Sachzwang oder Programm? Tarifpolitische Orientierungen und OT-Mitgliedschaft bei deutschen Arbeitgeberverbänden (original) (raw)
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The German Journal of Industrial Relations, 2003
Der Beitrag betont die immense Bedeutung einer engen informellen Zusammenarbeit zwischen Betriebsraten und Gewerkschaften fur ein befriedigendes Funktionieren des deut schen Institutionensystems industrieller Beziehungen. Empirisch zeigt sich dieser Zusammen hang in schlagender Weise am ostdeutschen Negativbeispiel erodierender Geltungskraft des Flachentarifvertrags. Im Rahmen einer Typologie der Beziehungsmuster zwischen ostdeut schen Betriebsraten und Gewerkschaften wird belegt, dass nur in einer Minderheit der ost deutschen Betriebe eine arbeitsteilige 'Verschrankung' des Betriebsratsund Gewerkschafts handelns existiert und damit eine stabile Ankopplung an das Tarifsystem; in einer deutlichen Mehrheit der Betriebe finden sich hingegen defizitare Beziehungsmuster der 'Abhangigkeit 'Entkopplung' oder 'DistanzDie empirisch gewonnene Typologie basiert auf Interviews mit tariflichen und betrieblichen Expertinnen der ostdeutschen Metall-, Bauund Chemieindust rie...
Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände spielen in Deutschland nicht nur bei der Lohnfindung, sondern auch in sozialpolitischen und arbeitsrechtlichen Fragen eine wichtige Rolle. Während die Mehrheit der Firmen in Arbeitgeberverbänden organisiert ist, sind weniger als ein Viertel der Beschäftigten Mitglied einer Gewerkschaft. Beide Sozialpartner haben große Probleme, neue Mitglieder zu gewinnen und bestehende zu halten. Ihre Organisationsgrade weisen ebenso rückläufige Tendenz auf wie die Tarifbindung. Trotz dieser Erosion sind tarifvertragliche Regelungen immer noch direkt oder indirekt für fünf von sechs Beschäftigten von Bedeutung, da (Flächen-) Tarifverträge auch für nicht formal tarifgebundene Unternehmen einen wichtigen Anker der Lohnsetzung darstellen. Empirische Studien zeigen, dass die Tarifvertragsparteien und die kollektive Lohnfindung einen signifikanten Einfluss auf die effektiv gezahlten Löhne aufweisen. Meldungen über eine abnehmende Tariftreue und eine Verbandsabstinenz der Unternehmen deuten jedoch darauf hin, dass die Gestaltungsmacht der Tarifvertragsparteien mehr und mehr bedroht ist. * Der Autor dankt zwei anonymen Gutachtern für hilfreiche Kommentare zu einer früheren Fassung des Beitrags. Er liegt in seiner alleinigen Verantwortung.
Net union density is the proportion of employed trade union members to the workers as a whole. It has fallen from 28% (1985, West Germany) to 16% (2011, Germany as a whole). A third of this erosion is caused by changes in the employment system, two-thirds by changes in membership inclination. The inclination depends on various factors: Perceived functionality and image of trade unions, instrumen-tality of Union membership for members, occupational and professional networks, political socialization and organizational tendency, professional positions and situations. The influence of the factors change over time.
Zeitschrift für Sozialreform, 2019
Staatliche Sozialleistungen können, je nach Gestaltung des Leistungszugangs, Arbeitsanreize schwächen oder stärken. Eine Schwächung ergibt sich, wenn Leistungsbezug als Alternative zu Erwerbstätigkeit in Frage kommt; eine Stärkung, wenn Leistungen an Verpflichtungen zur Arbeitssuche und Arbeitsaufnahme gekoppelt sind. Aus diesen Gründen ist die Gestaltung von Arbeitsanreizen durch Sozialpolitik für Arbeitgeber relevant. Dieser Beitrag untersucht durch historische Fallstudien von sechs sozialpolitischen Reformen, welche Rolle die Spitzenverbände der Arbeitgeber Arbeitsanreizen in der Sozialpolitik beimaßen sowie wie sich diese Einschätzungen im Zeitverlauf veränderten. Der Beitrag zeigt, dass die Verbände eine Reduktion des Arbeitskräfteangebots durch Sozialpolitik, je nach Arbeitsmarktlage, entweder negativ oder positiv bewerteten. Dort, wo die Verbände eine Schwächung von Arbeitsanreizen als problematisch wahrnahmen, variierte die Intensität dieser Befürchtungen mit der Arbeitsmark...
Beteiligung und Tarifpolitik: Debatten, Ansätze und Grenzen am Beispiel der IG Metall
Industrielle Beziehungen. Zeitschrift für Arbeit, Organisation und Management
Mitgliederbeteiligung ist zu einem Top-Thema in den Gewerkschaften geworden. Der Beitrag rekonstruiert am Beispiel der IG Metall den Verlauf der Beteiligungsdebatte in der Tarifpolitik und geht Gründen für den beteiligungsorientierten Pfadwechsel nach. Diskutiert wird sodann das Spannungsverhältnis von Legitimität und Effektivität in der Tarifpolitik. In Abgrenzung zu früheren Konzepten wird für ein Analyseraster plädiert, das alle Phasen einer Tarifbewegung in den Blick nimmt und dabei zwischen unterschiedlichen Funktionen, Zielgruppen und Stufen von Beteiligung unterscheidet. Vor diesem Hintergrund werden Beispiele erweiterter Beteiligung von Mitgliedern und ehrenamtlichen Funktionären dargestellt, die in den Phasen der Forderungsentwicklung, der Durchsetzung sowie der Akzeptanzklärung und-sicherung nach einem Verhandlungsergebnis mit unterschiedlichem Erfolg erprobt wurden. Dabei wird deutlich, dass Beteiligung sowohl normativ begründet als auch funktionell gehandhabt wird und der zunächst top-down initiierte Weg in Richtung "Beteiligungsgewerkschaft" teils auf breite Resonanz, teils an Grenzen stößt. Erweiterte Beteiligungsmöglichkeiten bestehen jedoch in allen Phasen einer Tarifbewegung, auch in der als besonders beteiligungskritisch geltenden Phase der Kompromissbildung. Offen und von der Zielsetzung sowie der Ausgestaltung der Beteiligungsangebote abhängig sind die Auswirkungen erweiterter Mitgliederbeteiligung auf das Spannungsverhältnis von Einfluss-und Mitgliederlogik.