Verstehen von Musik oder Teilhabe an musikalischen Praxen? Aspekte eines Paradigmenwechsels (original) (raw)
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Wenn wir über Musik sprechenund ich meine hier die klassische, westliche Musik -, dann gehen wir traditionellerweise unbewusst von einem Kommunikationsmodell Komponist -> Partitur -> Interpret -> Hörer aus, wobei diese Reihenfolge auch klar die Hierarchie bestimmt. Klar, bis zu einem gewissen Grad reagiert der Komponist auch auf den Interpreten, hört auf seine Ratschläge, schreibt für neue Interpreten vielleicht auch eine neue Fassung. Und auch die Rückmeldungen des Publikums werden registriert, der Interpret reagiert spontan, fühlt sich getragen oder abgelehnt, und auch der Komponist kann Reaktionen aufnehmen, etwas verdeutlichen, oder etwas kürzen. Aber die Hierarchie ist so stark ausgeprägt, dass das Werk immer dasselbe bleibt, die Neunte von Beethoven bleibt die Neunte, ob sie nun aus der Perspektive von Giulini oder Abbado dirigiert wird, in einer Sternstunde oder einem etwas verunglückten Konzerteinzig mit dem Starkult verschob sich das Gewicht: zur Neunten von Karajan, dessen Name dann auch entprechend grösser angekündigt wurdedoch diese Tendenz ist heute glücklicherweise wieder weitgehend verschwunden.
Subjekte musikalischer Bildung im Wandel. Einführende Überlegungen
Subjekte musikalischer Bildung im Wandel. Sitzungsbericht 2019 der Wissenschaftlichen Sozietät Musikpädagogik. (=Wissenschaftliche Musikpädagogik Bd. 9), 2020
Was heißt ›das Subjekt‹ denken? Bemerkungen zu einer Selbstbeschreibung (in) der Moderne 19 Anne Niessen Zur Rekonstruktion von Adressierung auf Basis von Interviewdaten. Einblicke in eine Situationsanalyse zur Leistungsordnung im Musikunterricht 37 Johann Honnens Situatives Innehalten im Musikunterricht auf der Basis eines anerkennungstheoretischen Subjektverständnisses Martina Krause-Benz Subjekte des Musikunterrichts im Spannungsfeld zwischen kulturwissenschaftlichen und konstruktivistischen Perspektiven
Tätigkeitstheoretische Aspekte musikalischer Teilkulturen. Ein Beispiel aus der Alternativszene
2016
Im folgenden soll exemplarisch die Liedproduktion der Anti-AKW-Bewegung untersucht werden. Die Autoren greifen damit einen Kernbereich der kulturellen Tätigkeit der Alternativszene heraus. "Die Alternativszene im engeren Sinne als von der übrigen Gesellschaft relativ abgeschlossenes weitgehend autarkes Milieu"' rekrutiert sich personell, politisch und kulturell zu einem großen Teil aus der Anti-AKW-Bewegung, die umfassender als jene Alternativszene ("im engeren Sinne") ist. Andererseits bezieht sich die Anti-AKW-Bewegung inhaltlich - in ihren ökologischen und gesellschaftspolitischen Aussagen - und ideologisch-kulturell auf jene Szene ("im engeren Sinne"), indem sie deren Taten und Konzeptionen als vorbildlich akzeptiert. Anhand einer Untersuchung der Liedproduktion der Anti-AKW-Bewegung soll die Möglichkeit tätigkeitstheoretischer Betrachtungsweisen demonstriert werden. Was die Tätigkeitstheorie selbst betrifft, so werden die Autoren sich auf wenig...
Anthropologie der Musik in pragmatischer Hinsicht
Nietzscheforschung, 2012
cathrin nielsen anthropologie der musik in pragmatischer hinsicht rezension zu: manos perrakis, Nietzsches Musikästhetik der Affekte (reihemusikphilo sophie,bd.), ve rlag karl alber: freiburg, münchen 0. vgl. zur neueren forschung christophlanderer, Neuerscheinungen zum Thema Nietzsche und die Musik,in: Nietzsche-Studien (007), 0- .
Konzepte der Alltagsgeschichte und die musikalischen Alltage in der beginnenden Neuzeit
2020
Konzepte der Alltagsgeschichte und die musikalischen Alltage in der beginnenden Neuzeit Erst in den »Tiefen des Alltäglichen« lasse sich die Mentalität einer Epoche fassen-so die Überzeugung des französischen Historikers Jacques Le Goff. 1 Dass zu diesem Alltag schon immer auch Musik gehörte, stellt eine Binsenwahrheit dar. Und dennoch kann von einer eigenen Sub-Disziplin »musikalische Alltagsgeschichte« keine Rede sein. Die in diesem Band vereinigten Texte 2 reagieren folglich aus einer methodisch sehr offenen, ja ungesicherten Position heraus auf die Aufforderung, Aussagen zum musikalischen Alltag in den Jahrhunderten zu machen, die mit den Epochenbezeichnungen Spätmittelalter, Frühe euzeit oder Renaissance in Verbindung gebracht werden. Dass auf eine Frage so unterschiedliche Antworten gegeben werden konnten, liegt aber nur einesteils an der starken Auffächerung des musikalischen Alltags in einer Zeit, in der sich nicht nur politisch, wirtschaftlich und sozial gravierende Verschiebungen ergaben, sondern sich vor allem auch eine kulrurelle und technologische Umorientierung vollzog, welche die Verhaltensformen w1d Wahrnehmungsweisen der Menschen-und somit auch der musizierenden und Musik konsumierenden Menschen-im Kern betraf (so dass von dem einen musikalischen Alltag kaum gesprochen werden kann). Anderenteils entspricht die Diversität der einzelnen Ansätze dem breiten Spektrum an Zugangsweisen, die sich hinter der Erforschung historischer Alltage auch in anderen Fächern verbirgt. Die so genannte Alltagsgeschichte entstand in den späteren 1970-er Jahren aus einem Gefühl der Unzufriedenheit mit der Zielvorgabe der dominierenden Historikerinteressen, der Rekonstruktion und Interpretation großer Prozesse und allgemeiner Srrukturen in Gesellschaft, Ökonomie, Politik, Mentalität und Kultur, hinter deren Abstraktheit und scheinbar blinden Wirkungskräften die Menschen selbst zu verschwinden drohten. Doch während die neue Perspektive unter den Allgemeinhistorikern heiß und kontrovers diskutiert wurde 3 (und noch
2000
10 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer trafen sich in der Carl von Ossietzky Universitat Oldenburg 60 Musikwissenschaftlerinnen und Musikwissenschaftler aus 12 Landern Ost- und Westeuropas sowie Lateinamerikas, um marxistische Ansatze in der Musikforschung kritisch und perspektivisch zu reflektieren. Die Referate und Beitrage dieser Tagung sind im vorliegenden Band dokumentiert. Sie spiegeln den Versuch wider, eine verloren gegangene Diskussionskultur wieder aufzugreifen, weltweit-landerspezifisch Bilanz zu ziehen, Kapitalismuskritik neu zu formulieren und Biografisches mit Systematischem zu verknupfen. Es lohnt sich auch fur die junge, der burgerlichen Musikwissenschaft uberdrussige Musikwissenschafts-Generation, sich mit den marxistischen Ansatzen in der Musikforschung zu beschaftigen. Die vorliegende Dokumentation soll hierfur Anregungen bieten und eine Grundlage schaffen.