Struktur und Genesis der Fremderfahrung bei Edmund Husserl (original) (raw)

Zusammenfassung In seiner Fu¨nften Cartesianischen Meditation entwickelt Husserl eine transzendentale Theorie der Fremderfahrung, der sogenannten ,,Einfühlung''. Diese Theorie charakterisiert er in dieser Schrift als ,,statische Analyse''. Genau besehen werden darin jedoch mehrere genetische Momente der Fremderfahrung in Betracht gezogen. In diesem Aufsatz versucht der Verfasser, zuerst aufgrund einiger nachgelassener Texte Husserls die wesentlichen Charaktere der statischen und der genetischen Methode und auch den Zusammenhang der beiden festzustellen, um dann aus der Analyse der Fu¨nften Meditation die statischen und die genetischen Momente konkret herauszuarbeiten. Aus dieser Untersuchung wird deutlich, dass die Theorie der Fremderfahrung in der Fu¨nften Meditation als statische Analyse angesehen werden kann, insofern sie die ,,Fundierungsstruktur'' der Fremderfahrung klärt. Es ergibt sich aber auch, dass sie bereits in die genetische Sphäre eingetreten ist, sofern sie durch den ,,Abbau'' der höheren Sinnesschicht der Fremderfahrung die primordiale Eigenheitssphäre als Unterschicht freilegt, und wenn sie dann versucht, von dieser Eigenheitssphäre her die höhere Konstitution des fremden Leibes und des alter ego durch die ,,paarende Assoziation'' als ,,passive Genesis'' aufzuklären. Dieser halb-genetischen Theorie fehlt jedoch ein weiteres notwendiges Verfahren der genetischen Methode (das der Rückfrage nach der ,,Urstiftung''), das überprüfen soll, ob und wie alle zur primordialen Sphäre Der vorliegende Beitrag beruht auf dem Text, den ich an der fünften Jahrestagung der nordischen Gesellschaft für Phänomenologie vom 20. bis 22. April 2007 an der Universität zu Kopenhagen vorgetragen habe. Für die Einladung zur Tagung möchte ich hiermit Herrn Professor Dr. Dan Zahavi, der Nordischen Gesellschaft für Phänomenologie und dem Center for Subjectivity Research herzlich danken. Auch dem Direktor des Husserl-Archivs zu Löwen, Herrn Professor Dr. Rudolf Bernet, möchte ich für die Erlaubnis danken, aus einem unveröffentlichten Manuskript zu zitieren.