Städtische WasserIeitungssysteme: Archäologische Befunde. Paderborn, 31. Oktober - 31. November 1997 (original) (raw)
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Andreas Bingener, Gerold Flosdorf in: Scripta Mercatura, 36. Jahrgang, Heft 2, S.1-38, 2002
Die vorliegende Abhandlung vermittelt einen Einblick in die Wasserversorgung einer mittleren Territorialstadt am Ende des Mittelalters und in der frühen Neuzeit. Der erste Teil des Aufsatzes beschäftigt sich allgemein mit der Geschichte der Wasserversorgung im mittelalterlichen Städten. In einem weiteren Kapitel werden die Schriftquellen zur Trinkwasserversorgung der nassauischen Landstadt Siegen ausgewertet, während in einem dritten Teil der Studie neuere archäologische Befunde vorgestellt und eingeordnet werden.
Die Augsburger Hochterrasse war nach der Eroberung der Alpen und des Alpenvorlands 15 v. Chr. aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage zunächst ein wichtiger militärischer Standort. Daraus sollte sich später die Provinzhauptstadt und der verkehrsgeographische Knotenpunkt der Provinz Raetien entwickeln. Die gute Lage inmitten fruchtbarer Böden bot zwar Schutz vor Hochwasser, jedoch fehlte es an natürlichen Wasserläufen auf dem etwa 10 bis 15 m über den Flusstälern von Lech und Wertach gelegenen Hochplateau. Umso erstaunlicher ist, dass bis heute nur wenig über die Wasserversorgung von Augusta Vindelicum / Augsburg bekannt ist. Seit den 1980er Jahren wurde eine aus dem Luftbild bekannte Fernwasserleitung als Hauptwasserlieferant der Stadt angenommen. Mehrere Ausgrabungen entlang dieser Wasserleitung in Göggingen, ca. 3 km südlich der antiken Stadttore gelegen, sind Grundlage des vorliegenden Aufsatzes, der die überarbeitete Fassung meiner Magisterarbeit darstellt. Die Analyse der Befunde ergab einen komplexen Aufbau der Wasserleitung mit mehreren Hauptgräben und zahlreichen Erneuerungen. Das Wasser verlief in offenen, in den Lehmboden eingegrabenen und nicht weiter befestigten Kanälen. Ein Ausbau in Stein konnte an keiner Stelle nachgewiesen werden. Über eine Strecke von 34,5 km wurde Wasser von Süden her über die Augsburger Hochterrasse geleitet, die ein natürliches Gefälle von 0,3% besitzt. Es handelte sich allerdings nicht um Trinkwasser, sondern um Brauchwasser, das u. a. zur Bewirtschaftung der fruchtbaren Böden auf der wasserarmen Hochterrasse und zur Speisung handwerklicher Betriebe im Vorfeld der Stadt benötigt wurde. Die Fernwasserleitung wurde bereits in den ersten beiden Jahrzehnten des 1. Jhs. n. Chr. in Zusammenhang mit dem Bau des Kastells in der heutigen Augsburger Altstadt angelegt. Zahlreiches Fundmaterial aus den verfüllten Leitungssträngen weist auf eine umgebende römische Besiedlung im Bereich des heutigen Göggingen, die von flavischer Zeit bis in das letzte Drittel des 4. Jhs. n. Chr. andauerte. Dabei bezeugt die Anlage zweier Wasserleitungen nach 325 n. Chr. eine funktionierende Instandhaltung der Brauchwasserleitung noch im fortgeschrittenen 4. Jh. n. Chr.
Pergamon war in antiker Zeit eine blühende Metropole nahe der Westküste der heutigen Türkei in der histori-schen Landschaft Mysien. Aufgrund sehr trockener Som-mermonate war die Wasserversorgung der Stadt stets kritisch. Am Beispiel des Areals der Stadtgrabung soll aufgezeigt werden, wie sich das Wasserversorgungssys-tem von der frühhellenistischen bis in die spätrömische Zeit entwickelt hat. Mögliche Parallelen zur Stadtent-wicklung werden untersucht. In ancient times Pergamon was a thriving metropolis in the historic region of Mysia, near the west coast of modern Turkey. Because of the dry summer months, the city's water supply was particularly critical. Using the excavations of the city as an example, this article aims to illustrate how water supply systems developed from the early Hellenistic to the late Roman period. Parallels to the development of the city will also be drawn.
Thiasos 11, 97-107, 2022
The paper discusses the hydraulic engineering and water management of the civil town of Carnuntum (Roman province of Pannonia – Austria). The actual state of research, which is primarily based on excavation results, is presented. Geophysical prospection data, collected in the course of the ‘ArchPro Carnuntum’ project, is used for additional analyses. Various anomalies point to building structures related to the provision of fresh water (a potential well and fountain and water conduits), the management of wastewater (sewers) and buildings that are interpreted as bath complexes (thermae) and a fuller´s workshop (fullonica). Der Aufsatz ist der hydrologischen Infrastruktur der Zivilstadt von Carnuntum (in der Provinz Pannonien im heutigen Österreich) gewidmet. Einleitend wird der aktuelle, weitgehend auf Grabungsergebnisse gestützte Forschungsstand vorgestellt. Im Anschluss werden die Ergebnisse vertiefender Analysen von geophysikalischen Prospektionsdaten vorgestellt, die im Zuge des ‘ArchPro Carnuntum’ Projekts gesammelt wurden. Anomalien lassen auf die Präsenz von Befunden schließen, die im Zusammenhang mit der Frischwasserversorgung (mögliche Brunnen, Wasserleitungen), der Abwasserableitung (Abflusskanäle) und mit Spezialbauten wie Bädern (thermae) und einer Wäscherei (fullonica) stehen.