Katharina Prager, »Ungewöhnliches biographisches Bewusstsein«. Exilbiographie und Geschlecht – Vortrag auf der 24. Internat. Tagung der Arbeitsgemeinschaft »Frauen im Exil«, Berlin, 17. 10. 2014 (original) (raw)
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Begegnung – Betrachtung – Annäherung. Das „andere“ Geschlecht in ausgewählten Reisebeschreibungen Ida Pfeiffers (1797-1858), 2023
Reisende, Forscherin, Sammlerin, Touristin, Grenzgängerin? Die Wiener Biedermeierdame Ida Pfeiffer (1797-1858) erlangte aufgrund ihrer abenteuerlichen Reisen rund um die Welt sowohl national als auch international Bekanntheit. Ihre Emotionen, Eindrücke und Erlebnisse wurden in mehreren Reisebeschreibungen festgehalten und im Abstand von 17 Jahren publiziert. Sie zeugen nicht nur von einer subjektiven Auseinandersetzung mit dem Fremden, sondern verdeutlichen auch ihren differierenden Umgang mit Männlich- und Weiblichkeiten. Sie agierte nicht nur entgegen den von der Gesellschaft festgelegten Weiblichkeitskonzeptionen, sondern legte in ihren Reisebeschreibungen auch überaus interessante Kommunikations-und Interaktionsstrategien offen, die verdeutlichen, wie sie Kontakt zu Personen unterschiedlichen biologischen Geschlechts aufbaute. Insbesondere die Begegnung, Annäherung und Betrachtung des "männlichen" Geschlechts in ausgewählten Reisebeschreibungen Ida Pfeiffers stellen die zentralen Untersuchungspunkte dar.
Ulla Kriebernegg, Gerald Lamprecht, Roberta Maierhofer and Andrea Strutz (eds.): „Nach Amerika nämlich!“ Jüdische Migrationen in die Amerikas im 19. und 20. Jahrhundert, 2012
Following the Nazi seizure of power and the rapid onset of persecution policies, America and especially the United States became a central destination for the escape of Jewish refugees from Nazi-Germany and Austria. However, immigration to the U.S. was regulated by an elaborate quota system, which gave only access to a limited number of refugees. In spite of these difficulties, almost 30,000 Austrian Jews succeeded in escaping to the United States with the help of the Vienna Jewish community, non-Jewish help organizations or through relatives who were already American citizens. After arriving “in safety”, the refugees, nevertheless, encountered a number of challenges in making a living and adapting to American culture, while often speaking only barely English. At the same time, they desperately tried to get family members out of the increasingly precarious situation in Nazi occupied Europe, which often was doomed to failure due to the restrictive immigration laws. Letters exchanged between relatives bear witness to the growing desperation of both parties. Due to conditions in post-depression times, women in refugee families often took on the role of the breadwinner, since most job-openings were advertised for low-paying occupations that were associated with the female realm. This reversal of traditional gender roles was not without consequences for the relationship between men and women in refugee families. Nevertheless, women thereby often remained in unskilled positions while their husbands had time to work towards regaining their professional qualifications. Jewish refugee aid organizations such as “Selfhelp” assisted the newcomers during this process. While providing essential help, Jewish organizations also had certain agendas and discouraged refugees at times from remaining in New York in order to limit the numbers of refugees in the city. In some occasions, even families with children were dispersed in different cities and states for the sake of finding a means of support for each individual family member. This paper is based on autobiographic sources and aims to explore the challenges of Jewish refugee families after arriving in the “New World”.
Seltsame Worte, seltsamer Wahn? Erzählstimme und Geschlecht in Ingeborg Bachmanns Malina (1971)
2018
Für mich ist das eine der ältesten, wenn auch fast verschütteten Erinnerungen, daß ich immer gewußt habe, ich muß dieses Buch schreiben-schon sehr früh, noch während ich Gedichte geschrieben habe. Daß ich immerzu nach der Hauptperson gesucht habe. Daß ich wußte: sie wird männlich sein. Daß ich nur von einer männlichen Position aus erzählen kann. Aber ich habe mich oft gefragt: warum eigentlich? Ich habe es nicht verstanden, auch in den Erzählungen nicht, warum ich so oft das männliche Ich nehmen mußte. Es war nun für mich wie das Finden meiner Person, nämlich dieses weibliche Ich nicht zu verleugnen und trotzdem das Gewicht auf das männliche Ich zu legen.
2011
Herausgegeben von Thomas Anz in Zusammenarbeit mit Christine Kanz und Oliver Pfohlmann Nach dem Erscheinen von Sigmund Freuds Traumdeutung gab es kaum einen bedeutenden Autor, der sich nicht mit der Psychoanalyse auseinandergesetzt hat. Die Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts ist ohne die Rezeptionsgeschichte der Psychoanalyse nicht angemessen zu begreifen -so wie umgekehrt die Psychoanalyse nicht ohne ihre Auseinandersetzung mit Literatur. Was Autoren und Autorinnen deutscher Sprache, die zu Freuds Lebzeiten ihre literarische Karriere begannen, über die Psychoanalyse geäußert haben und in welcher -meist spannungsvollen -Beziehung sie zur ihr standen, wird jetzt erstmals umfassend dokumentiert und beschrieben. Der dritte Band enthält einen ausführlichen einleitenden Aufsatz zum Thema sowie kommentierte Zeugnisse zur Psychoanalyse-Rezeption von maßgeblichen Repräsentantinnen der literarischen Moderne, aber auch von nicht kanonisierten Autorinnen:
Generation und Sexualität
Sabine Hattinger-Allende Differenzfeministisches Denken ist relationales, sinnliches und leibliches Denken, das danach sucht, die Bildung und "das fortgesetzte Werden der vergeschlechtlichten Subjektivität zu erfassen" (355); eine lebendige theoretische Praxis, die der Resonanz eines Gegenübers bedarf. Die Beziehungshaftigkeit von Subjektivität und Bildungsprozessen ist ins Zentrum gerückt. Nicht um einen Kampf um Anerkennung geht es beim Zeigen der eigenen irreduziblen Singularität durch eine Äußerung, sondern "[e]s geht darum, etwas ‚auszulösen', im Sinne der physikalischen Bedeutung des Wortes in einer Anderen etwas zum Vibrieren, zum Mit-Schwingen zu bringen" (256). In den Worten und zwischen den Zeilen der vorgelegten Studie pulsiert ein Begehren nach Resonanz weiblicher Subjektivität, ein Begehren nach Reziprozität und dem lebendigen und konflikthaften Austausch zwischen Differenten. Catrin Dingler rekonstruiert das Differenzdenken als deutsch-italienische Geschichte in genealogischer Bezogenheit einer doppelten Differenz, in der Geschlecht und Generation im Sinne einer weiblichen Genealogie wirksam werden sollen. Prominent, weil titelgebend, positioniert sie die gesellschaftspolitische Setzung des Differenzdenkens als Schnitt. In Anlehnung an die künstlerischen Werke von Lucio Fontana, der durch Messerschnitte in Leinwände den zweidimensionalen Raum öffnet, benennt Carla Lonzi den kreativen Akt der Bildung weiblicher Subjektivität, der sich nicht länger am Modell des männlichen Subjekts ausrichtet, als Schnitt [taglio]. Erst durch eine Geste des radikalen Schnitts wird der Raum eröffnet, "um jenseits vorgegebener patriarchaler Maßstäbe einen differenten Sinn von Weiblichkeit (und Männlichkeit) entwickeln zu können" (10). In der genealogischen Rekonstruktion des Differenzdenkens setzt Dingler an diesen Schnittkanten an, um die historische Spezifizität der radikalfeministischen Geste nachvollziehen zu können. Mit Helene Stöcker beschreibt sie ein Werden weiblicher Subjektivität in der Alten Frauenbewegung im deutschsprachigen Raum und mit Carla Lonzi zeichnet sie die Konstitution eines unvorhergesehenen Subjekts in der Neuen Frauenbewegung Italiens nach. Die Differenzposition wurde in der historischen
Kinder- und Jugendliteratur des Exils unter Gendergesichtspunkten
Gender in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur
DieK inder-u nd Jugendliteratur des Exils entsteht vord em Hintergrund des Nationalsozialismus in der Zeitz wischen 1930 und 1950 unter jeweils unterschiedlichen Bedingungen in den jeweiligen Exilländernder deutschsprachigen Emigration dieserZ eit.U nter gendertheoretischer Perspektive werden drei Diskursstränged urch dasb reit gefächerteT extkorpus verfolgt.D ie Fragen ach demokratischen Organisationsformen wird im Kontext vonB anden-, Detektiv-und Inselromanen aufgegriffen. In diesem Kontext werden in den Texten Fragen nach der Gleichberechtigung der Geschlechter diskutiert.D ie Auseinandersetzung mit den Jugendidealen des Nationalsozialismus zeigt sich besonders deutlich im Diskursstrang des Antimilitaristischen. Hier sind die Figurengestaltungenf ür die Diskussion von Männlichkeit und Weiblichkeit ausschlaggebend. Als dritte Diskurslinieentfaltet sich ein Bild vonKindheit,das Spiel, Kreativität und Eigenwertigkeit dieser Phase betont. Damit verknüpft ist häufig ein spielerischerl iterarischerU mgangm it Geschlechternormen in der Konstruktion der Texte. 1E inleitung Spricht man vonExilliteraturoderder Literaturdes deutschsprachigenExils war bis in die 1990er Jahrehinein zumeist Literatur vondeutschsprachigen Autor*innen gemeint, die ausu nterschiedlichenG ründen zwischen 1933 und 1945a us Deutschlandu nd Österreich, späterdann auch ausden europäischen Exilzentren Prag, Paris, Dänemark und den Niederlanden fliehen mussten. Das Handbuch der deutschsprachigen Exilliteratur-VonHeinrich Heinebis Herta Müller von2013 setzt dagegenbewusst aufeine Ausweitung und Generalisierung des Exilbegriffs unds teht damite xemplarischf ür Forschungsansätze, die Exil in allgemeinmenschlicher, zunächstn ichth istorisch kontextualisierter Perspektivev erstehen.I mF olgendenl iegt der Fokusa ber,der dia-chronenP erspektived es vorliegenden Handbuchs folgend, aufd er Kinder-u nd Jugendliteratur deutschsprachiger Autor*innen etwa ausder Zeit von1930bis 1950,die im Exilverfasst oder veröffentlichtwurde. Auch mitdieser Einschränkungist die Frage, welche Autor*innen und welche Textez ur Kinder-u nd Jugendliteratur des Exilsg ehören, in der Forschungn ichta bschließendg eklärt.D as liegt unter anderem daran, dassdieses literarische Feld voneiner großenDiversitätgekennzeichnetist undweder die zeitlichenund räumlichenKoordinaten noch die Zuordnungder Autor*innen zum Exil eindeutig festzumachen sind(vgl. zum ‚Nachexil' Mikota 2020). In jedem Exilland OpenAccess. ©2 022 bei den Autoren, publiziertv on De Gruyter. Dieses Werk ist lizenziert unter einer CreativeC ommons Namensnennung 4.0 International Lizenz.
2009
Zusammenfassung: Die hier besprochene Untersuchung bietet eine sozialwissenschaftliche bzw. sozialpsychologische Annäherung an Strategien des Überlebens in nationalsozialistischen Konzentrationslagern und des Weiterlebens nach der Befreiung. Sie stützt sich auf die Auswertung von zehn narrativen Interviews, die für den Kontext eigens geführt wurden. In den Abschnitten über die Lagerzeit und die Erinnerung daran findet sich im Hinblick auf den aktuellen Forschungsstand verhältnismäßig wenig Neues. Die Kapitel über die Zeit des Weiterlebens und die Erinnerung an sie 1 Das an der University of Southern California angesiedelte Shoah Foundation Institute for Visual History and Education verfügt über rund 52.000 aufgezeichnete Interviews mit Überlebenden. Sie sind digitalisiert und verschlagwortet; ein kleiner Teil von ihnen ist online abrufbar (http://college.usc.edu/vhi/). Die Freie Universität Berlin bietet hochschulintern einen Zugang zum kompletten Bestand des Visual History Archive (http://www.vha.fu-berlin.de/archiv/).