Anthropologische Untersuchung einer frühmerowingerzeitlichen Gräbergruppe aus Stetten auf den Fildern, Stadt Leinfelden-Echterdingen, Lkr. Esslingen (original) (raw)

Die zur Untersuchung vorliegenden Skelettreste aus den Grabern 1 bis 4 (nach der urspriinglichen Grabungsdokumentation Graber 4, 5, 6 und 8) aus Stetten auf den Fildern, Stadt Leinfelden-Echter dingen, Flur ,Zeilacker' wurden zwischen Juli und September 2000 ausgegraben. Sie sind unter AR Nr. 2116 im Osteologischen Archiv des Landesamts fur Denkmalpflege in Rottenburg am Neckar inventarisiert. Im Zuge der archaologischen Bearbeitung der Befunde erfolgte eine detaillierte Begutachtung des Knochenmaterials. Das besondere Interesse an diesen Grabern griindet sich auf deren friiher Datierung um 500 n. Chr., einen Zeithorizont, der bislang auch im fundreichen Siidwestdeutschland eher schwach durch Skelettfunde reprasentiert ist. Als zumindest phasenweise gleichzeitig belegte Graberfelder bieten sich fur eine Gegeniiberstellung z.B. die Nekropolen von Aldingen, Hemmingen, Herrenberg, Horb-Altheim und Pleidelsheim an, die z.T. allerdings noch nicht anthropologisch untersucht sind.1 Deren Auswertungsergebnisse lassen hinsichtlich einer moglichen Bevolkerungskontinuitat im diachronen Kontext zwischen (spat)rdmischen sowie spatermerowingerzeitlichen und frankischen Bevolkerungsstichproben mteressante Einblicke erwarten. Die Skelettreste werden grabweise vorgestellt, die Individualmahe und anatomischen Varianten (sog. epigenetische Merkmale) summarisch in den Tabellen 1 bis 3 aufgelistet. Grab 1 (ehem. Grab 4, Behind 595) Obwohl aus stark gestortem Kontext stammend, ist das Knochenmaterial relativ gut erhalten. Bis auf das Manubrium sterni, die linke Kniescheibe sowie alle Hand-und mehrere Fubwurzelknochen, wenige Metapodien, einige Finger-und die Mehrzahl der Zehenglieder sind alle Elemente des Skeletts reprasentiert. Grofiere Fehlstellen finden sich im Bereich der Schulterblatter und Schliisselbeine, am Sacrum und in der Knieregion, kleinere Ausbriiche an den langen Extremitatenknochen und in der Beckenpartie. Die Wirbelsaule ist nahezu komplett iiberliefert. Vom Schadel fehlen lediglich kleinere Abschnitte des linken Jochbeins und der Schadelbasis. Fiinf Zahne (11, 22, 23, 26 und 32)2 sind postmortal verlorengegangen. Der Gesichtsschadel ist geringfugig verdriickt, die Oberflache der Langknochen teilweise korrodiert. 1 Das Skelettmaterial aus Horb-Altheim, Wyhl und Hemmingen sowie den friihen Grabern aus Pleidelsheim wurde kiirzlich im Rahmen einer Dissertation bearbeitet: Z. Obertova, The Early Medieval Alamannic population at Horb-Altheim, Germany (450-510 AD): A bioarchaeological approach to trace its history (Diss. Tubingen 2005). Vgl. auch hier S. 559-601. 2 Die Ansprache und Bezeichnung der einzelnen Zahnpositionen entspricht der internationalen Nomenklatur. Vgl. z.B. G.-H. Schumacher/H. Schmidt/W. Richter, Anatomie und Biochemie der Zahne (3Stuttgart 1983).-K. W. Alt/F. W. Rosing/M. Teschler-Nicola (Eds.), Dental anthropologyfundamentals, limits and prospects (Wien, New York 1998).-S. Hillson, Dental Anthropology (Cambridge 1998).