Goldenes Wissen. Die Alchemie - Substanzen, Synthesen, Symbolik, Wiesbaden: Harrassowitz, 2014 (original) (raw)

Die Alchemie der Frühen Neuzeit als Gegenstand der Wissensgeschichte

Magia daemoniaca, magia naturalis, zouber. Hg. v. Peter-André Alt, Jutta Eming, Tilo Renz und Volkhard Wels. Wiesbaden 2015, S. 233-265.

Die Literaturangaben in den Anmerkungen beschränken sich auf die Arbeiten, die für meine Argumentation von unmittelbarer Bedeutung sind und verstehen sich insofern als stellvertretende Verweise. Volkhard Wels 234 1. Wissensformen der vormodernen Chemie Die frühneuzeitliche Chemie ist keine marginale Erscheinung, sondern, wie Wilhelm Kühlmann und Joachim Telle es formuliert haben, die "Leitwissenschaft", in deren Zeichen sich die frühneuzeitliche Entdeckung und Erforschung der Natur vollzieht. 2 Das heißt an erster Stelle, dass wir es nicht mit vereinzelten Texten zu tun haben, sondern mit einem riesigen und gegenwärtig noch schwer überschaubaren Textmassiv. Unter dem Namen der "Chemie" oder "Alchemie" (beide Begriffe werden bis weit ins 17. Jahrhundert hinein gleichbedeutend verwendet) versammeln sich Abhandlungen zur Transmutationsalchemie, zum Bergbauwesen, zu Verhüttungs-und Schmelztechniken, zu dem, was heute organische und anorganische Chemie heißt, zu Materialwissenschaft und Werkstoffkunde, zu Biologie und Biochemie, zu Medizin und Pharmazeutik, genauso aber zu einer ‚mystischen', spirituellen oder, wie man das später nennen wird, ‚esoterischen' Alchemie. Der Stein der Weisen, das Elixier des Lebens und die künstliche Herstellung von Gold, wie sie heute in trivialisierenden Darstellungen allein mit der Alchemie identifiziert werden, bilden dabei nur einen eher Teilaspekt dieser Wissensformen. Der alchemische Buchmarkt vor 1550 wird von pharmazeutischen Werken und von Kunstbuchliteratur metallurgisch-technischen Inhalts beherrscht. 3 Wer sich mit dieser vormodernen Chemie beschäftigt, muss sich von zwei großen Erwartungen befreien. Erstens ist diese Chemie keine quantitativ verfahrende Chemie, die es mit einzelnen chemischen Elementen zu tun hätte. 4 Eine 2 Allgemein zur Alchemie vgl. den Überblick von Joachim Telle: Art. Alchemie II. In: Theolo

"Was oben ist, ist gleich dem unten": Die Inschrift der Smaragdtafel und das Imaginarium von den Anfängen der Alchemie.

Literatur und Epigraphik. Phänomene der Inschriftlichkeit in Mittelalter und Früher Neuzeit. Ed. by Laura Velte and Ludger Lieb., 2022

von den Geheimnissen der Materie, ihrer Zusammensetzung, Bindungen und Vervollkommnung durch Transmutation-kurz: von der Alchemie-stammt von einer Inschrift, darin stimmen die mythischen Erzählungen über den Ursprung dieser Wissenschaft überein. Einigkeit besteht auch über den Autor und Gründervater der Alchemie, den dreifach großen Hermes. Hermes Trismegistos lautet der griechische Name der Gestalt, die zunächst für den ägyptischen Gott der Weisheit, Thoth, stand, in die aber bald weitere mythische Heroen aus verschiedenen Teilen des antiken Orients amalgamierten. Diese Vielgestaltigkeit führte in manchen Legenden wiederum zu einer Unterscheidung von drei Hermen als Ahnen geheimen Wissens. 1 Ob die Inschrift des Trismegistos, um es der Einfachheit wegen in diesem Beitrag beim Singular zu belassen, allerdings auf einer Säule, auf einer Statue oder einer Tafel angebracht war und ob dieses Artefakt zu einer Grabes-oder Tempelarchitektur gehörte: über diese Details herrscht in der mythischen Überlieferung Uneinigkeit. Seit dem 8. Jahrhundert findet sich in der arabischen Literatur die wirkmächtigste Variante des Mythos, die mit der Übersetzung ins Lateinische Mitte des 12. Jahrhunderts auch zu den frü-1 Bereits antike Offenbarungstexte der hermetischen Tradition wie der sogenannte "Asclepius" spielen auf eine Genealogie verschiedener Weisheitsträger mit Namen Hermes an. In konzentrierter Form präsentiert im 9. Jh. Abū Maʽshar die legendenhafte Abfolge von drei Hermen; vgl. Charles Burnett:

Alkalimetall-Stannid-Silicate und -Germanate: ‘Doppelsalze’ mit dem Zintl-Anion [Sn4]4—Professor Welf Bronger zum 70. Geburtstag gewidmet

Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie, 2002

The crystal structures of the tetrelid tetrelates A 12 [Sn 4 ] 2 [GeO 4 ] (A ϭ Rb/Cs: monoclinic, P2 1 /c, a ϭ 1289.1(2) / 1331.72(7), b ϭ 2310.1(4)/ 2393.6(1), c ϭ 1312.6(2)/ 1349.21(7) pm, β ϭ 119.007(3)/ 118.681(1)°, Zϭ4, R1ϭ0.1049/0.0803) and Cs 20 [Sn 4 ] 2 [SiO 4 ] 3 (monoclinic, Cc, a ϭ 2331.9(1), b ϭ 1340.1(2), c ϭ 1838.9(2) pm, βϭ 102.61(3)°, R1 ϭ 0.0763) contain the Zintl Einleitung Durch Reduktion von SnO mit den Alkalimetallen Rubidium und Caesium lassen sich 'Stannid-Stannate' [1] stabilisieren, in denen das Metall Zinn sowohl anionisch (Sn ϪI in zu weißem Phosphor isoelektronischen Zintl-Anionen [Sn 4 ] 4Ϫ) als auch kationisch (Sn ϩII in tetraedrischen Oxostannat-Ionen [SnO 3 ] 4Ϫ) vorliegt. Von Silicium sind ähnliche 'Silicid-Silicate' [2Ϫ4] bekannt, deren Kristallstrukturen einander abwechselnde Schichten aus Silicid-[Si 4 ] 4Ϫ (d.h. Si ϪI) und Oxosilicat-(d.h. Si ϩIV) Ionen aufweisen. Wie bei den einfachen Rb/Cs-Oxosilicaten(IV) [5] treten hier allerdings keine isolierten Orthoanionen [SiO 4 ] 4Ϫ auf, sondern Cyclotrisilicat-Ionen [Si 3 O 9 ] 6Ϫ (in Cs 10 [Si 4 ][Si 3 O 9 ] [2,4] bzw. die über ein O-Atom verknüpften Doppeldreiring-Anionen [Si 6 O 17 ] 10Ϫ (in Rb 14 [Si 4 ][Si 6 O 17 ] [3,4]). Die genannten 'Tetrelid-Tetrelate' lassen sich formal ionisch als 'Doppelsalze' verstehen: der Vergleich der Anionen mit denen der entsprechenden Randverbindungen, den Zintl-Phasen AM (AϭRb, Cs; MϭSi, Sn) bzw. den Oxosilicaten, lassen nur sehr geringe Einflüsse der beiden Bauverbände auf