Konflikt, Revolution und Neo-Avantgarde. Formen abweichender Meinungsäußerung in Dezső Magyars "Agitátorok" (1969) (original) (raw)
Abstract
Die neue Generation von ungarischen Avantgarden erlebte bis zur Entstehung des Films Agitátorok von Dezső Magyar bereits zwei verlorene Revolutionen: den eigenen Volksaufstand von 1956 und die Revolte von 1968 in der Tschechoslowakei. Die experimentelle Kunst wurde durch diese Ereignisse traumatisiert, die Restriktionen der sozialistischen Regime zogen einen Beziehungsaufbau zur Parteiideologie nach sich, der durch eine überwiegende Skepsis gekennzeichnet war. Individuelle Historiographien (wie bspw. Verfolgungen und Einschränkungen in der künstlerischen Autonomie) und die Oszillation zwischen strenger Diktatur und Sonderfrieden drängten die intellektuelle und Kunstszene dazu die eigene gesellschaftliche und politische Rolle neu zu denken. Um diesen Prozess adäquat aushandeln und darstellen zu können, lag der Vergleich zur revolutionären und hoffnungsvollen Euphorie der Räterepublik an der Hand. Der Film setzt historische/historisierende Bilder ein, verarbeitet aber sehr wohl eine Aktualgeschichte von Avantgardebewegungen und fungiert als ein Kanal alternativen Meinungstransfers. Neben einer umfangreichen Deutung und Kontextualisierung von Agitátorok, möchte ich auf die „rebellierende“ Dimension im Schaffen des Fluxus-Künstlers Tamás Szentjóby detaillierter eingehen. Die ihm zugewiesene Rolle des „Szentesi“ ist eine Figur des nie schweigenden und ruhenden Revolutionärs, die mit der tatsächlichen künstlerischen Tätigkeit von Szentjóby ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre korrespondiert. Der Film verweist auf verschiedenen Ebenen auf die Bedeutung einer Gegenmeinung in der Formierung von autonomen Öffentlichkeiten, die leider weit weg von einer tatsächlichen Umsetzung auch 1969 in der sog. „zweiten Kultur“ verweilen müssen.
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