Ennia Fortuna: eine römische Glasmacherin aus Rom? (original) (raw)

Korana Deppmeyer, Ein römischer Silberlöffel aus St. Irminen in Trier

Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier , 2014

Ein römischer Silberlöffel aus St. Irminen in Trier Antikes Silbergeschirr Silber erfreute sich in der Antike großer Beliebtheit. Ein erster Boom für Geschirr aus Edelmetall setzte gegen Ende der Römischen Republik im 1. Jahrhundert v. Chr. ein. Offenbar waren die edlen Silberwaren besonders vom Zeitgeschmack abhängig, denn Plinius der Ältere (23/24-79 n. Chr.) -die ergiebigste Schriftquelle zum Gebrauch von Silber -schreibt in seiner "Naturgeschichte": "Die Unbeständigkeit menschlicher Sinnesart unterwirft auf sonderbare Weise die Gefäße aus Silber einem dauernden Wechsel […]. Bald verlangen wir […] nach ziselierten Arbeiten und nach einer unebenen Oberfläche […] und versehen andere [Geräte] mit durchbrochener Arbeit […]" (Plinius 33, 49). Erhaltene Geschirrsätze, insbesondere aus den Vesuvstädten, geben einen recht vollständigen Eindruck vom Hausrat aus Silber. Hier seien nur die umfangreichen Services aus der Casa del Menandro in Pompeji, aus Boscoreale oder der Silberschatz von Hildesheim genannt. Plinius ist es wiederum, der einen Eindruck vom Stellenwert des Edelmetalls im Römischen Reich gibt: "Nicht nur hinsichtlich der Menge des [verarbeiteten] Silbers benimmt sich die Welt wie rasend, sondern fast noch ärger gegenüber dem Wert der Ausführung" (Plinius 33, 53). Die diesbezügliche Verschwendungssucht in der Zeit der Römischen Republik und in der frühen Kaiserzeit war enorm: "Kaiser Gaius [Caligula] errichtete im Zirkus ein Gerüst, auf dem sich 124 000 Pfund Silber befanden" (Plinius 33, 16). Nach diesen ‚silbernen Zeiten' erscheint das 2. Jahrhundert n. Chr. recht arm an Silbergeschirr; erst dem 3. Jahrhundert n. Chr. gehören wieder umfangreichere Funde an, wobei größere Verwahrhorte dominieren. Viele davon werden mit den germanischen Übergriffen und Plünderungen, den Unruhen in der Limesregion um 260 n. Chr. in Verbindung gebracht. Verlorene oder geopferte Stücke, oft Flussfunde (wie beispielsweise aus dem Rhein) bilden eine weitere Gruppe. "Man findet [Silber] fast in allen Provinzen, das schönste aber in Spanien […]" (Plinius 33, 31). Auch in den germanischen Provinzen ist Erzgewinnung seit römischer Zeit nachweisbar. Silber wurde hier beim Abbau von Kupfer oder Blei mitgewonnen. Der älteste Hinweis in der Provinz Germania Superior stammt aus dem Blei-Zink-Silber-Bergwerk bei Wiesloch im heutigen Baden-Württemberg. So bezieht sich möglicherweise eine Notiz auf diesen Ort "[…] kürzlich soll es [Zinkerz] auch in der Provinz Germanien gefunden worden sein" (Plinius 34, 2). 94 Korana Deppmeyer Silbergeschirr mit Niellodekor Die Ursprünge der Nielloverzierung liegen im Dunklen; allerdings werden die frühesten Beispiele in Ägypten im mittleren 2. Jahrtausend v. Chr. vermutet. Populär wurde diese spezielle Dekortechnik im Römischen Reich im 1. Jahrhundert n. Chr. Die älteste bekannte Erwähnung und damit auch die älteste erhaltene Rezeptur zur Herstellung von Niello stammt wiederum aus der Feder von Plinius, der sie den Ägyptern zuschreibt: "Der Ägypter färbt das Silber, um auf den Gefäßen seinen [Gott] Anubis zu erblicken, und er bemalt das Silber, ziseliert es aber nicht. Von da ging [die Verwendung des] Materials auch auf die Triumphalstandbilder über; und es ist merkwürdig: der Wert des matten Glanzes steigt. Dies erreicht man aber auf folgende Weise: man mischt mit Silber ein Drittel sehr feinen kyprischen Kupfers, das man "Kranzkupfer" (coronarium) nennt, und ebensoviel gediegenen Schwefel wie Silber; man schmilzt es so in einem mit Lehm verschmierten irdenen Gefäß zusammen; man erhitzt so lange, bis die Deckel sich von selbst öffnen" (Plinius 33, 46). Für die Niellotechnik werden also Silber, Kupfer und Schwefel im Verhältnis 3:1:3 geschmolzen, woraus ein schwarzes Silber-Kupfer-Sulfit-Gemisch entsteht. Bei Materialproben antiker Objekte konnten auch Anteile von Blei festgestellt werden, welches die nötige Sprödigkeit für die zu erfolgende Pulverisierung bewirkt, und Schwefel legt den Grad der Schwärze fest, der ins Gräuliche oder aber Schwarz-Blaue gehen kann. Die so hergestellte Paste, die beim Erkalten aushärtet, wird in vorher gravierte oder eingestochene Motive auf Edelmetall eingefüllt oder -gesintert und schließlich poliert. Der damit erzeugte farbliche Kontrast von Silber und Schwarz erzielt äußerst dekorative Effekte. Untersuchungen von Susan La Niece an insgesamt 180 archäologischen Objekten haben ergeben, dass das römische Niello aus Sulfiten von einem Metall bestand, entweder aus Silber oder Kupfer, und meist auch aus dem gleichen Metall des Objektes gefertigt war, in welches das Niello eingelegt wurde.

Rez. zu Marion Bolder-Boos, Ostia – Der Hafen Roms (Darmstadt 2014), in: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 19, 2016, 1159-1164.

Bildbände zur Archäologie. Darmstadt: Philipp von Zabern 2014, 144 S., 121 Farbabb. Den Monumenten und Inhalten der Klassischen Archäologie wird vonseiten der fachfremden Öffentlichkeit ein großes Interesse entgegengebracht, auch wenn das Klassische Altertum zunehmend aus dem gesellschaftlichen Bildungskanon verdrängt wird. Seit annähernd 25 Jahren hält die Reihe Zaberns Bildbände zur Archäologie dieses Interesse am Leben. Die Einzelbände dieser Reihe decken ein breites thematisches, chronologisches und regionales Spektrum ab. Vor allem die großformatig abgedruckten, hoch auflösenden Farbabbildungen, die ein Markenzeichen der Publikationsreihe geworden sind, haben die populärwissenschaftliche Ästhetik archäologischer Stätten und Monumente geprägt. In dieser Reihe ist unlängst die hier zu besprechende Publikation von Marion Bolder-Boos (B.) zu Ostia vorgelegt worden. Die Hafenstadt war in den letzten Jahrzehnten im Fokus der archäologischen Fachöffentlichkeit, ein kompakter Überblick in deutscher Sprache für ein fachfremdes Publikum fehlte aber bislang. 1 Nicht zuletzt den zahlreichen neuen Erkenntnissen, dem weitläufig freigelegten Stadtareal und dem verhältnismäßig guten Erhaltungszustand der antiken Bauten ist es geschuldet, dass bereits im Jahr 2013 Klaus S. Freyberger eine in Zielgruppe und inhaltlicher Ausrichtung vergleichbare Publikation vorgelegt hat. 2

Die gallo-römische Göttin Epona auf reliefverzierten Schüsseln des 2./3.Jh. n. Chr. aus Trier

SUMMARY Five relief-decorated bowls (Drag. 37) produced by the Trier samian potters MAI.IAAVS and TORDILO feature a small image of a clumsily designed equestrian. The figure keeps an oval-shaped item under its right arm, interpretable as dish, basket or loaf. Due to its design and its prominent position in the decorative schemes of at least two different bowls, similar to images of deities such as Apollo or Diana depicted on Trier samian, it is suggested that the equestrian represents the Gallo-Roman goddess Epona, the tutelary goddess of horses and mules, and of their riders and drivers. This would be the first evidence of a goddess with Celtic roots on the decoration of Gallo-Roman terra sigillata bowls. Key words: Trier, Terra sigillata, MAI.IAAVS, TORDILO, decorated bowls, Epona

Joachim von Fiore, Rainer von Ponza und die römische Kurie

Gioacchino da Fiore tra Bernardo di Clairvaux e Innocenzo III. Atti del quinto Congresso internazionale di studi gioachimiti, S. Giovanni in Fiore, 16-21 settembre 1999. Ed. Roberto Rusconi (Opere di Gioacchino da Fiore: testi e strumenti 13, Roma 2001) 129-162.

Sicut ex litteris domini pape quondam Ciementis que apud nos sunt perci pi potest, ex mandato domini pape Lucii et domini pape Urbani nisus sum ah qua scriptitasse...». So beginnt Joachim von Fiore sein als "Testament" bekanntes, im Jahr 1200 verfaßtes Schreiben. in dem er seine Hauptwerke nennt und für den Fall seines Todes die Abte und Brüder des Florenserordens anweist, alles, was er etwa noch schreiben sollte, dem apostolischen Stuhl zur Prüfung vorzulegen -«recipientes ab eadem sede vice mea correctionem et exponentes ei meam circa ipsam devotionem et fidem». Er sei stets bereit gewesen, seine Weisungen zu befolgen, und wolle in seinen Schriften niemals von dem abwei chen, was der apostolische Stuhl in Fragen des Glaubens und der Sitten lehre.' Was in diesen wenigen Sätzen zum Ausdruck kommteine hohe Wert schätzung des Petrusamtes und der Kirche von Rom -‚ durchzieht Joachims Schriften wie ein roter Faden und läßt sich auch in seiner Lebensgeschichte verfolgen. Entsprechende Berücksichtigung hat die Frage seines Verhältnisses zum Papsttum und umgekehrt des Papsttums zu Joachim daher auch in der wissenschaftlichen Forschung gefunden. Erwähnt seien nur