Das Ende einer Organisationsgesellschaft (original) (raw)

Organisationale Schließung und Dynamiken der »Selbstverdeckung«

Verdeckungen

Organisationale Schließung beinhaltet Ein-und Ausschlussdynamiken, die sich in etablierten Normen eines idealen Beschäftigten begründen und bestimmte Beschäftigtengruppen systematisch benachteiligen. Auch in Familienunternehmen, die in diesem Beitrag als Fallbeispiel verwendet werden, finden sich idealisierte Erwartungen, die häufig auf den Werten und Normens des Gründers und damit verbunden einer »Familiness« beruhen. Wir untersuchen erstens, inwiefern Beschäftigte zur Norm des idealen Beschäftigten in Familienunternehmen Diskrepanzen wahrnehmen. Im Sinne von Identitätstheorien verstehen wir Diskrepanzen als Abweichung zwischen dem, was in der Organisation an idealisierten Erwartungen vorherrscht und dem, was Beschäftigte für sich als Selbst verstehen. Zweitens fragen wir, wie und auf welche Weise Beschäftigte auf erlebte Diskrepanzen reagieren. Durch den Rückgriff auf Literatur zur organisationalen Schließung, zur Norm eines idealen Beschäftigten, sowie zur organisationalen Identitätstheorie konzeptualisieren wir Selbstverdeckung als die dargestellte Konformität mit einer Norm eines idealen Beschäftigten, die erlebte Diskrepanzen zwischen den Erwartungen in der Organisation und dem beruflichen Selbst verdeckt. In einer qualitativen, explorativen Vorstudie zeigen wir erste Evidenzen für Adaptation und Selbstverdeckung als erste mögliche Strategien, auf die Norm des idealen Beschäftigten zu reagieren. Die Strategie der Selbstverdeckung wird seitens der Beschäftigten mit Sorgen vor Konsequenzen fehlender Konformität begründet, die bspw. einem Einschluss in die Organisation entgegenstehen und negative Konsequenzen für den Zugang zu organisationalen Ressourcen haben.

Nachdem es keine Partei mehr gibt' Zur Kritischen Theorie der Organisation

Zur Kritischen Theorie der Organisation, 2022

“‘Time to organize‘“ ist eine beliebte Floskel der heutigen Rest-Linken. Aber wie? Alexander Neupert-Doppler greift in seinem Text ‚Nachdem es keine Partei mehr gibt – Zur Kritischen Theorie der Organisation‘ auf weniger bekannte Antworten aus der Kritischen Theorie zurück: Horkheimers Kritik traditioneller Organisationen ((Partei, Gewerkschaft, Genossenschaften), Benjamins zeitweilige Begeisterung für revolutionäre Bewegungs- und Betriebsorganisationen, Marcuses Modell für eine verbindende Basisorganisation.

Das Ende einer Einrichtung: Was passiert mit den Dingen des Lebens, wenn wir gehen?

Waxmann Verlag, 2023

Dieser Beitrag widmet sich der Frage, ob die Dinge, die ein Mensch während des Lebens besitzt, ihre Handlungsmacht verlieren, wenn dieser stirbt. Die Analyse basiert auf wissenschaftlichen Ansätzen, die Dinge als soziale Entitäten mit Handlungsmacht betrachten. Diese Ansätze konzentrieren sich nicht mehr auf die Symbolkraft und die ästhetische, kulturelle oder soziale Bedeutung von Objekten, sondern darauf, was sie in bestimmten historischen und sozialen Kontexten tun. Einige davon nehmen speziell die multisensorische Wirkung von Objekten in den Blick, indem sie den Schwerpunkt auf die von diesen hervorgerufenen Emotionen und Verhaltensweisen legen. Was also bewirken diese Dinge und was genau tun sie, wenn sie mit den Nachkommen der Verstorbenen und mit fremden Menschen in Kontakt kommen, die mit den Gegenständen auf eine jeweils spezifische Art und Weise verbunden sind? Wie interagieren einzelne Objekte mit anderen Objekten einer persönlichen Sammlung? Haben Gegenstände des Alltags eine „Biographie“ und wie kann man davon erfahren, wenn ihre ursprünglichen Besitzer:innen nicht mehr leben? Sind alte Objekte identitätsstiftend und können sie als Brücke zwischen unterschiedlichen Lebensgeschichten und -arten funktionieren? Menschen und Dinge befinden sich in einem engen Kontakt miteinander. Wir sind nicht nur Besitzer:innen und Verbraucher:innen von bestimmten Objekten, sondern diese sind identitätsstiftend und können unsere alltäglichen Praktiken beeinflussen.

Anfang und Ende des Lebens in anderen Gesellschaften

Vortrag Deutsches Rotews Kreuz Fachtagung, 2016

Vortrag zur Fachtagung des Deutschen Roten Kreuzes Sterben, Tod und Trauer in der Einwanderungsgesellschaft Münster, 12.Oktober 2016 Die Endlichkeit des menschlichen Lebens wird durch den Tod des Körpers bestimmt-durch die Tatsache, dass jeder Einzelne den physiologischen Bedingungen der Spezies homo sapiens sapiens unterworfen ist. Der Tod ist ein Schicksal, das jeden einzelnen trifft, ungeachtet der Gesellschaft, in die er hineingeboren wird und ungeachtet der Kultur, deren Ideen er denkt und deren Werte er lebt. Aber beendet das Versterben seines Körpers auch die Existenz des Menschen als einer sozialen Person-als eines kulturell geprägten Wesens, das im Laufe seines Lebens in vielen sozialen Beziehungen eingebunden war? Führt der Verfall des Körpers unausweichlich zur Auflösung des Menschen als Gestalt, als Seele, als Erinnerung? Mit dieser Frage haben sich zahllose Gesellschaften in ihrem sozialen Verhalten und religiösen Denken auseinandergesetzt. Auch uns ist dieses Denken in vielerlei Form vertraut. Laut dem christlichen Glauben ist der Zeitraum des menschlichen Lebens in seiner materiellen Gestalt begrenzt; es sollte nach dem Tod zur Quelle dieser Materie heimkehren-"Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub". Zwar ist eine Auferstehung am Ende der Zeiten vorgesehen, diese wird aber den Mensch nicht in die Gesellschaft zurückführen. Die Zeitspanne der seelischen Existenz des Menschen ist jedoch prinzipiell unbegrenzt. Die Seele versteht das Christentum als eine persönliche Komponente göttlicher Herkunft, die nach dem Tod zu diesem "von Ewigkeit zu Ewigkeit" existierenden kosmologischen Ursprung zurückkehren sollte. Gerade in diesem Verständnis nähert sich die christliche Lehre den Glaubensvorstellungen des Hinduismus und Buddhismus an. Diese asiatischen Religionen sprechen von vinyaan, eine spirituelle Komponente des Menschen, die durch das Verbrennen seines Leichnams freigesetzt wird, um sich-nachdem sich mehrere Reinkarnationen vollzogen haben-mit dem göttlichen Atman vereinigen zu können. Laut muslimischen Glaubensvorstellungen über die Bestimmung der Seele (ruh genannt) nach dem Tod-Vorstellungen, die dem christlichen Denken ähnlicher sind als so manchem Islamkritikern gefallen mag-wird ebenfalls die kontinuierliche Existenz und die himmlische Bestimmung dieser spirituellen Komponente der Person betont. Aber selbst wenn man in der säkularisierten Moderne solches über Jahrtausende entwickeltes religiöses Denken nicht mittragen möchte, dann noch wäre für viele die Idee, dass mit dem Verfall des Leichnams auch das Bild des Verstorbenen verschwindet, ein unerträglicher Gedanke.

Prophezeiungen, die Organisationen zerstören

Vogel, M. (Hrsg.), 2013: Organisation außer Ordnung. Außerordentliche Beobachtungen organisationaler Praxis. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht., 2013

Bilder über die eigene Zukunft können zerstörerisch sein. Entlang der Konzepte der selbsterfüllenden und der selbstzerstörenden Prophezeiung zeigt der Beitrag auf, wie Organisationen aufgrund von Vorhersagen aus der Ordnung geraten und scheitern können. Zentrales Element in seiner Argumentation ist das aus der Religionssoziologie entlehnte Konzept der Realitätsverdopplung. Prophezeiungen stellen dabei eine konkurrierende Realität zu der zunächst vorherrschenden Sicht auf eine Organisation dar. Welche zerstörerische Kraft in diesen Alternativordnungen von Wirklichkeiten liegen können, wird entlang zwei konkreter Fallstudien dargestellt: Die Fusion von DaimlerChrysler und der "bank run" auf Northern Rock.

Das Ende der Zukunft

In: Sebastian Domsch (ed.) _Amerikanisches Erzählen nach 2000: Eine Bestandsaufnahme_ (München: Edition Text+Kritik, 2008).

Organisationsgesellschaft neu gedacht: Vom Archetyp zu neuen Formen der Organisation

KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie

ZusammenfassungWährend die Organisationssoziologie vornehmlich auf die Analyse von Organisationen und zwischenorganisatorischen Arrangements konzentriert ist, finden wir in verschiedenen anderen Teilgebieten der Soziologie die Einschätzung, dass die Rolle von Organisationen hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Effekte oftmals nur unzureichend reflektiert wird. Dieser Beitrag zielt darauf ab, konzeptionelle Voraussetzungen zur Überwindung dieser Situation zu schaffen. In Abschn. 2 wird auf das Konzept der Organisationsgesellschaft rekurriert, so wie es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt worden ist. Als gemeinsames Problem dieser Forschungsbeiträge wird identifiziert, dass sie sich auf eine bestimmte – hier als Archetyp bezeichnete – Organisationsform beziehen, deren Dominanz im 21. Jahrhundert fragwürdig geworden ist. In Abschn. 3 wird deshalb vorgeschlagen, neue Organisationsformen einzubeziehen. Insbesondere wird auf Hyper-Organisation, partielle Organisation un...