Ein silbernes Schwertortband mit Niellodekor und weitere Militärfunde des 3. Jahrhunderts aus Augst (original) (raw)
Eingetragen sind die Militärfunde Punkte) und Münzen ab 253 heller Stern: Prägungen des Gallienus und Postumus, dunkler Stern: Prägungen Claudius II, Victorinus und Tetricus). Die Zahlen beziehen sich auf die Katalognummern. Die Waffen aus den Insulae 29/34-Beschreibung und Kommentar zu den Funden von 1977-1979 1. Silbernes Ortband Abb. 3A) 78.21890 Schauseite); 78.21889 Rückseite) FK [ Fundkomplex] B 1107) Die auseinandergerissenen Ortbandhälften lagen im Strassengraben vor der Südporticus der Insula 29, unmittel-bar neben dem Schwert Nr. 2. A. Aus Silberblech geschnittene und gehämmerte, fast kreisrunde Scheibe von 85-89 mm Durchmesser und 1,0 bis 0,3 mm Stärke. Der 8 mm hoch aufgewölbte, dickere Mittelteil ist zentral durchlocht Durchmesser 2,5 mm). An der Aussenseite zeichnet sich rings um die Durchlochung ein etwa 5 mm breiter Nietkopf deutlich ab. Auf der Rückseite säumt ein schwärzliches Metallband den Rand, das als Lot identifiziert werden konnte; davon ausge-spart wird lediglich die Stelle des Scheidenausschnitts, der danach etwa 4,2 cm breit war, Die Scheibe ist leicht verbogen, der Rand wellig, stellenweise etwas gestaucht, doch zeigen die Lotreste auf der Rückseite, dass er nicht etwa umgebördelt, sondern glatt und flach war; auf der Oberfläche befinden sich längliche Kratzer und Riefen zumindest teilweise moder-nen Ursprungs. Laut einer qualitativen Röntgenfluoreszenzanalyse durch das Mineralogisch-petrographische Institut der Universität Basel Prof. Dr. W. B. Stern) besteht sie aus hochwertigem Silber etwa 94% Ag; Abb. 5) 7. Die Schauseite der Scheibe ist reich verziert mit eingravierten und gepunzten, ursprüng-lich fast überall mit Niello gefüllten Mustern, die teilweise von feinen Punktreihen konturiert sind. Die Oberseite wurde auf der Drehbank überdreht und dabei am äusseren Rand zwei Kehlen angebracht. Abnützungsspuren sind an den eingedrehten Rillen sowie allge-mein an den höchsten Wölbungen der Oberfläche erkennbar. Auf der Rückseite der Scheibe sind die Spuren des Treibens, des Hämmerns und Glättens in radialen Bahnen deutlich zu sehen; im dünneren Randteil zeichnen sich die Negative der ausgehobenen Muster ab. Die Dekoration der Augster Scheibe ist mit dem Zirkel konstruiert Abb. 4). Wahrschein-lich hat der Handwerker die Muster auf der flachen Scheibe vorgeritzt und diese dann in die gewölbte Form gebracht. Danach konnte er auf einer entsprechenden Unterlage die Muster ausheben und einpunzen. Auf der Rückseite zeichnen sich die kräftigen Konturlinien der Muster besonders an der dünneren Randpartie deutlich ab Abb. 4). Vom Niello fehlen heute etliche Teile; dadurch ergibt sich ein Einblick in die vom Silberschmied angewendete Technik. E. Foltz verdanke ich dazu folgende Beobachtungen: « Das Silberblech wurde wohl vor dem Einschneiden der Ornamente gewölbt. Linien und Gruben sind eingraviert. Die ver-tieften Flächen sind, um dem Niello einen besseren Halt zu geben, mit einem kommaförmigen Punzen durch Einschlagen zusätzlich aufgerauht. Die kleinen dreizackigen Vertiefun-gen, die den Sechseckstern bilden, sind offensichtlich mit demselben kommaförmigen Punzen eingeschlagen, mit dem die vertieften Flächen aufgerauht wurden. » 8 Serienmässige Untersuchungen an römischen Gegenständen mit Nielloeinlagenzeigen eine sehr ähnliche Herstellungstechnik: Der Untergrund wurde durch längliche oder runde Punzeinschläge aufgerauht. S. La Niece nimmt aufgrund verschiedener Indizien an, dass das Niello nicht bis zum Schmelzpunkt erhitzt, sondern als schneidbare Paste warm in die Vertiefungen eingepresst und anschliessend geglättet wurde9. Die Röntgenfluoreszenzana-lyse des Augster Niello Abb. 5) bestätigt die 1983 veröffentlichten Untersuchungen, wonach die Zusammensetzung des Niello zur Römerzeit dem Material des zu dekorierenden Gegen-standes entspricht10. Offensichtlich ergaben die nochmals zerkleinerten Abfallspäne aus der Bearbeitung des Werkstücks, mit Schwefel erhitzt, das Niello. Spuren von Vergoldung haben sich trotz sorgfältiger Suche keine gezeigt und waren wohl auch ursprünglich nicht vorhanden. Kehlen und Rillender Körnereinschlag im Zentrum ist deutlich zu sehen, da dieses Ort-band nicht gelocht istgliedern die Muster; auch sie waren vergoldet. An der Schmalseite reihen sich herzförmige Blättchen zwischen zwei wohl einst vergolde-ten Kehlen. Auf der flachen Rückseite bilden zwei ineinandergestellte Quadrate einen Achteckstern um einen zentralen, rosettenartigen Stern. Wie beim Augster Ortband bestehen die Linien aus hintereinandergereihten, gepunzten und niellierten kleinen Dreiecken. Die Felder des Sterns sind gefüllt mit gegenständigen niellierten Efeublättchen an einfachen Ranken sowie mit stilisierten tropfenförmigen und dreieckigen Blättchen, deren Innenflächen punziert und vergoldet sind. Die Spickel und teilweise auch die Blättchen sind mit feinen Punzlinien c Abb. 6 Grabfund von Köln. Das in seiner Scheide steckende Schwert mit Elfenbeingriff a); Vorderb), Schmalc) und Rückseite d) des silbernen, teilweise vergoldeten und nielloverzierten Ortbandes M. 1:1). Foto LM Bonn, Schwert und Schmalseite nach Lindenschmit Anm.14).