E. und S. Deschler-Erb, Der Nachweis militärischer Präsenz in der Koloniestadt Augusta Raurica/Schweiz aufgrund archäologischer und archäozoologischer Untersuchungen. Jahresbericht der Gesellschaft Pro Vindonissa 2001 (2002) 23-29. (original) (raw)
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Das Auftreten von spätlatènezeitlichen Objekten, insbesondere von Nauheimer Fibeln und Verwandten sowie von keltischen Münzen, im Fundmaterial aus Augst BL und Kaiseraugst AG hat schon oft Anlass geboten zur Frage, ob auf dem Territorium der späteren Koloniestadt oder in der näheren Umgebung eine keltische Vorgängersiedlung bestanden haben könnte 1 . Um künftigen Diskussionen zu diesem Thema eine bessere Grundlage zu verschaffen, sollen hier sämtliche greifbaren Funde aus Augst und Kaiseraugst, die aus der Spätlatènezeit stammen könnten, vorgelegt werden (vgl. auch Anhang 1; 2). Die keltischen Münzen werden in einem eigenen Beitrag von Michael Nick und Markus Peter behandelt und die Ergebnisse beider Teile in einer Synthese zusammengefasst 2 . Der unmittelbare Auslöser für die vorliegende Zusammenstellung war eine in der Publikumsgrabung 2005.058 beim Osttor in tiefer Lage angetroffene Ansammlung von Scherben eines handgemachten Topfs, der versuchsweise der Spätlatènezeit zugewiesen wurde 3 . zen zeichnen sich frühe Schwerpunkte in der Unterstadt und im Zent rum der Oberstadt ab, während die jüngeren Münzen fast nur in der Oberstadt vertreten sind. Es gibt auch gewisse Anhaltspunkte für den Verlauf einer frühen Strasse am Südrand der späteren Koloniestadt und für einen frühen Rheinübergang.
Zu Gast Bei Offizieren in Vindonissa. Von der spätlatènezeitlichen Befestigung zur Grossküche eines Offiziersgebäudes. Auswertung der Ausgrabung Windisch-Römerblick 2002-2004 (V.002.11). , 2022
Die vorliegende Untersuchung behandelt eine grossflächige Ausgrabung im Ostteil des Legionslagers von Vindonissa, die antike Siedlungsbefunde aus einer Zeitspanne von rund 500 Jahren erbracht hat. –Die spätlatènezeitliche Siedlung von Vindonissa war mit einem 20 m breiten Graben und einer rund 5 m hohen Pfostenschlitzmauer inklusive Toranlage befestigt. –Spätestens um 20 n. Chr. war die Befestigung aufgelassen und mit Fachwerkgebäuden des 1. Lagers der 13. Legion überbaut. –Im letzten Drittel des 1. Jhs. bestand auf dem untersuchten Areal ein Wohngebäude eines hohen Offiziers der 11. Legion, das über 700 m² Grundfläche aufwies. –Als Hauptbefund dieses Peristylgebäudes ist eine Grossküche mit fast 10 m² grossem Herd zu nennen. –Die naturwissenschaftliche Auswertung des Befundes erbrachte äusserst vielfältige und detaillierte Einblicke in die qualitativ hochstehenden Koch- und Konsumaktivitäten dieses deutlich über zehn Personen umfassenden Haushaltes. The present study presents the results of a large-scale excavation mounted in the eastern section of the legionary camp at Vindonissa, which yielded ancient settlement features from a period of approximately 500 years. –The Late La Tène settlement at Vindonissa was fortified by means of a 20m wide ditch and a Pfostenschlitzmauer-type timber-framed wall of about 5m in height with an entrance gate. –The fortifications were abandoned around AD 20 at the latest and timber-framed buildings from the first camp of the 13th legion were erected in their place. –In the final third of the 1st century AD, the excavated area housed the residence, which extended over more than 700m², of a high-ranking officer of the 11th legion. –The main feature of this peristyle building was a kitchen with a hearth measuring almost 10m² in size. –The scientific analyses carried out on the features uncovered provided extremely diverse and detailed information about the high-quality style of cooking and consumption of food in this household, which would have comprised more than ten people.
Die beiden Verfasser arbeiteten im Rahmen ihrer Lizentiatsarbeit bzw. Dissertationen bei L. Berger mit zwei verschiedenen zeitlichen Schwerpunkten an der Erforschung der (Militär-)Geschichte von Augusta Rauricorum. Während sich E. Deschler-Erb hauptsächlich mit dem materiellen Niederschlag der früh- und mittelkaiserzeitlichen Militärpräsenz auseinandersetzt, nimmt P.-A. Schwarz die Befunde in der spätrömischen Befestigung auf Kastelen und den sogenannten "Zerstörungshorizont" in der Augster Oberstadt zum Ausgangspunkt seiner Untersuchungen. Am Beispiel zweier limeszeitlicher bzw. spätrömischer Militaria soll illustriert werden, dass sich die beiden unterschiedlichen, methodisch begründbaren Vorgehensweisen auch in idealer Weise ergänzen können.
Eine Geschichte mit Lücke − Von den frühen Militärlagern zum zivilen Quartier in Augusta Raurica.
Akten des internationalen Symposiums vom 23.−25. Oktober 2014 in Innsbruck. IKARUS 10.
Die römische Koloniestadt Augusta Raurica im Nordwesten der heutigen Schweiz wurde gemäß der Inschrift auf dem Grabmal des Legaten Munatius Plancus in Gaëta (I) um 44 v. Chr. gegründet. Der eigentliche Auf- und Ausbau der Stadt im Gebiet der Gemeinden Augst (Kanton Basel-Landschaft) und Kaiseraugst (Kanton Aargau) erfolgte aber erst nach einer Neugründung in augusteischer Zeit. Die zivile Stadt entwickelte sich fortan schnell. Zahlreiche öffentliche Bauten, aber auch reiche Privathäuser zeugen vom Wohlstand der Bevölkerung. Im zweiten Viertel des 1. Jahrhunderts wurden rund 600 Meter vom Zentrum entfernt, in der heute so genannten Nordwestunterstadt, nacheinander mindestens zwei Holz-/Erde-Kastelle errichtet. Spuren davon − wie Gräben, Pfostenlöcher und Funde von Militaria − kamen bei verschiedenen Grabungen zum Vorschein. Welche Truppenteile hier stationiert waren, ist nicht gesichert. Zur Diskussion stehen verschieden Alae. Bei den Militaria fand sich aber mehr Infanterie- als Kavallerieausrüstung. Als gesichert darf gelten, dass die Militärlager in Augusta Raurica respektive die Truppen dem viel bedeutenderen Legionslager von Vindonissa unterstellt waren. Für die Errichtung, Umbau und Ende scheint eine gewisse Gleichzeitigkeit mit Vorgängen in Windisch aber auch im Kastell Zurzach sehr plausibel. Wohl noch vor der Mitte des 1. Jahrhunderts wurden die Soldaten abgezogen und die Kastelle geordnet aufgelassen. Das Gelände wurde geräumt und planiert. Zahlreiche Hinweise, wie eine Humusbildung auf den Planieschichten, deuten darauf hin, dass das Areal danach längere Zeit offen lag. Um 70 n. Chr. wurde das Gelände im Insularaster neuparzelliert, womit sich auch die Orientierung der Bauten änderte. Verwendet wurde dabei der drusianische Fuß. Fortan wurde das Gebiet zivil genutzt, vorwiegend als Handwerkerquartier. Der Hiatus könnte darauf hinweisen, dass das Militär bis zu diesem Zeitpunkt die Hand auf das Areal legte, um eine allfällige Neubesetzung oder eine anderweitige Nutzung des Platzes zu gewährleisten.
2016
Titelbildnachweis Band II: Attisch-schwarzfi gurige Kleinmeisterschale; um 510 v. Chr.; Vs.: sich umblickender Reiter n. r. (Archäologisches Museum der WWU Münster, Inv. 297) (Foto: Robert Dylka). Der Reiter auf der Vorderseite der Schale bildete die Vorlage für das Logo des Instituts für Klassische und Christliche Archäologie der WWU Münster. Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © 2016 SCRIPTORIUM HISTORISCH-ARCHÄOLOGISCHE PUBLIKATIONEN UND DIENSTLEISTUNGEN Trappweg 12 34431 Marsberg/Padberg Internet: http://www.scriptorium-muenster.de Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Das Einstellen von Sonderdrucken auf Plattformen wie academia.edu oder ähnlichen Einrichtungen ist nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Verlages erlaubt. Die Vergütungsansprüche des § 54, Abs. 2, UrhG, werden durch die Verwertungsgesellschaft Wort wahrgenommen.