Deine Stadt in Bewegung Mit einer Ausstellung Stadtgeschichte als Migrationsgeschichte erzählen (original) (raw)

Objekte der Erinnerung – Erzählungen zur Migration: Ein Sammlungsprojekt und eine Ausstellung zur Migrationsgeschichte im Wien Museum

Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, 2018

Objekte der Erinnerung-Erzählungen zur Migration Ein Sammlungsprojekt und eine Ausstellung zur Migrationsgeschichte im Wien Museum Ein türkisfarbiger Kochtopf der Marke Riess, er ist von jahrelangen Gebrauchsspuren gekennzeichnet. Auf der Vorderseite findet sich ein mit wasserfestem Stift handschriftlich beigefügter Text in kroatischer Sprache: Siječanj 1973 (Jänner 1973). Kochtopf wie Text verweisen zunächst auf einen biographischen Wendepunkt im Leben seiner (ehemaligen) Besitzerin, Vasilija Stegić: denn das Datum dokumentiert nicht nur den Zeitpunkt des Erwerbs, sondern auch die Ankunft von Frau Stegić in Wien. Die gelernte technische Zeichnerin war im Jänner 1973 von Rijeka nach Wien gekommen, um hier einen Neuanfang zu wagen. Frau Stegić erwarb den Topf von ihrem ersten Wochengehalt in einer Textilfabrik, um sich im Wohnheim kleine Speisen zubereiten zu können. Die Geschichte hinter diesem auf den ersten Blick belanglos erscheinenden Alltagsgegenstand erzählt von einem biographischen Wendepunkt: der Ankunft in einem fremden Land und dem Sich-Einrichten; sie erzählt zudem vom biographischen Bewusstsein seiner Besitzerin, vom Versuch einer Einschreibung ihrer individuellen Migrationsgeschichte in eine kollektive Geschichte. Denn die Beschriftung "Siječanj 1973" brachte Frau Stegić erst Jahrzehnte später aufgrund des Interesses von Seiten eines Museums an ihrem Topf an. Damit überließ sie die Kontextualisierung ihres einstigen Gebrauchsgegenstandes nicht gänzlich dieser Gedächtnisinstitution. 1

In der Börse, am Hain und im Museum - Friktionen Urbaner Praxis im Ausstellen von Stadtgeschichte

MAP #13 Urbane Praxis und kulturelle Infra-Strukturen, 2023

Julia Kurz wendet sich anhand künstlerisch-kuratorischer Kooperationen mit dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig dem Ausstellen von (Stadt)Geschichte zu. Sie verweist auf die Verantwortung der musealen Institution, die als Ort von Archiven, Sammlungen und der Zugänglichkeit von Wissen daran beteiligt ist, wie öffentlicher Raum strukturiert, gestaltet und gelesen wird.

Die Unordnung der Dinge - Migration als neue Perspektive in der Sammlungskonzeption es Münchner Stadtmuseums

In: Ursula Eymold/ Andreas Heusler (Hg.): Migration bewegt die Stadt - Perspektiven wechseln. München (Allitera), 228-240, 2018

Museen sind Orte, an denen Dinge geordnet werden: Was ist es wert, in die Sammlung aufgenommen, erhalten und der Nachwelt überliefert zu werden? Mit dieser zentralen Frage wird eine grundsätzliche Bewertung eines Gegenstands und des mit ihm verbundenen Themas vorgenommen. Wurde ein Gegenstand mit der Aufnahme in die Sammlung geadelt, wird er weiter in den musealen Kategorien eingeordnet. Diese Ordnungssysteme sind über die Zeit gewachsen und erscheinen aus aktueller Sicht nicht immer logisch: Die Ordnung birgt die ihr eigene Unordnung. Eine gewisse Beliebigkeit bildet sich ab, die häufig durch intuitiv getroffene Entscheidungen zustande kommt. Und in den institutionell gewachsenen Strukturen bilden sich langfristig Deutungspraktiken ab, die eine Interpretationshoheit über die Geschichte bedeuten. Migrationsgeschichte war bis zum 21. Jahrhundert kein vorherrschendes Thema, weder am Münchner Stadtmuseum noch an anderen deutschen Museen. Dies hängt auch mit der verspäteten Anerkennung der Tatsache zusammen, dass Deutschland ein Ein-wanderungsland ist. In der heutigen Einwanderungsgesellschaft braucht ein Museum aber endlich ein Sammlungskonzept für das Thema Migration. Am Anfang steht die Frage nach der Definition des Migrationsobjektes. Darauf baut die wissenschaftliche Erforschung der bereits existierenden Bestände auf. Und zugleich ist auch der Sammlungsaufbau von dieser Definition bestimmt. Schließlich kann eine Abgrenzung zu den Sammlungskonzepten anderer Häuser vor-genommen werden. Dabei werden althergebrachte Ordnungssysteme hinterfragt und neue Strukturen bringen mehr Unordnung mit sich.

Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte

Mitglieder des WBGU Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte IV Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-936191-44-8 © WBGU Berlin 2016 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Das diesem Bericht zu Grunde liegende F&E-Vorhaben wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit unter dem Förderkennzeichen 01RI0708A3 durchgeführt. Die Verantwortung für den Inhalt liegt beim Autor. Hinweis zur geschlechtsneutralen Formulierung: In diesem Gutachten werden bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, abwechselnd die weibliche und die männliche Form verwendet. Verlagsmanagement, Administration und Assistenz in der Geschäftsstelle Anja Böhmer, M. A. ( Veranstaltungsmanagement und Sekretariat; seit 1.2.2015) Vesna Karic-Fazlic (Sachbearbeitung Finanzen) Mario Rinn, B. Sc. (Systemadministration) Martina Schneider-Kremer, M. A. ( Verlagsmanagement) Margot Weiß (Sekretariat; bis 31.12.2014) Wissenschaftliche MitarbeiterInnen der Mitglieder des WBGU