Ein polymorphes Subjektmodell für die Lyrik – transzendentalphilosophisch begründet (original) (raw)

Lyrikforschung. Neue Arbeiten zur Theorie und Geschichte der Lyrik, 2021

Abstract

In diesem Aufsatz wird ein Modell vorgeschlagen, das folgende Subjektformen nach Ebenen unterscheidet, die hierarchisch nach Graden der Konkretheit geordnet sind: 1) Das Subjekt des Autors ist grundsatzlich nicht direkt greifbar, sondern nur in medialer Vermittlung zuganglich. 2) Das Auserungssubjekt verantwortet die Aussagen des Textes (Adressant und/oder Figuren). 3) Das asthetische Subjekt bezieht sich einerseits auf die Komposition dieser Aussagen (Textsubjekt) und andererseits auf den Autor, dessen Bild aus dem Verhaltnis des Textes zu seinen anderen Auserungsformen gewonnen wird (Relationssubjekt). 4) Das transzendentale Subjekt (Typus) ermoglicht als sinngebendes Prinzip die Rekonstruktion der Subjektformen. Das Modell wird einerseits transzendentalphilosophisch mit Bezug auf die Existenzphilosophie Heinrich Barths begrundet, der das Subjekt analog zum asthetischen Phanomen in vier Stufen beschreibt, und andererseits durch eine hermeneutische Methode asthetischer Rekonstruktion operationalisiert, die aus der Kombination Objektiver und Strukturaler Hermeneutik gewonnen wird. Abschliesend wird an Beispielen demonstriert, dass dieses Modell erlaubt, sowohl polymorphe, die vier Ebenen gegeneinander ausspielende (Elena Svarc) als auch homogene, sie zusammenfuhrende Lyrik (Aleksandr Ulanov) zu beschreiben.

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