Intelligenz im Tierreich (original) (raw)

Tierischer Hofstaat

Eine Sonderausstellung auf Schloss Ambras Innsbruck zeigt die Menagerien und Volieren der Habsburger Höfe. Veronika Sandbichler, die Direktorin des Schlosses, erklärt die Bedeutung dieser Ausstellung.

Die Beweiskraft der Dichtung in der frühneuzeitlichen Debatte um die animalische Intelligenz

written by Bernd Roling and Ramunė Markevičiūtė, edited by Bernhard Huss Ungefähr in der Mitte des 17. Jahrhunderts ereignet sich im wissenschaftlichen Weltbild ein paradigmatischer Umschwung in der Auffassung über die Intelligenz der Tiere. Die aristotelische Lehrmeinung über die anima sensitiva, die den nicht vernunftbegabten Lebewesen innewohnt, wird durch mechanistische Vorstellungen eines bloß materiellen spiritus und insbesondere durch die cartesianische Philosophie angefochten. In den heiß geführten Debatten der Zeit spielt die Poesie und besonders das Lehrgedicht eine besondere Rolle: es liefert schon seit der Antike exempla der animalischen Verstandesleistungen, die als Beweise für die Beseeltheit der Tiere angeführt werden. Hierbei treffen nicht nur zwei Weltanschauungen, die hylemorphistische und die mechanistische, aufeinander, sondern auch zwei Arten der Beweisführung: die eine konzentriert sich auf die nüchterne Beschreibung der anatomisch-mechanischen Prozesse, die andere erzählt das von menschenähnlichen Emotionen und Motiven geprägte Leben und Handeln der Tiere. Das vorliegende Working Paper verfolgt die Spur dieser Debatte in frühneuzeitlicher Jagd- und Lehrdichtung, die ihre Beweiskraft zur Verteidigung der animalischen Intelligenz aus einer bis in die Antike reichenden Tradition der Tierbeschreibungen schöpft. Es beleuchtet die Bedeutung der ‚alten‘ literarischen Gattung in Bezug auf eine ‚neue‘ wissenschaftliche Problemstellung und verdeutlicht, vor welche Schwierigkeiten die Beschränkung der Wissenschaftssprache auf einen immer unpersönlicheren und sachlicheren Duktus die wissenschaftliche Dichtung stellte.

Kognition bei Tieren

1998

Abbildung 1: Encwicklung der Lerneinstellung bei verschiedenen Tierarten. Die Prozentzahl richtiger Wahlen beim jeweils zweiten Durchgang einer neuen Diskriminationsaufgabe (gemittelt tiber jeweils 100, bzw. 200 solcher Aufgaben) nimmt mit der Anz.ahl bereits gelernter Aufgaben unterschiedlich steil zu. Abkiirzungen: siehe Text; hinzu Wiistenspringmaus, jacuLus jaculus; Eichhornchen, Sciurus vulgaris {verandert nach Passingham, 1982).

Das Argument der Tierwahrnehmung

Die These, wonach menschliche Wahrnehmung als vollkommen begrifflich verstanden werden muss, bildet in der Erkenntnistheorie nach wie vor eine leidenschaftliche und kontroverse Debatte: So sind auf der einen Seite die Befürworter einer solchen begrifflichen Wahrnehmungstheorie, die als ‚Konzeptualisten' gelten, denen auf der anderen Seite die Verfechter einer nicht-begrifflichen Wahrnehmungstheorie, die sich als ‚Nicht-Konzeptualisten' verstehen, gegenüberstehen. Das offensichtliche Dilemma all dieser Auseinandersetzungen ist, dass sie trotz aller Vehemenz kaum Fortschritte erzielen. In meinem Vortrag möchte ich durch die Analyse eines Standard-Arguments, dem Argument der Tierwahrnehmung, den Weg für eine dringend benötigte konstruktive Weiterentwicklung dieser Debatte ebnen. Konzeptualisten behaupten, dass der Inhalt sinnlicher Wahrnehmung begrifflich strukturiert sein muss. Der Inhalt von Wahrnehmung ist also abhängig von den begrifflichen Fähigkeiten des wahrnehmenden Subjekts. John McDowell gilt spätestens seit der Veröffentlichung von Mind and World (1996) als Hauptvertreter dieser Wahrnehmungskonzeption. Nicht-Konzeptualisten hingegen lehnen die begriffliche Wahrnehmungstheorie aus verschiedenen Gründen ab (Feinkörnigkeit der Wahrnehmung, die Rolle von Wahrnehmung für Erinnerungen etc.) und behaupten stattdessen, dass der Gehalt sinnlicher Wahrnehmung nicht-begrifflich ist. Ich werde zunächst kurz das Argument der Tierwahrnehmung und die Standard-Reaktion auf dieses Argument vorstellen, um in einem nächsten Schritt beispielhaft und skizzenhaft die Debatte zwischen Christopher Peacocke und John McDowell, einem Unterstützer des Arguments der Tierwahrnehmung und einem Ablehner des Arguments, zu analysieren. Es wird gezeigt, dass zentrale Begriffe des Arguments und der Debatte von den beiden Seiten sehr unterschiedlich verwendet werden und so eine Annäherung oder auch nur eine Verständigung schwierig ist. Ich werde darlegen, dass das Argument der Tierwahrnehmung in dieser Auseinandersetzung dennoch elementar ist, da es den Weg bereiten kann für dringend benötigte Fortschritte. Fortschritte in der Konzeptualisten-Nicht-Konzeptualisten-Debatte, aber auch Fortschritte im Hinblick auf ein weiteres Feld in der aktuellen Philosophie der Wahrnehmung, die Auseinandersetzung zwischen Relationisten und Repräsentationalisten. 2.

Wissenskulturen des Vormärz

Wissenskulturen des Vormärz. Yearbook Forum Vormärz Forschung 17. Eds. Gustav Frank, Madleen Podewski. Bielefeld: Aisthesis, 2012

Die in diesem Band versammelten Beiträge gehen allesamt medias in res;. In einem weitläufigen Sinne kann man sie deshalb als Fallstudien ansprechen, die empirisch Material zusammentragen und philologisch informiert Texte aufschließen. Obwohl man angesichts der neu entbrannten Debatten um Legitimität und angemessene Verfahren einer solchen Verknüpfung von Literatur mit Wissen und Wissenschaft vorwerfen könnte, hinsichtlich ihrer theoretischen Voraussetzungen und methodischen Orientierung naiv zu sein, dokumentieren die Beiträge doch zweierlei: Zum einen ist die Fragestellung nach gut einem Jahrzehnt der Latenz und einem weiteren der Virulenz im vergangenen Jahrzehnt in gewisser Weise selbstverständlich geworden. Zum anderen aber mangelt es noch immer an solchen Fallstudien, die tatsächlich neuartige Gegenstände konstituieren und Einsichten in unbeachtete, übersehene Zusammenhänge ermöglichen

Erziehung im Medium der Intelligenz

Beobachtungen des Erziehungssystems, 2006

Es mag sein, daß diese Diskussion für das Erziehungssystem so typisch ist wie für die Erziehungswissenschaften. Das System befindet sich in einer Orientierungskrise, angesichts derer die Reflexionstheorie des Systems (nämlich die Erziehungswissenschaft) nicht weiß, ob sie eher defensiv oder eher offensiv reagieren soll. Ist die Pädagogisierung der Gesellschaft dank der Übertreibung der guten Absichten der Erziehung und dank der Eroberung auch der Erwachsenen als Klientel "lebenslangen Lernens" zu weit getrieben worden? Leistet das Erziehungssystem als inhärenter Bestandteil der Wohlfahrts-und Versorgungsgesellschaft zu viel, so daß individuelle Chancen der selbständigen Orientierung und Reorientierung in der Gesellschaft angesichts laufend neuer Lehr-und Lernangebote ungenutzt bleiben? Oder befinden wir uns eher umgekehrt in der Situation, daß die Möglichkeiten des Erziehungssystems beim Aufbruch in die schöne neue Welt der "Wissensgesellschaft" noch gar nicht hinreichend genutzt werden? Leistet das Erziehungssystem als nachhinkender Teil der Informations-und Wissensgesellschaft eher zu wenig, so daß sich große Teile der Bevölkerung nach wie vor in einem unmündigen Zustand des Umgangs mit den Informations-und Unterhaltungsmedien der Gesellschaft befinden? Der Beitrag von Jochen Kade beansprucht nicht, diese Fragen zu beantworten. Er macht jedoch deutlich, daß die Vermutung, die Reproduktion des Erziehungssystems vollziehe sich im Kommunikationsmedium des "Lebenslaufs", eher ungeeignet ist, sich einer Entscheidung dieser Fragen zu nähern. Das hängt vor allem damit zusammen, daß der Lebenslauf eines Individuums dem Erziehungssystem eben nicht vollständig zugänglich ist, also nicht von diesem in Eigenregie verwaltet werden kann, sondern als gesellschaftliche Voraussetzung des Erziehungssystems hingenommen werden muß. Das Erziehungssystems kann mithilfe der von ihm angebotenen Schul-und Kompetenzkarrieren dann zwar versuchen, in diesen Lebenslauf mit eigenen Konditionierungen einzugreifen und ihm Formen einzuprägen, die nicht unbedingt auf der Linie der Vorstellungen einzelner Individuen oder der Organisationen anderer Funktionssysteme liegen; aber auch dann muß das Erziehungssystem diese Formen der Erprobung und Bewährung in der Gesellschaft aussetzen, ohne sicherstellen zu können, daß diese Erprobung und Bewährung nach pädagogischen Kriterien vorgenommen wird. Jochen Kade neigt dazu, diese Einsicht in die "Transzendenz" des Mediums Lebenslauf gegenüber dem Erziehungssystem letztlich eher als willkommene Grenzbedingung des Systems zu bewerten, die das System mit der Gesellschaft strukturell koppelt und den Zugriff der Pädagogik auf die Gesellschaft damit einigermaßen in Grenzen hält. Das bedeutet jedoch andererseits nicht, daß die Probleme der Theorie der Erziehung damit hinreichend gelöst wären. Denn erstens hat man den Eindruck, daß die Vermutung des Kommunikationsmediums "Lebenslauf" bei aller theoretischen Eleganz wieder nur ein Fall "enttäu-hung sehr weit hergeholt ist, weil man hier nur noch selten auf die Idee kommt, die beobachtbaren Vorgänge auf welche Art und Weise auch immer mit dem Stichwort "Intelligenz" zu assozieren. Es mag jedoch auch sein, daß dies bereits ein Beleg für die Intelligenz des Systems ist, das sich im Hinblick auf die eigenen Zustände eben keiner Selbsttäuschung hingibt und die Beobachtung der eigenen Zustände dazu nutzt, jene Umstellungen vorzunehmen, die der gesellschaftliche Strukturwandel offenbar, aber hinreichend unklar, zu fordern scheint. Darin liegt der Vorteil der soziologischen Perspektive. Sie hält Abstand zu den Professionsideologien der Erziehungswissenschaft und rekurriert statt dessen auf Versuche, die Modalitäten der Ausdifferenzierung des Erziehungssystems mit gesellschaftlichen Strukturen und deren Veränderung rückzukoppeln. Sie hält sich nicht an die Notwendigkeit einer Reflexionstheorie, die Identität des betreuten Systems zu bestätigen und zu pflegen, sondern setzt statt dessen auf die Differenz des Systems im gesellschaftlichen Zusammenhang. Anlaß dazu ist zur Genüge gegeben, da die Umstellung von der Buchdruckgesellschaft auf die Computergesellschaft das Erziehungssystem nicht unberührt läßt. Das Kommunikationsmedium "Kind" hat Luhmann als ein Produkt der Buchdruckgesellschaft beschrieben. Beim Kommunikationsmedium "Lebenslauf" hat er keine Zuordnung zu einer gesellschaftlichen Differenzierungsstruktur vorgenommen, sondern sich statt dessen und vielleicht voreilig von der Erweiterung der Erziehung zur "Weiterbildung" leiten lassen. 5 Möglicherweise läßt sich das Medium "Intelligenz" schlüssiger mit der Hypothese eines Übergangs zu einer Computergesellschaft vereinbaren. Luhmann hat seine abschließende, aber Fragment gebliebene Monographie zum Funktionssystem der Erziehung unter dem eher vorsichtigen Titel "Das Erziehungssystem der Gesellschaft" geschrieben und nicht unter dem von der Serie seiner Monographien über die Funktionssysteme der Gesellschaft her zu erwartenden Titel "Die Erziehung der Gesellschaft". Meines Erachtens hat er damit einen noch einzulösenden Anspruch markiert. Von der Erziehung der Gesellschaft ist erst dann schlüssig zu sprechen, wenn Erziehung und Gesellschaft über Ort und Anspruch der Erziehung mit sich im Reinen sind. Möglicherweise leistet die Medienfrage auch zur Klärung dieses Anspruchs einen Beitrag.

Multiple Intelligenzen, multiple Irritationen

Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 2008

Howard Gardners «Multiple Intelligenzen» («MI») sind – insbesondere im pädagogischen Bereich – sehr populär. Gardner behauptet, die «MI» seien theoretisch gut fundiert, unabhängig voneinander und würden nicht mit der allgemeinen Intelligenz g korrelieren. Für die pädagogisch-psychologische Praxis und für prädiktive Zwecke sei die «MI»-Theorie deutlich valider als die «klassische» IQ-Konzeption. Es wird gezeigt, dass diese Behauptungen bei näherer Betrachtung nicht aufrechterhalten werden können. Die Kritik an der «MI»-Theorie weist auf folgende Schwachstellen hin: geringer Neuigkeitswert und Selektivität der Kriterien, theoriewidrige nichttriviale Korreliertheit der «MI», einseitige Literatursichtung, vorschnelle pädagogische Popularisierung, mangelhafte Diagnostik, ungeprüfte Praxis sowie anekdotische Fundierung bzw. inferiore empirische Bewährung.