Das Südost-Vomitorium des Theaters von Augst (original) (raw)

Das Südost-Vomitorium des Theaters von Augst : Befunde zum antiken Gewölbebau

Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst 23, 2002

Ausgehend von der Befunddokumentation aus den 1920er und 1930er Jahren sowie den heute noch am Bauwerk erhaltenen Befunden lässt sich die Architektur des Südost-Vomitoriums des jüngeren szenischen Theaters von Augusta Raurica weitgehend rekonstruieren. Die Überdeckung des Vomitoriums bestand aus einem schräg abfallenden, gestaffelt verlaufenden Tuffsteingewölbe, dessen Schub im Mündungsbereich zur cavea von einem tiefen, horizontal gelagerten Werksteinbogen abgefangen wurde. Während sich vom Tuffsteingewölbe noch deutliche Reste am Bauwerk selbst erhalten haben, liess sich die Konstruktion des Werksteinbogens nur noch indirekt über Quadernegative im angrenzenden Kalksteinmauerwerk erschliessen. Bemerkenswert sind verschiedene, bis in moderne Zeit erhalten gebliebene Baudetails, die darauf hinweisen, dass die römischen Baumeister auch in unseren Breitengraden der Statik ihrer Gewölbekonstruktionen besondere Aufmerksamkeit schenkten. Speziell die Machart der Bogenauflager zeigt, dass den antiken Architekten der genaue Kräfteverlauf innerhalb eines Gewölbebogens, die Kettenlinie sowie die damit verbundenen statischen Risiken bekannt waren. Das Bestreben, durch entsprechende bautechnische Massnahmen möglichen Schäden an der Gewölbestruktur vorzubeugen, lässt sich am Baubefund ablesen. Um die Deformationen an den Gewölben möglichst gering zu halten, wurde der Konstruktion der Widerlager, der Frage der Kraftableitung sowie dem Problem der Bogenauflast besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Eine wahrscheinliche Reparatur am Nordwestteil der Tuffsteinüberwölbung zeigt allerdings, dass trotz der sorgfältig ausgeführten, statisch durchdachten Konstruktion bereits in antiker Zeit Schäden an der Vomitoriumsüberwölbung entstanden sind.

Das römische Theater von Augst : Sanierungs- und Forschungsarbeiten 2000

Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst 22, 2001

Im Jahre 2000 erfolgte erstmals eine umfassende fotografische Dokumentation des auf dem Gelände des Theaters befindlichen Abwasserkanals. Mindestens die Überwölbung weist zwei verschiedene Phasen auf die sich auch bautechnisch voneinander unterscheiden. Im Südost-Vomitorium konnten Bauabklärungen und Sondagen vorgenommen werden, die zu einem besseren Verständnis der Grabungsaufnahmen aus den 1920er Jahren führten. Reste eines antiken Bodenniveaus, wie sie die alten Aufzeichnungen erhoffen Hessen, konnten in diesem Zusammenhang allerdings nicht gefasst werden. Im dritten Rang von Keil 1 und Keil 4 führten wir kleine Sondagen zur Abklärung der Lage möglicher Vomitorien durch. Mauerreste der hier vermuteten Vomitorien liessen sich keine nachweisen. Entweder lagen die Vomitorien von Rang drei einst über der heutigen Erhaltungshöhe des Monumentes oder die Erschliessung dieses Teils des Theaters ist über ein uns bisher noch nicht näher bekanntes Zugangssystem erfolgt. Eine Serie von Sondagen im Eingangsbereich zum Südost-Vomitorium und im daran anschliessenden Teil der Peripherie hat zum Teil hoch interessante Baubefunde geliefert. Im Eingangsbereich fanden sich Spuren einer Reparatur an den Umfassungsmauern und der Hinweis, dass eine ganze, die Umfassungsmauern zusammenbindende Quermauer einst vollständig ersetzt worden sein muss. Der Sachverhalt, dass der oberste Stützpfeiler neben dem Südost-Vomitorium (MR 194), analog zu seinem Pendant im Norden, nachträglich angebaut respektive eingezahnt worden ist, Hess sich durch einen weiteren Baubefund und die im Grabungsprofil erkennbare Baugrube des Pfeilers erhärten. Die Sanierungsarbeiten konzentrierten sich im Berichtsjahr in drei Bereichen. An der Peripherie in Keil 1 wurden die oberen, vom Frost zum Teil sehr stark beschädigten Mauerpartien restauriert, wo nötig wurde ein Teil der alten Restaurierungen ersetzt. Beim Südost-Vomitorium erfolgte auf den im letzten Jahr durchgeführten Abbruch des 1940/41 rekonstruierten Sandsteinbogens im Mündungsbereich der Neuaufbau des Bogens unter Berücksichtigung der jüngsten bauforscherischen Erkenntnisse. Die neue Rekonstruktion ist durchgehend in Werksteintechnik, ohne jegliche Mörtelbindung ausgeführt. Im Weiteren wurden die Arbeiten an der Sitzstufenrekonstruktion im untersten Rang vorangetrieben. Hier konnte die erste Etappe mit dem Aufbau der untersten fünf Stufenreihen abgeschlossen werden.

Das römische Theater von Augst : Sanierungs- und Forschungsarbeiten 1997

Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst 19, 1998

Im Frühling 1997 konnte auf dem Bauplatzgelände ein kleiner Ausstellungspavillon eröffnet werden, der die Besucherinnen der Römerstadt Augusta Raurica über das Sanierungsprojekt im Augster Theater informiert. Die Grabungs- und Dokumentationsarbeiten des Jahres 1997 konzentrierten sich auf die nördliche Umfassung des zweiten szenischen Theaters und die noch erhaltenen Bereiche des Amphitheaters, wie beispielsweise die beiden Carcer im Osten und Westen der Arena. Hinsichtlich der für 1998 geplanten Bauarbeiten wurden ausserdem im Südaditus die Dokumentationsarbeiten abgeschlossen, nachdem vorgängig eine Sondiergrabung zur Abklärung der Fundamentsituation durchgeführt worden war. Bei den verschiedenen archäologischen Untersuchungen stiessen wir im Bauplatzbereich des zweiten szenischen Theaters einmal mehr auf Überreste von Schmiedeaktivitäten, während die Sondierungen an der Podiumsmauer und in den Carcern des Amphitheaters den sicheren Beleg dafür lieferten, dass die Podiumsmauer zur Zeit ihrer Nutzung bunt bemalt gewesen ist Die Sanierungsarbeiten konzentrierten sich auf die Nordwestecke des Theaterbaus. Eine Fotoreportage vermittelt Einblick in die Arbeitsabläufe.

Das römische Theater von Augst : Sanierungs- und Forschungsarbeiten 1998

Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst 20, 1999

Der Schwerpunkt bei den Sondierungs- und Dokumentationsarbeiten des Jahres 1998 lag einerseits bei den Bauaufnahmen im Südaditus, andererseits im Bereich des Ostcarcers und der angrenzenden Sitzstufen des Amphitheaters. Im Südaditus Hessen sich bei Mauer 44 an verschiedenen Stellen Reste von Gewölbewiderlagern des Fensters sowie der Aditusüberwölbung feststellen. Im Weiteren zeigte es sich, dassdie Westseite derselben Mauerbereits in antiker Zeit grossflächig repariert worden ist. - Im Ostcarcer konnte ein Teil der Schwellensituation am Übergang zur Arena freigelegt werden. Die Bearbeitungsspuren auf der Sandsteinschwelle bilden eine wichtige Grundlage für die Rekonstruktion der Carcerpforten. Die Untersuchung der Cavea des Amphitheaters erbrachte den Nachweis, dass die zugehörigen Sitzstufen aus Sandsteinquadern bestanden und eine Unterkonstruktion aus Kalksteinen und Kieselwacken besassen. - Unter den zum Amphitheater gehörenden Füllschichten fanden sich die gemauerten Fundamente und eine Sandsteinstufe der Prohedrie des älteren szenischen Theaters. - Eine Sondierung im Bereich des Bauplatzes des jüngeren szenischen Theaters brachte einen massiven Sandsteinquader zum Vorschein, der möglicherweise als Fundament für einen antiken Baukran gedient hat. Die Sanierungsarbeiten konnten auch im vergangenen Jahr zügig vorangetrieben werden. Die Bereiche Caveaabschluss-Nord und Bühnenmauern im Südaditus wurden bis auf wenige noch notwendige Retuschen fertiggestellt. Entsprechend dem Dringlichkeitsprogramm wurde auch die statische Sicherung der Wangenmauern im Südostvomitorium vorgenommen. Nach gründlicher Beratung und Bemusterung konnte für die Rekonstruktion der Sitzstufen im 1. Rang eine den denkmalpflegerischen Ansprüchen gerecht werdende Form gefunden werden.

Das römische Theater von Augst : Sanierungs- und Forschungsarbeiten 1994

Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst 16, 1995

Ein wichtiger Teil der Arbeiten des Jahres 1994 betraf die Projektplanung für eine Gesamtsanierung des Augster Theaters und die Durchführung eines in diesem Zusammenhang abgehaltenen Beraterkolloquiums. Die archäologischen und bautechnischen Massnahmen umfassten drei Sondierungen in verschiedenen Bereichen des Theatergeländes. Die Untersuchung eines Kanaleinstiegschachts im Südaditus lieferte die Erkenntnis, dass der durch das Theater führende Abwasserkanal im Verlauf des 3. Jahrhunderts umgebaut worden sein muss. Ein Sondierschnitt im Bereich des südlichsten Stützpfeilers des Nordaditus erbrachte den überraschenden Hinweis, dass dieser Pfeiler mehrmals umgebaut wurde und in seinen Fundamenten auf einen älteren Theaterbau zurückgeht. Die dritte Sondierung lag im Bereich des mutmasslichen Bühnenhauses und lieferte verschiedene Niveaus des Bauplatzes des Dritten Theaters. In einem der Bauniveaus fanden sich die Überreste einer zerstörten Schmiede-Esse. Die Sanierungsarbeiten umfassten nebst den Mauerabdeckungen zum Schutz des antiken Mauerkerns vor allem Sandsteinarbeiten im Nordaditus. Dabei wurde der Nordabschluss des aditus aus statischen Gründen teilweise wiederhergestellt.

Das römische Theater von Augst : Sanierungs- und Forschungsarbeiten 1999

Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst 21, 2000

Der Schwerpunkt bei den Sondiergrabungen lag im Jahre 1999 im Bereich der so genannten «nördlichen und südlichen Flügelmauern» des Älteren szenischen Theaters. Im Verlauf der Grabungsarbeiten wurde offensichtlich, dass die Mauern dieser Flügelzonen des Ersten Theaters auf den Mauerzügen älterer Bauphasen aufsitzen. Gesamthaft liessen sich drei vor theaterzeitliche Phasen unterscheiden. Eine älteste Phase manifestierte sich ausschliesslich in Form einer Grube, in deren Verfüllung eine hervorragend erhaltene eiserne Lanzenspitze zum Vorschein kam. Von der nachfolgenden Phase liessen sich einfache Kalksteinfundamente fassen, die vermutlich zu Lehmfachwerk- oder Stampflehmbauten gehörten. Eine hammerschlaghaltige Aschenschicht in einer zu dieser Phase gehörenden flachen Grube bezeugt Schmiedeaktivitäten für diesen Zeitraum. Zur jüngsten vortheaterzeitlichen Phase zählen tief fundamentierte, mörtelgebundene Mauerzüge eines vermutlich grösseren, nicht näher definierbaren Gebäudes. Auf Grund des Mauerverlaufs, der rekonstruierbaren Grundrisse und des Fehlens klarer Symmetrien ist es unwahrscheinlich, dass diese älteren Mauerzüge Teile von Theaterbauten sind. Demzufolge hat Augusta Raurica am Standort seiner späteren Theaterbauten in vorflavischer Zeit noch kein Theater besessen! Die Schwerpunkte bei den Sanierungsarbeiten lagen einerseits im Bereich des südlichen Caveaabschlusses, wo die gesamte, mehrere Meter hoch erhaltene Stirnmauer saniert und mithilfe von Erdankern statisch gesichert wurde, andererseits konzentrierten sich die Eingriffe auf das Südostvomitorium. Nach der Konsolidierung der wertvollen, noch grossflächig mit originalem Fugenstrich versehenen Vomitoriumswangen konnte die Sanierung der oberen Mauerpartien durchgeführt werden. Gleichzeitig wurde die Oberfläche des 1940/41 unter Rudolf Law -Belart rekonstruierten Betongewölbes freigelegt und für die Isolation gegen eindringendes Meteorwasser vorbereitet. Im Weiteren wurde mit dem Aufbau der Sitzstufenrekonstruktion im ersten Rang begonnen. Bis Ende 1999 konnten die beiden Sitzstufenreihen der Prohedrie und der daran anschliessende Orchestraumgang fertig gestellt werden.

Das römische Theater von Augst : Sanierungs- und Forschungsarbeiten 1993

Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst 15, 1994

Einleitend wird auf die rund 400jährige Forschungsgeschichte des Augster Theaters eingegangen, welche für die bevorstehenden Sanierungs-, Forschungs- und Auswertungsarbeiten ein Element von grosser Wichtigkeit darstellt. Vor allem die Aufzeichnungen B. Amerbachs, K. Stehlins und Th. Burckhardt-Biedermanns bilden eine wichtige, bei weitem noch nicht ausgeschöpfte Quellefür die zukünftige Forschung. Aber auch die neueren Grabungen der späten 80er Jahre im Bereich der Theater-Nordwestecke und der Umfassungsmauer des Ersten Theaters werden im Rahmen des Sanierungsprojektes erneut beleuchtet werden müssen. Die archäologischen und bautechnischen Untersuchungen des Jahres 1993 haben sich auf drei kleine Sondierungen im Bereich der Mitteltreppe beschränkt. Dabei hat sich gezeigt, dass das oberste Drittel der Treppe zusammen mit dem zugehörigen Podest zu einem gewissen Zeitpunkt umgebaut worden ist. In Zusammenhang mit dem Umbau, der mit dem Zweiten Theater in Verbindung zu bringen ist, wurde abgehend vom erwähnten oberen Podest ein Umgang auch «Couloir» genannt) eingebaut, dessen nördliche Fortsetzung von K. Stehlin im Jahre 1926 ergraben werden konnte. Beim Bau des Zweiten Theaters wurden höchstwahrscheinlich auch die Seitentreppen eines zweiten, weiter unten liegenden Podestes, das zum Ersten Theater gehörte, zugemauert. Die Sanierungsarbeiten haben sich vor allem auf den Bereich des nördlichen aditus konzentriert, woraus statischen Gründen eine Wiederherstellung des Fenstergewölbes erfolgt ist.

Die Grabenverfüllung im nördlichen Aditus des Augster Theaters (together with A. Mees, 1993)

D e r H ö h e p u n k t des vergangenen Jahres w a r zweifellos das grosse R ö m e r f e s t z u r E r ö f f n u n g unseres r ö m i s c h e n T i e r p a r k s , das ü b e r 12000 B e s u c h e r i n n e n u n d Besucher angezogen hat. D e r T i e r p a r k ist n i c h t die einzige neue A t t r a k t i o n v o n A u g u s t a R a u r i c a : a u f der F o r u m s w i e s e v e r m i t t e l t die 17 m hohe R e k o n s t r u k t i o n einer T e m p e lfassade e i n lebendiges B i l d des a n t i k e n F o r u m s . N a c h v i e l e n J a h r e n w u r d e w i e d e r e i n T e i l der K l o a k e für das P u b l i k u m z u g ä n g l i c h gemacht, u n d die neue A u s s t e l l u n g neben der G r a b r o t u n d e b e i m Augster O s t t o r zeigt Wissenswertes ü b e r r ö m i s c h e s B a u h a n d w e r k u n d R u i n e n r e s t a u r i e r u n g .