Europäische Aufklärung und Vedische Kultur (original) (raw)

2020, Vedamagazin. Leben im Einklang mit den Naturgesetzen

792). "Aufklärung" wird gemeinhin als rein Europäisches Phänomen definiert, das sich unter besonderen historischen Bedingungen seit Ende des 17. Jahrhunderts in der westeuropäischen Oberschicht entfaltete. Sie erwuchs aus der "Opposition gegen die großen Autoritäten des 17. Jahrhunderts", gegen den Absolutismus und die Theologie und wurde entscheidend unterstützt durch die "Vergrößerung und Ausdifferenzierung aller Lebensbereiche in Europa seit dem 17. Jahrhundert: die Ausweitung der Bevölkerung, der Städte, der agrarischen, gewerblichen und industriellen Produktion, des Konsums, des internationalen Verkehrs und des Welthandels."(Walther 2005, Sp. 795). Die Kultur Indiens verspricht ebenfalls "Erleuchtung". Kann aber das europäische Phänomen auf andere Erdteile, Kulturen und Religionen übertragen werden? Kann in der Geschichte Indiens ebenfalls von "Aufklärung" gesprochen werden? Kann die Kultur und Religion dieses fernen Landes überhaupt mit Europa und dem Christentum verglichen werden? Kaum eine andere Tradition hat eine so intensive und kontroverse Diskussion ausgelöst wie die Kultur Indiens. In mehreren Jahrtausenden aus den Glaubensvorstellungen der verschiedenen Bewohner*innen entstanden, gleicht sie "einem gewaltigen Strom, der in ungebrochener Kontinuität durch die Jahrhunderte fließt und die Wasser zahlreicher Flüsse in sich aufgenommen hat."(Glasenapp 1948, S. 11-23). Zwar entwickelte sich das Interesse an indischer Philosophie und Religion in Europa bereits im 19. Jahrhundert, doch noch immer bestehen Forschungsdefizite. 1. Hinduismus-Erbe der Vedischen Kultur Unter dem Begriff "Hinduismus" werden heute viele zum Teil sehr unterschiedliche Religionsformen zusammengefasst. Zielführender ist es daher, den Hinduismus nicht als eine Religion, sondern als Gesamtheit einer Kultur zu begreifen, als eine Lebensart, welche aus zahlreichen Traditionen besteht. Der Begriff Hinduismus umfasst somit eine soziokulturelle Einheit, aufgeteilt in verschiedene Kulte, die ein letztes, gemeinsames Ziel anstreben. Sie sind untereinander durch ein gemeinsames kulturelles, traditionelles und zivilisatorisches Erbe verbunden. (Piano 2004, S. 14 ff.) "Hindu", aber auch die Ableitung "Inder" waren ursprünglich geographische Begriffe mit der Bedeutung "Menschen, die am Indus wohnen". Diese Bezeichnung bezog sich auf die Bewohner*innen dieser Region, jedoch nicht auf deren Religion. Erst mit der islamischen Expansion in Nordindien ab dem 12. Jahrhundert erhielt das Wort politische und dann auch religiöse Bedeutung. Muslime bezeichneten damit Inder*innen, welche nicht ihrer Religion angehörten. Dieses Wort ist eine Fremdbezeichnung und daher auch nicht in den