Literarische Kunst (original) (raw)
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Literatur und die anderen Künste
2015
Die Ringvorlesung des Wintersemesters 2013/14 Literatur und die anderen Künste widmete sich dem Verhältnis der Schönen Künste zueinander in seiner ganzen Vielfältigkeit. In der nun vorliegenden veröffentlichten Form führt sie als Lesereise zugleich auf ein weites Feld und zu den materialen Grundlagen der Schönen Künste. Was macht die Literatur zur Literatur im Gegensatz zur bildenden Kunst und was macht diese zu bildender Kunst im Gegensatz zur Musik oder zum Film? Und was passiert, wenn die verschiedenen Materialien zusammenkommen, voneinander abgucken, Mimikry betreiben, eine langfristige Verbindung eingehen oder im ständigen Kampf miteinander stehen? 1766 schlägt Lessing mit seinem Essay Laokoon. Über die Grenzen von Malerei und Poesie eine erste moderne Schneise in die im 18. Jahrhundert bereits jahrhundertealte Auseinandersetzung über die Hierarchie der Schönen Künste. Seine Überlegungen bestimmen bis heute die Diskussion um das Verhältnis der Künste, weswegen die Lesereise von hier aus ihren Ausgang nimmt mit Romana Weiershausens Beitrag Lessing und die Skulptur: Laokoon. Das ist ein Aussichtspunkt, von dem aus sowohl das Nach-vorne-Schauen als auch der Rückblick sich anbieten. Bis dahin war die Mimesis, die Nachahmung der göttlichen Schöpfung, das höchste Ziel der Kunst. Die Malerei und die Skulptur standen daher in der Hierarchie der Künste stets an erster Stelle. Berühmt geworden ist in diesem Zusammenhang der antike Wettstreit zwischen den Malern Zeuxis und Parrhasios, der dadurch entschieden wurde, wie es Plinius der Ältere berichtet, dass Zeuxis' Stillleben von Trauben zwar Vögel anlockte, die daran picken wollten, Parrhasios aber Zeuxis selbst dazu verführte, den gemalten Vorhang vor seinem Bild zur Seite schieben zu wollen. Um 1700 aber veränderten sich die Bedingungen für die Kunst, die Mimesis war nicht mehr das alleinige Ziel der Kunstausübung. Die langsame Herauslösung aus den funktionalen Zusammenhängen der feudalen Gesellschaftsstruktur, in der die Kunst entweder dem Lobe Gottes oder dem des Fürsten oder Königs galt, brachte Legitimationszwänge mit sich, welche die
Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik, 2022
ZusammenfassungAusgehend von einer Interpretation des Beginns von Thomas Manns Roman Buddenbrooks, wirft dieser Beitrag die Frage nach der Ursache der spezifischen Affinität literarischer Texte zu einer hermeneutischen Bearbeitung auf. In kritischer Auseinandersetzung mit den Theorien Jurij M. Lotmans sowie einiger Vertreter der sog. Rezeptionsästhetik wird hier eine andere Begründung für das Erfordernis der Interpretation literarischer Texte gesucht. Sie rückt das allgemeine, für sprachliche Kommunikation generell geltende Prinzip der Unterstellung von Kohärenz und Sinnhaftigkeit jeglicher Äußerung ins Zentrum. Diese »regulative Idee« gewinnt eine zusätzliche Dimension in fiktionalen Texten, deren Gegenstände nicht unabhängig von dieser Kommunikation existieren, weshalb sich nach der Funktion ihrer Mitteilung und darum ebenfalls nach ihrer Bedeutung fragen läßt. Eine abschließende Interpretation des Beginns von Madame Bovary gilt der Überprüfung der in diesem Beitrag entwickelten T...
Literarische Räume der Herkunft
Literarische Räume der Herkunft, 2016
Ob in homerischen Epen, antiken Romanen, Epen und höfischen Romanen des Mittelalters, frühneuzeitlichen Prosaromanen, Bildungsromanen, historischen Romanen, Autobiographien, multimodalen oder postkolonialen Romanender Raum, aus dem die Hauptfigur stammt, spielt innerhalb der erzählten Welt häufig eine entscheidende Rolle. Im Herkunftsraum werden oftmals nicht nur der Ausgangs-, sondern auch der Endpunkt der histoire lokalisiert (so im Fall der Odyssee). Die dementsprechende Struktur von ‚Auszug und Rückkehr' prägt unterschiedliche Erzählschemata, etwa das ‚Heliodor'sche Schema', das auf den antiken Roman zurückgeht, oder das in der mittelhochdeutschen Epik wichtige Brautwerbungsschema. Noch im postkolonialen Erzählen von Remigration erfährt diese Struktur eine spezifische Aufladung. Die Produktivität dieser räumlichen Konfiguration zeigt sich dabei gerade auch dort, wo das Schema von ‚Auszug und Rückkehr' nicht vollständig umgesetzt oder variiert wird: Wenn der Herkunftsraum als defizient wahrgenommen und verlassen wird (wie im Bildungsroman), kann eine Rückkehr ausgeschlossen sein. Wo Herkunft nicht eindeutig verortet werden kann, werden Herkunftsräume vervielfacht (wie im Fall von Gottfrieds von Straßburg Tristan). So wichtig Räume der Herkunft sind, so vielfältig sind die Möglichkeiten ihrer Konzeptualisierungen, ihrer Darstellungsweisen, ihrer Bedeutungen und ihrer Funktionen für die Erzählung vor allem der Geschichte der Hauptfigur. Je nach Welt-und Menschenbild1 und abhängig von literarischen, insbesondere generischen Konventionen2 wird sowohl in dia-wie in synchroner Hinsicht auf vielfältige Weisen von Räumen der Herkunft erzählt. Höhere Komplexität erfahren Konzeption, Darstellung und Bedeutung des Herkunftsraums, wenn die Herkunft der Hauptfigur mit weiteren Herkunftsräumen des Erzählers, des Autors, des Stoffs usw. verbunden wird. 1 Vgl. für das Mittelalter in phänomenologischer Perspektive Kelly 2009. 2 Mit Gattungen beschäftigen sich vor allem die Beiträge von Felix Mundt (antiker Roman), Markus Stock (mhd. Roman), Fabian Lampart (historischer Roman) und Wolfgang Hallet (multimodaler Roman).
review of Charles Bambach: Thinking the Poetic Measure of Justice. Hölderlin - Heidegger - Celan. (SUNY Series in Contemporary Continental Philosophy) Albany NY: University Press of New York State 2013.
8.3. Literarische Betrachtungen: Lyrik
In: Margit Franz, Gateway India. Deutschsprachiges Exil in Indien zwischen britischer Kolonialherrschaft, Maharadschas und Gandhi. Clio: Graz 2015, S. 348-356. , 2015
Der Journalist. Sprachenlehrer und Kunstvermittler Karl Petrasch (später Charles Petras, 1906-1952) war von 1939 bis 1946 in Britisch Indien interniert, großteils im Anti-Nazi-Flügel. In dieser langen Zeit hinter Stacheldraht generierte er gefühlvolle Lyrik, die zwischen Dezember 1943 und April 1944 entstand. Es ist bisher die einzige erhaltene Dichtkunst aus dem Exil in Indien; die Quelle blieb durch seine Freundin Hilde Holger der Nachwelt erhalten. Denn im April 1944 schenkte er ihr und ihrem indischen Ehemann einen 32-seitigen handgefertigten Gedichtband: Charles Peter Rash, Man Athirst. Poems. Im Deutschen könnte der Titel „Durstiger Mensch“ lauten. Die Gedichte waren nicht zur Veröffentlichung bestimmt, sie waren ein Ausdrucksmittel seiner emotionalen Verfassung in der langen Internierung und stellen Petras’ erste Versuche in der englischsprachigen Dichtkunst dar. Das Unterkapitel aus dem Buch „Gateway India“ stellt die Quelle ausführlich dar und leistet erste Interpretationsversuche. The journalist, language teacher and art mediator Karl Petrasch (later Charles Petras, 1906-1952) was interned in British India from 1939 to 1946, mostly in the anti-Nazi wing. During this long time behind barbed wire, he generated soulful poetry that he wrote between December 1943 and April 1944. It is the only piece of lyric poetry so far that has been preserved from exile in India. The source remained preserved by his friend Hilde Holger, because in April 1944 Petras gifted her and her Indian husband a 32-page handcrafted volume of poetry: Charles Peter Rash, Man Athirst. Poems. The poems were not intended for publication, they were a means of expressing his emotional state during his long internment and represent Petras ’ first attempts at English-language poetry. The sub-chapter from the book "Gateway India" presents the source, part of the poems in detail and makes first attempts at interpretation.