Tierarbeit – Animal Labour – Der Versuch einer Einordnung (original) (raw)

Landwirtschaftliche Tierhaltung und die Kategorie der Tierarbeit

An extended German language version of my contribution to the Symposium on Blattner/Coulter/Kymlicka's Animal Labour, to appear in the journal Tierethik. Ob die Kategorie der Tierarbeit tatsächlich erlaubt, eine fortschrittliche Perspektive auf das Mensch-Tier-Verhältnis einzunehmen, hängt auch davon ab, ob sie zur Verbesserung der Bedingungen in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung genutzt werden kann.

Theorie in Bewegung - Tagungsbericht zu: Animal Politics. Politische Theorie des Mensch-Tier-Verhältnisses der DVPW-Sektion Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Hamburg vom 12.–14. März 2014

organisierte Frühjahrstagung der Theoriesektion war anders. Erlebten die Teilnehmenden in Hamburg doch zuweilen das, was man einen Irritationsmoment nennen könnte. So lassen sich jene Momente beschreiben, in denen man beispielsweise ungläubig den Begriff "Dinosaurier-Erotik" 1 vernahm. Derlei Irritationen verweisen auf ein Wagnis. Ein Wagnis, das die Veranstalter bewusst eingegangen sind, indem sie die Versammlung zu einem Thema einberufen haben, das bisher kaum von der Politischen Theorie bearbeitet wurde. Diese Konstellation weist die Richtung für das, was wir ‚Theorie in Bewegung' nennen möchten; zunächst verstanden als ein Bemühen der Sektion, die Animal Studies, die in anderen Disziplinen wie der Soziologie, Philosophie, Rechts-und Literaturwissenschaft längst nichts Ungewöhnliches

Die Hinwendung zum Tier. Ein Interview zu (kritischen) Tierstudien

Baron, Henriette und Lau, Daniel: Die Hinwendung zum Tier: Ein Interview mit Daniel Lau und Henriette Baron zu (kritischen) Tierstudien, in Renger, Martin, Schreiber, Stefan und Veling, Alexander (Hrsg.): Theorie | Archäologie | Reflexion 1: Kontroversen und Ansätze im deutschsprachigen Diskurs, Heidelberg: Propylaeum, 2023 (Theoriedenken in der Archäologie, Band 1), S. 377–396.

Tierethik – zur Einführung

Zwischen Menschen und Tieren besteht seit jeher eine enge und spannungsreiche Beziehung. Doch erst seit gut vierzig Jahren wird unter dem Begriff der Tierethik unsere moralische Verantwortung gegenüber Tieren intensiv verhandelt. Seit den klassischen Argumentationen von Peter Singer oder Tom Regan sind tierethische Überlegungen in alltäglichen und gesellschaftlichen Debatten präsent, wobei Schlagwörter wie »Speziesismus«, »Veganismus« oder »Tierrechte« die Gemüter beunruhigen. Die Tierethik hat sich aber seither weiterentwickelt. Diese Einführung legt sowohl klassische Ansätze als auch neuere Entwicklungen in der Tierethik dar. Neben zentralen Fragen, Argumenten und Einwänden diskutiert der Band auch drängende ethische Fragestellungen in praktischen Anwendungsfeldern (Nutztiere, Tierpark, Tierexperiment).

Die Hinwendung zum Tier: Ein Interview mit Daniel Lau und Henriette Baron zu (kritischen) Tierstudien

M. Renger, S. Schreiber, A. Veling (eds.), Theorie | Archäologie | Reflexion 1: Kontroversen im deutschsprachigen DiskursArchäologie | Reflexion 1: Kontroversen und Ansätze im deutschsprachigen Diskurs (Theoriedenken in der Archäologie [TidA] 1) (Heidelberg: Propylaeum), 2023

Vorwort Archäologie stellte lange Zeit fast ausschließlich menschliches Handeln und Wirken ins Zentrum. Seit mehreren Jahren ist quer durch die Geistes-, Kultur-und Sozialwissenschaften jedoch eine Verschiebung festzustellen, die eine Hinwendung zum Tier vollzieht. Um die unterschiedlichen Dimensionen dieser Sichtweise zu diskutieren, baten wir zwei archäologische Forscher*innen, ihre Perspektiven in einem schriftlich geführten Interview darzulegen. Dazu haben wir neun identische Fragen an Daniel Lau und Henriette Baron gesandt, die sich dankenswerterweise bereit erklärten, nicht nur unsere Fragen zu beantworten, sondern auch einen abschließenden Kommentar zu den jeweils anderen Interviewantworten abzugeben. Gerade die sehr unterschiedlichen Erfahrungen und Positionen unserer Interviewpartner*innen sind u. E. dazu geeignet, das Potenzial, aber auch die möglichen Schwierigkeiten der (kritischen) Tierstudien in der und für die Archäologie zu beleuchten.

Sozialismus für Mensch und Tier Eine neue Geschichte der Menschheit

Ein verdeckter Pseudo-Kropotkin, 2020

Weil der Mensch dem Menschen kein Wolf ist, ist eine solidarische Welt trotz allem möglich. Ein Plädoyer für das Gute im Menschen. Rezensiert von Jonathan Eibisch Nach seinem Bestseller "Utopien für Realisten" (2017) erschien jüngst ein weiteres populärwissenschaftliches Werk von Rutger Bregman, der als hipper europäischer Nachwuchsintellektueller gehandelt wird. Bestimmte Inhalte popularisieren und damit auch etwas Geld verdienen zu wollen-dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Die staatlich-kapitalistisch-patriarchale Gesellschaftsformation ist beharrlich und die Entwicklung konkreter Utopien aus ihr heraus eine ungeheure Herausforderung. Dahingehend widmet sich Bregman in "Im Grunde gut" durchaus einem bedeutenden Themenfeld: der politischen Anthropologie, also dem Menschenbild, welches wir unseren Annahmen über Gesellschaft, ihre Integration und potenziellen Transformation zu Grunde legen. Vordenker einer positiven politischen Anthropologie Dieses Thema war ebenfalls ein wichtiger Gegenstand für Peter Kropotkin.

Zur Intermedialität des Tieres. The Baa-Lamb's Holiday

Theater und Medien / Theatre and the Media, 2008

Erst in München, zu Beginn von Baumbauers Kammerspiel-Intendanz (in der zweiten Spielzeit), bot sich eine konkrete Inszenierung an. Premiere war am 30. April 2003: mit dem Regisseur Jossi Wieler und dem Dramaturgen Tilman Raabke, dessen Münchner Textfassung jetzt vorliegt. Das Stück ist spätestens in seiner französischen Übersetzung als LA FÊTE DE L'AGNEAU und seit seiner Uraufführung als Musiktheater unter dem Titel BÄHLAMMS FEST nicht mehr unbekannt. Der österreichischen Komponistin Olga Neuwirth gelang 1999 der Durchbruch mit der Textvorlage Carringtons, das Libretto stammte von Elfriede Jelinek. Und ohne diese musiktheatrale Umsetzung als BÄHLAMMS FEST sind Inszenierung und Dramaturgie der Münchner Kammerspiele-so meine These-nicht zu denken. Die Geschichte, die das Drama, die Oper und die Inszenierung erzählen, ist so kompliziert wie einfach: Während des Weihnachtsfestes, dem Fest des Lamms, tragen sich im Haus der matriarchal dominanten Mrs Margret Carnis merkwürdige Dinge zu. Das Haus, dessen Beschreibung in der Münchner Inszenierung dem Diener Robert (gespielt von Matthias Bundschuh) in den Mund gelegt wird, ist eine gespenstische Herberge, ein unheimliches Heim lebender Toter, ein Hotel für sexuell unruhige Figuren, deren familiärer Zusammenhalt einzig durch die Autorität der Mutter (Hildegard Schmahl) beglaubigt wird, deren Name programmatisch die Fleischlichkeit ihres Körpers und die Lust zur Überschreitung desselben markiert. Die zweite Ehe ihres alkoholkranken ältesten Sohnes Philip mit Theodora kriselt seit langem und droht am Ekel und der sich zunehmend entwickelnden Verachtung der jungen Frau zu zerbrechen: »Dieses ganze Haus stinkt nach Alter. Nach Alter und Tod. Laß mich in Frieden. Ich krieche dir nicht nach. Warum kannst du mich nicht einen Augenblick in Ruhe lassen? Ich tue niemandem etwas Böses, nicht einmal deiner ekelhaften, verfressenen Mutter« (Münchner Kammerspiele 2002/03a: 6).

Wenn aus Tieren Personen werden Ein Einblick in die deutschsprachigen «Human Animal Studies» 1

In den letzten Jahren haben sich in den deutschsprachigen Kultur-und Sozialwissenschaften die «Human Animal Studies» als eine neue Forschungsrichtung etabliert. In Perspektivverschiebung zu den bisherigen Studien über das Mensch-Tier-Verhältnis in diesen Disziplinen geht es in diesem interdisziplinären Forschungsfeld um eine grundsätzliche Neubestimmung des wissenschaftlichen Blicks auf das Tier. Das Tier wird als ein mit eigener Handlungs-und Wirkungsmacht ausgestattetes Lebewesen betrachtet. Der Beitrag stellt diese Forschungsrichtung mit Blick auf seine Herausforderungen für die Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie vor. Kühe und Rinder als Personen von öffentlichem Interesse Im Sommer des Jahres 2011 machte eine Kuh namens Yvonne in den Medien von sich reden. Das Tier hatte auf dem Weg zu einem bayerischen Schlachthof die Flucht ergriffen und war in die Wälder geflohen. Dort verbarg es sich über mehrere Monate hinweg erfolgreich vor seinen Häschern. Alsbald füllte die flüchtige Kuh das mediale Sommerloch: Die überregionale deutsche Tageszeitung Bild setzte beispielsweise 10 000 Euro Belohnung aus, um Yvonne einzufangen und vor der Schlachtung zu retten. 2 In Grossbritannien berichtete CBC news über die «Bavarian cow, [which] makes great escape». 3 Die britische war nicht die einzige internationale Pressestimme. Der Personalartikel, den Yvonne inzwischen in der digitalen Enzyklopädie Wikipedia erhalten hat, weist internationale Berichterstattung über Yvonne für Frankreich, Dubai, Indien und Südafrika nach. 4 In Bayern wurde die Kuh derweil zur Volksheldin: Der Liedermacher Theo Bachschmid und die Sängerin Petra Schauer huldigten dem tapferen Rind, das die Einsamkeit der Wälder dem Tode im Schlachthof allemal vorzog. «Muh, muh, ich bin die Kuh und hab' ein Herz genau wie du»; «muh, muh, ich heiss' Yvonne, und wenn ich will, lauf' ich davon» -der Refrain ihres Schlagers stilisiert die Kuh zu einer Person mit Gefühlen und eigenem Willen. 5 Dank zünftiger bayerischer Musik gerieten das Lied zum «Wiesnhit» auf dem Münchner Oktoberfest 2011 und die Kuh zur Volksheldin. Yvonne wurde Identität stiftendes Symbol bayerischen Wir-Gefühls. Die Selbstermächtigung der Kuh oder -je nach favorisierter Deutung -ihr Überlebenstrieb und günstige Gelegenheit retteten dem Tier schliesslich das Leben: Yvonne wurde unter grosser medialer Begleitung auf einem Biobauernhof in Bayern untergebracht. Gegen diese neue Unterbringung wehrte sie sich übrigens ebenso tapfer wie zuvor vor dem Schlachter. Yvonne ist nicht das einzige Rind, das öffentliches Interesse erregt hat. In Grossbritannien entdeckte man 2006 im Cornwall Centre in Redruth «Jenny the heifer», Jenny die Färse, also ein gerade geschlechtsreifes junges Rind als klug

Einleitung: Philosophie der Tierforschung – Milieus und Akteure

2018

Die Tierphilosophie ist eines der lebendigsten Felder der Gegenwartsphilosophie. Im Mittelpunkt stehen bislang die Frage nach dem Geist der Tiere, das Problem des Tier-Mensch-Unterschiedes und die Themenfelder der Tierethik. Die auf drei Bände angelegte »Philosophie der Tierforschung« wirft einen neuen Blick auf dieses Gebiet und ergänzt es durch eine stärkere Berücksichtigung des gesamten Kontextes der naturwissenschaftlichen Tierforschung, inklusive der philosophischen Hintergrundannahmen, der Forschungsverfahren und -orte, der Handlungslogiken, Denkstile und Sprachspiele der Forscherkollektive sowie der jeweils ausgewählten Modellorganismen. Stellten die ersten beiden, bereits erschienenen Bände der Reihe die Methoden und Programme sowie die Maximen und Konsequenzen der Tierforschung in den Mittelpunkt, widmet sich der dritte Band unter dem Leitgedanken der Forschungsumwelten den Milieus und Akteuren. Im Ausgang von der Tier-Mensch-Relationalität der Tierforschung werden dabei die verschiedenen Rollen der Forschenden und der erforschten Tiere mit dem Ziel einer Neukonfiguration des Untersuchungsfeldes herausgearbeitet.