Experten ohne Auftrag. Interview mit der Autorin Kathrin Röggla zu Ausnahmezustand und Literatur (original) (raw)
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Literarische Katastrophendiskurse im 20. und 21. Jahrhundert, 2019
Der Beitrag will veranschaulichen, worin der Unterschied besteht zwischen der Schilderung einzelner traumatisierender symbolischer Ereignisse in Kathrin Rögglas Schaffen, z. B. der Terrorattacken des 11. September 2001 in ,,really ground zero" und ,,fake reports", und ihrer Darstellung einer globalen „Katastrophe ohne Ereignis“ (Eva Horn) als Gesamtheit der negativen Entwicklungen u. a. in den Ländern der Dritten Welt, deren Dauer durch die Gleichgültigkeit der „westlichen welt“ (Kathrin Röggla) ihnen gegenüber verlängert wird. In Anlehnung an Susan Sontag, deren Schriften Röggla rezipiert, vermeidet sie auch in ihren Texten ,,NICHT HIER oder die kunst zurückzukehren" und ,,Normalverdiener" direkte Bilder von Leid, Gewalt und Zerstörung. Sie wählt die Stilmittel der Überspitzung und der Groteske, um ihre Zuschauer zum Nachdenken über die Ursachen der Metakrise zu bewegen, zu deren Symptomen politische Verfolgung und Unterdrückung, Verletzung der Menschenrechte, Kriege und Massaker an der Zivilbevölkerung, Migrationswellen, defizitäre Gesundheitswesen, Elend und Hunger zählen. In Zeiten der zahlreichen anthropogenen Krisen ruft eine singuläre Katastrophe keine Aufmerksamkeit und auch keine Umkehr mehr hervor: Die konsumorientierte Gesellschaft beurteilt die Welt ausschließlich nach ökonomischen Kriterien, und auch Politiker scheinen unfähig, die Auswirkungen der negativen Entwicklungen zu bekämpfen. Rögglas kritische Einschätzung der Zukunftsperspektiven hat zudem viel mit den von ihr rezipierten Schriften von Oswald Spengler und Günther Anders gemein, die in dem durch zwei Weltkriege und den Bau der Atombombe gekennzeichneten Zeitalter den Untergang unserer Zivilisation voraussagten.
Zwischen Unterhaltung und „Wissenschaft“. Zum Katastrophennarrativ in Marc Elsbergs Roman Blackout
Germanica Wratislaviensia
Ziel des vorliegenden Aufsatzes ist es, den Roman „Blackout“ von Marc Elsberg vor dem Hintergrund der gegenwärtigen, von der amerikanischen Massenkultur stark geprägten Katastrophennarrationen zu diskutieren. Im Gegensatz zu vielen Katastrophengeschichten unserer Zeit, die wenig plausible, unrealistische oder gar absurde Bedrohungsszenarien zeichnen, entwirft Elsberg das absolut realistische Szenario eines großflächigen und langfristigen Stromausfalls und seiner Folgen für die Menschheit. Zwar spielt seine Prosa durchaus mit zeittypischen gesellschaftlichen Ängsten, gleichwohl soll sie, so zumindest die deklarierte Absicht des Autors, auch für einen bewussten Umgang mit neuen Technologien sensibilisieren. Nicht von ungefähr stützen sich seine Texte auf intensive wissenschaftliche Recherche. Vor dieser Folie lässt sich Elsbergs Prosa auch als eine Art „Warnungsliteratur“ lesen und deuten.Between entertainment and “science”: On catastrophic narrative in Marc Elsberg’s novel BlackoutTh...
socialnet, 2019
https://www.socialnet.de/rezensionen/25981.php Rausch, Trance und Ekstase werden als psychische Ausnahmezustände seit jeher in gesellschaftlich-kulturellen Abgrenzungs-, Wissens- und Bewusstseinsdiskursen verhandelt. Wo sie aus einer kontemporär-westlich geprägten Perspektive als nicht viel mehr als bloße Realitätsflüchte erscheinen mögen, werden sie durch die polydisziplinäre wissenschaftliche Behandlung des Bandes vielmehr als im Herzen so zentraler Konzepte wie jenen des aufklärerischen rationalen Menschenbildes oder der modernen ökonomischen Gesellschaftsordnung ersichtlich. Die nüchterne Betrachtung stellt sie als reiche Phänomenbereiche heraus, welchen man in einfachen annehmenden oder ablehnenden Urteilen nur selten gerecht wird. Die Ausdifferenzierung dieser Phänomene redet Freud das Wort, da die Unheimlichkeit von Rausch, Trance und Ekstase in ihrer Nähe zum Heimeligen zu liegen scheint. Rausch, Trance und Ekstase werden als psychische Ausnahmezustände seit jeher in gesellschaftlich-kulturellen Abgrenzungs-, Wissens- und Bewusstseinsdiskursen verhandelt. Wo sie aus einer kontemporär-westlich geprägten Perspektive als nicht viel mehr als bloße Realitätsflüchte erscheinen mögen, werden sie durch die polydisziplinäre wissenschaftliche Behandlung des Bandes vielmehr als im Herzen so zentraler Konzepte wie jenen des aufklärerischen rationalen Menschenbildes oder der modernen ökonomischen Gesellschaftsordnung ersichtlich. Die nüchterne Betrachtung stellt sie als reiche Phänomenbereiche heraus, welchen man in einfachen annehmenden oder ablehnenden Urteilen nur selten gerecht wird. Die Ausdifferenzierung dieser Phänomene redet Freud das Wort, da die Unheimlichkeit von Rausch, Trance und Ekstase in ihrer Nähe zum Heimeligen zu liegen scheint.
Präzisionsarbeit mit Charakterschwächen : Ernstfall in Havanna von Sabine Boss
2002
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Der „Ausnahmezustand” als Entwicklungsstrategie
Raumforschung und Raumordnung, 2003
Kurzfassung Altindustrialisierte, von Klein- und Mittelstädten geprägte Regionen zählen zu den größten Problemgebieten in Ostdeutschland. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, inwieweit große umweltorientierte Kooperationsprojekte diesen Regionen einen Entwicklungsimpuls geben können. Die durchgeführten Fallstudienanalysen zeigen, dass die untersuchten Projekte tatsächlich einen erkennbar positiven Einfluss auf die regionale Entwicklung gehabt haben und dass die erzielten Effekte weit über die einzelnen Projekte hinausreichen. Dieser Erfolg ist insbesondere darauf zurückzufühlea, dass durch die umweltorientierten Kooperationsprojekte eine außergewöhnliche Situation, quasi ein „Ausnahmezustand”, in den betrachteten Regionen hergestellt und als Motor für Gas regionale Handeln wirksam wurde. Basierend auf den Erkenntnissen aus den Fallstudien, werden Empfehlungen für die regionale entwicklung und Politik gegeben.