unterschiedlicher sozio-technischer Implikationen derartiger Technologien birgt in sich die Gefahr, fehlerhafte Ansprachen und Bezeichnungen sowie sprachliche Unterdrückungsmechanismen zu reproduzieren.