Buddhismus als nationalistisch-autoritaristische Herrschaftsideologie : Takakusu Junjirō und sein 'neuer Nipponismus (original) (raw)
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Religiöser Nationalismus in Japan
Verfassung in Recht und Übersee, 1970
Eine immer prominentere Rolle im öffentlichen Leben Japans spielen seit eInIgen Jahren eine junge religiöse Bewegung, Söka Gakkai, und die von ihr gegründete politische Partei Kömeitö. Der steile Aufstieg zu einem Machtfaktor von Bedeutung liegt erst so kurze Zeit zurück, daß die bisher in englischer Sprache vorliegende Literatur diese Entwicklung noch nicht verzeichnet. So erwähnen Scalapino-Masumi in ihrem 1962 erschienenen Buch "Parties and Politics in Japan" die Söka Gakkai lediglich ein einziges Mal, in einem Nebensatz (S. 92). Aber auch auf japanisch sind nur wenige Werke er schienen, die sich mit diesem Phänomen befassen. Hierbei handelt es sich zumeist um freundliche beschreibende Darstellungen wie beispielsweise MURAKAMI Shigeyoshi1, Söka Gakkai = Kömeitö, Tökyö 1967�. Kritische Analysen fehlen noch. Der wachsende Einfluß von Söka Gakkai und Kömeitö macht eine Beschäftigung mit Entstehungsgeschichte und Aussagen dieser Bewegung erforderlich. Ihr politi sches Gewicht wirft inzwischen Probleme sowohl politischer als auch verfassungs rechtlicher Natur auf, deren Diskussion in der japanischen öffentlichkeit bevor steht.
2007
Über die Vielfalt der religiösen Landschaft des modernen Japan ist viel geschrieben worden. Speziell die seit Jahrzehnten anhaltende Hochkonjunktur der Neureligionen (shinshūkyō bzw. shinshinshūkyō), in denen Schätzungen zufolge bis zu 20% der japanischen Bevölkerung organisiert sind, beschäftigt zahlreiche in- wie ausländische Beobachter. Ein den Neureligionen in mancher Hinsicht verwandter Typus religiöser Bewegungen ist hingegen erst in jüngerer Zeit in den Blickpunkt der Forschung gerückt: die ‚indigenen christlichen Bewegungen’. Das mag an der im Vergleich zu anderen Strömungen geringen Mitgliederstärke liegen, dürfte allerdings zum Teil auch ihrem ambivalenten Charakter geschuldet sein. Denn sie vereinen in ihrer Sozialstruktur, ihren religiösen Lehren und ihrer rituellen Praxis Elemente sowohl der neureligiösen Bewegungen und anderer traditioneller japanischer Religionen als auch solche des kirchlichen Protestantismus in sich - und fallen so durch alle typologischen Raster der Forschung. Die vorliegende Arbeit möchte in ihrer Untersuchung des Lebens und Werkes des Religionsführers Teshima Ikurō, des Stifters der religiösen Gruppierung ‚Makuya’, eben diese ambivalente Natur der indigenen christlichen Bewegungen in den Mittelpunkt stellen. Unter den vielen möglichen Gesichtspunkten, unter denen sich Teshima und seine Anhänger betrachten ließen, interessiert sie sich vor allem für deren hybriden ‚christlich-japanischen’ Identitätsentwurf.
Es mag etwas eigenartig erscheinen, in diesem Themenheft einen Beitrag über das vormoderne Japan zu platzieren. Die Vorstellung, es könne bereits im klassischen und mittelalterlichen Japan Ansätze von staatlicher Säkularität bzw. eine klare konzeptuelle Differenz zwischen einer Wertsphäre der Politik und einer Wertsphäre der Religion gegeben haben, wird zumindest all jene verwundern, die mit Max Weber das vormoderne Ostasien als einen großen "Zaubergarten" betrachten. Ich hoffe im Folgenden zeigen zu können, dass die Differenzierung zwischen politischen und religiösen Wertsphären, Handlungsräumen oder Praxisfeldern kein exklusives Signum der "westlichen Moderne" ist, sondern bereits in vormodernen außereuropäischen Gesellschaften vorfindbar ist, womit das "Böckenforde-Diktum" und seine Umkehrung auch auf diese Kontexte anwendbar wäre.
Buddhismus im Nationalsozialismus
Zeitschrift für Religionswissenschaft, 2017
Der Titel des vorliegenden Themenheftes bezieht sich auf zwei zusammenhängende, aber deutlich von einander unterscheidbare Themenfelder. Buddhismus im Nationalsozialismus, das kann zum einen die Rezeptionsgeschichte des Buddhismus, seine Interpretation durch nationalsozialistische Autoren meinen. Zum anderen kann sich der Titel auch auf die Geschichte konkreter sich als buddhistisch begreifender Gruppen und Einzelpersonen in der NS-Zeit beziehen, darauf, wie sie von Seiten des Regimes behandelt wurden und wie sie sich selbst zu den politischen Verhältnissen stellten. Beides war Gegenstand eines Workshops, der im Jahr 2012 von der Herausgeberin und dem Herausgeber an der Universität Wien organisiert wurde. Die hier präsentierten Beiträge stellen eine Auswahl von Aufsätzen dar, die daraus hervorgingen. Wer in den angesprochenen Bereichen forscht, kann sich auf wichtige fachwissenschaftliche Vorarbeiten stützen, etwa hinsichtlich der Tibet-Expeditionen Ernst Schäfers oder zur Rezeption des Zen-Buddhismus. Im deutschsprachigen Raum wurde das Thema zudem in den vergangenen Jahren durch die kenntnisreichen Bücher von Victor und Victoria Trimondi (Herbert und Mariana Röttgen) popularisiert, die allerdings seriöse Forschungsergebnisse mit einer wissenschaftlich nicht zu rechtfertigenden antibuddhistischen Polemik vermengen. Die Rolle des Buddhismus in Zeiten des Nationalsozialismus ist freilich, das zeigen nicht zuletzt die in diesem Heft versammelten Arbeiten, noch längst nicht erschöpfend untersucht. Der Bogen spannt sich von einem Überblick über den gesamten Komplex und grundsätzlichen Erwägungen zur exemplarischen Darstellung der Einfügung des Buddhismus in die rassistischen Geschichtskonstruktionen des Nationalsozialismus bis hin zu Einzelstudien, die sich auf die Buddhistische Gemeinde Berlin e. V. und auf die Begegnung mit dem Buddhismus in Gestalt von Außenkon
Japanstudien, 1990
Nishida war einerseits stark vom Zenbuddhismus, das heißt also von einer japanischen Tradition beeinflußt, schuf aber andererseits als erster japanischer Philosoph ein eigenes philosophisches System nach westlicher Art. Nishidas Philosophie baut unter anderem auf dem metaphysischen Begriff des "Absoluten Nichts" (zettai mu) oder der "Absoluten Verneinung" (zettai hiteisei) auf, mit dem er die westliche (griechische) Philosophie des "Seins" kritisiert (vgl. Tetsugaku jiten 1987: 1048). Nishitani, ein direkter Schüler Nishidas, gilt seit langem als bedeutendster lebender Philosoph Japans. Er ist auch in Deutschland bekannt geworden vor allem durch die Übersetzung seines Buches Shükyö to wa nani ka (jap. 1961, dt. 1982 als Was ist Religion).l Nishitanis Religionsphilosophie ist stark beeinflußt von Nishidas "negativer" Philosophie, was sich vor allem in seinen Spätwerken, aber auch schon 1941 in Sekaikan to kokkakan (,Weltanschauung und Staatsanschauung') zeigt. Dieses Buch ist eine Sammlung von 5 Aufsätzen, die Nishitani in den Kriegsjahren bis 1941 einzeln in Zeitschriften veröffentlicht oder als Vortrag gehalten hatte. Der erste Aufsatz, "Weltanschauung und Staatsanschauung", hat dem ganzen Buch den Titel gegeben; es folgen "Die Gegenwart als Zeit der Wende in der Welt", "Ostasien und die Weltgeschichte",,,Über die Weltanschauung des neuen Japan" und "Staat und Religion". (Die Aufsatzsammlung als ganzes werde ich von nun ab mit "WS" abkürzen; man beachte, daß mit dieser Abkürzung nie der gleichnamige erste Aufsatz allein gemeint ist.) "Weltanschauung" steht an erster Stelle im Titel von WS, und Weltanschauung bedeutet bei Nishitani vor allem Religion. Jedoch ist die "Staats