Von historischen Thesen und archäologischen Belegen – die Wurzeln der Stadt Borgentreich (original) (raw)
Related papers
Die Wurzeln der Stadt. Praktischer Umgang mit archäologischen Überlieferungen in der Moderne
Vom Ende her denken?! Archäologie, Denkmalpflege, Planen und Bauen (ICOMOS Hefte des Dt. Nationalkomitees, LXI), Hg. Stefan Winghart und Jörg Haspel, 2016
Das archäologische Feld ist ein modernes Phänomen, aber meist kein praktischer Beitrag zur Stadt. So kommt regelmäßig die Frage auf: Wie sollen wir weiter damit umgehen? Welche Rolle können archäologische Relikte in der heutigen Stadt spielen? Kommt diesen Resten, ungeachtet ihres verlo-renen Gebrauchswertes, kulturelle Bedeutung zu, die beim Weiterbauen als Potential dienen kann? Ich möchte hier keinen archäologischen oder spezifisch denkmalpflegerischen, sondern einen ar-chitektonisch-städtebaulichen Blick auf den durch die Archäologie erschlossenen Grund der Stadt richten. Diese älteren, freigelegten Stadtschichten stellen uns heute vor ein Dilemma: Unsere Reaktion da-rauf kann kein vor-bewusstes, traditionelles Arbeiten mehr sein im Sinne konventionellen Weiter-bauens. In den archäologischen Resten ist jede Kontinuität gebrochen, in unserer Praxis mit ihren konstruktiven und ökonomischen Normen lassen sich diese Überlieferungen nicht mehr selbstver-ständlich weiterverwenden. Man kann sie dokumentieren und dann aufgeben, oder aber als kultu-relle Werte neu interpretieren, um damit die oft erheblichen Anstrengungen zu ihrem Erhalt und Schutz rechtfertigen zu können. Das setzt konkrete Vorstellungen von der möglichen Bedeutung dieser Reste für die heutige Stadt voraus: Sine es anschauliche Erinnerungsfragmente? Können sie als strukturbildende Planungsvorgaben dienen, oder als Museum? Als Geschichtslehrpfad? Identi-tätsträger? Bauen auf den Resten der Vorgängerbauten ist ein konstantes Thema der Stadtarchitektur. Alle vor-industriellen Epochen haben dafür charakteristische Methoden und Motive entwickelt: pragmati-sche, symbolische, künstlerische, wissenschaftliche. Erst mit dem Aufkommen der theoretisch-mathematischen Baustatik werden die baulichen Reste der Vorgänger im Untergrund prinzipiell zum Problem. Aus technischen Gründen müssen sie fortan bei Neubebauungen weichen. Gleichzei-tig führt das archäologische Interesse gelegentlich zum umgekehrten Vorgang: zur Beseitigung jün-gerer, oberirdischer Bauten im Interesse der Freilegung unterirdischer Reste. Mit der Entwicklung der Archäologie wurde die historische Stadt in ein Museum ihrer selbst ver-wandelt. Von Schutt und späteren Zutaten befreite Reste erlangten den Status von Denkmalen und nahmen einen vorderen Platz im Stadtraum ein. Wenn wir die geschichtlichen Sedimente der Stadt aber aus dem Blickwinkel des modernen Städtebaus betrachten, erleben wir eine Umdrehung der Perspektive: Bei den Stadtprojekten der Avantgarde standen die historischen Relikte regelmäßig im Hintergrund. Vor einer düsteren Kulisse konnte die neue Stadt umso strahlender auftreten. Die Städtebauer vor hundert Jahren sahen sich genötigt, die alte Stadt buchstäblich von Grund auf zu reformieren. Anhand einiger Stichworte und Beispiele soll geprüft werden, welche Rolle der geschichtlich geprägte "Grund" in städtebaulichen Unternehmungen und Visionen des 20. Jahrhun-derts spielt: Evakuierung, Abschied vom Untergrund, Tabula rasa als Postulat der modernen Met-ropole, Archäologie als Aufklärungs-Metapher, Objet trouvé: Surrealistische Reliquien, Trophäen – Indienstnahme der Relikte, Praktische Aneignung und symbolische Inszenierung, Wiederaufbau und Denkmalpflege, Didaktische Präsentation: die Stadt als Geschichtsbuch. Wertkategorien und Handlungsoptionen: Ein stadtarchäologisches Areal geht mit Abschluss der Dokumentation vom Zuständigkeitsbereich der Archäologie zurück in denjenigen der Stadtbevölke-rung und ihrer Planer, Architekten, Denkmalpfleger etc.. Dabei wechseln die Wertkategorien, denn in der städtischen Praxis spielt ein etwaiger Nutzwert eine entscheidende Rolle. An dieser Schnitt-stelle gilt es deshalb, die unterschiedlichen Maßstäbe und Interessen (didaktisch – ästhetisch – pragmatisch) zu bestimmen und daraus resultierende Konzepte auszuhandeln. Einige Möglichkeiten hierfür sollen an Beispielen verdeutlicht werden.
2017
During an excavation on the Rotenbreite near Borgentreich, Kr. Höxter, it was possible to document and analyze a disposal pit of a military unit. The findings show that a British unit camped at this hill for a short time. Primary the inventory of findings consists of ca. 340 tins and in addition of a spoon and a plate belonging to the war department plus e. g. german and scandinavian beer- and colabottles. By means of the findings it is possible to date the feature into the 60s/70s of the 20.th century with a terminus post quem of 1968. Because the British barrack in Borgentreich was abandoned at this time, there has to be another explanation for the presence of British troops. Presumably the soldiers participated in the manoeuvre "Marsh Mallow" in 1969. In this manoeuvre 10 000 soldiers from different nations trained under a British command in the regions Niedersachsen and Nordrhein-Westfalen. After abandoning the camp, the waste was partial burnt and afterwards buried. The pit delivers insight into the military course of life of British soldiers who were garrisoned in Germany (British Army of the Rhine/Rhine Garrison). Besides it shows how the British troops were supplied and how they complemented their rations with foreign, e. g. german and scandinavian, products.
‚Zähringerstädte‘. Ein städtebaulicher Mythos unter der Lupe der Archäologie
Die Zähringer. Rang und Herrschaft um 1200, 2018
Armand Baeriswyl, ‚Zähringerstädte‘. Ein städtebaulicher Mythos unter der Lupe der Archäologie, in: Jürgen Dendorfer/Heinz Krieg/R. Johanna Regnath (Hrsg.), Die Zähringer. Rang und Herrschaft um 1200 (Veröffentlichung des Alemannischen Instituts Freburg i. Br. 85), Ostfildern 2018, 125-140.