Katharina Prager, “Agency” und Akteur*innen im Werk (und Leben) von Gerda Lerner (1920–2013), am Österreichischen Zeitgeschichtetag 2016, Graz, 09.06.2016 (original) (raw)
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Käthe Leichter - Jüdin, Sozialistin, Frauenforscherin
1994
Seit 1991 wird von der österreichischen Ministerin für Frauenangelegenheiten Johanna Dohnal ein Staatspreis für Frauenforschung, benannt nach Käthe Leichter, verliehen. 1 Ein Name wird schnell zum Etikett, das differenzierte Auseinandersetzungen ausspart. Dies in Beziehung zu Käthe Leichter gedacht, heißt vorerst Spuren eines prominenten, aber doch unbekannten Frauenlebens nachzugehen.2 Die am 20.8.1895 in Wien geborene Käthe Pick war promovierte Staatswissenschafterin und seit Ende des Ersten Weltkrieges politische Aktivistin des linken Flügels der österreichischen Sozialdemokratie (SDAPÖ), die sich als Leiterin des "Frauenreferates" der Wiener Arbeiterkammer mit der Situation arbeitender Frauen beschäftigte. Während des autoritären christlichen Ständestaates seit 1934 war sie illegal politisch aktiv. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1938 wurde sie im April verhaftet, 1940 in das KZ Ravensbrück deportiert und im Februar 1942 auf einem Weitertransport ermordet. Diese kurze Skizze benennt, welche Facetten ihres Lebenswegs nach 1945 in Gedenkartikeln und Gedenksendungen tradiert wurden: die antifaschistische "aktive mutige Kämpferin" und "glühende Sozialistin". Ihre Ehe und die beiden Söhne gestatteten, ihr überliefertes Lebensbild mit der gleichzeitig berufstätigen "gutc(n)" und "vorbildlichen Gattin und Mutter" abzurunden.3 Käthe Leichter wurde posthum zur perfekten "neuen Frau" der "modernen" austromarxistischen Geschlechterkonzeption der Ersten Republik. Ihr Leben und Sterben tangiert jedoch mehr. Käthe Leichter stammte aus einer jüdischen bürgerlich-liberalen Familie, vertrat linksextreme Positionen und war eine "Frau Doktor"-Faktoren, die ihr Engagement innerhalb der Organisationen der Arbeiterbewegung mit Vorurteilen gegen die Trias jüdisch-intellektuell-weiblich begleiteten. Obwohl sie nie ein politisches Mandat oder eine führende Position in der SDAPÖ innehatte-Anfang der 30er Jahre wird nach Intervention prominenter Sozialdemokraten nicht sie für einen der frei gewordenen Frauensitze nominiert, sondern zwei junge, politisch noch unerfahrene nichtjüdische Arbeiterinnen