Ralf Krumeich – Christian Witschel (Hgg.), Die Akropolis von Athen im Hellenismus und in der römischen Kaiserzeit (original) (raw)

Wege durch Athen - Die Pflasterung des Akropolisareals durch Dimitris Pikionis, in: T. Korkut - B. Özen-Kleine, Festschrift für Heide Froning. Studies in Honour of Heide Froning (Istanbul 2018) 335-363

Seit Jahrzehnten pilgern jährlich Millionen von Besuchern auf die Akropolis von Athen mit dem Ziel die antiken Stätten und vor allem den Parthenon aus nächster Nähe zu betrachten. Nur selten fällt dabei der Blick auf den gepflasterten Weg, der in mehreren Schleifen und Wendungen zu den Propyläen empor führt. In den Jahren von 1954-1957 wurde dieser von einem außerhalb Griechenlands auch unter Archäologen bislang nur wenig bekannten griechischen Architekten mit dem Namen Dimitris Pikionis angelegt. Pikionis erhielt den Auftrag vom griechischen Staat, den Zugang zur Akropolis und das Gelände des gegenüberliegenden Philipappos-Hügels neu zu gestalten, Zugangswege und Ruheplätze zu schaffen sowie die archäologischen Stätten miteinander zu verbinden. Bis heute bleibt Pikionis‘ Werk, das in der Trassierung eines Netzes von Pfaden und der Anpflanzung hunderter Olivenbäume besteht, weitgehend unbeachtet, fügt es sich doch wie selbstverständlich in die bestehende Landschaft ein und lässt den antiken Stätten, insbesondere den Bauten auf der Akropolis, den Vorrang. Gleichwohl beeinflusst die Gestaltung des Areals in hohem Maße unsere heutige Wahrnehmung der Akropolis und der gegenüberliegenden Hügel. Durch geschickte Wegführungen, welche die antiken Monumente überraschend vor dem Auge des Betrachters erscheinen lassen, geplante Aussichtsplattformen und ‚Stolpersteine‘ in den Pfaden werden die Besucher*innen gesteuert. Die Anlage des Wegesystems und die landschaftliche Formung des Areals offenbart das Antikenverständnis Pikionis‘, das durch eine langjährige Auseinandersetzung mit den antiken Mythen, der attischen Landschaft und der Archäologie geprägt ist. Umso verwunderlicher ist die Tatsache, dass der Umgang mit den archäologischen Befunden entlang der Trassierung des Areals und die Bezugnahme Pikionis‘ auf die Antike bisher kaum untersucht worden sind. Aus archäologischer Sicht stellt sich dabei besonders die Frage, wie die archäologischen Stätten durch Pikionis neu kontextualisiert wurden. Dem soll in meinem Beitrag näher nachgegangen werden.

Ernst Curtius (1814–1896): Berlin – Athen – Olympia. Archäologie und Öffentlichkeiten zwischen Vormärz und Kaiserreich, Saeculum 61.2, 2011, 305–336.

Zusammenfassung: Das wissenschaftliche Werk von Ernst Curtius – außerordentlicher Professor der Archäologie in Berlin seit 1844, von 1856–1868 Professor für Klassische Philologie und Archäologie in Göttingen und seit 1868 Professor für Archäologie in Berlin – wurde schon Ende des 19. Jahrhunderts im Rahmen der zunehmend spezialisierten Altertumswissenschaften als altmodisch, das antike Griechenland verklärend abgetan. Dieses Bild wird in den archäologischen und historischen Fachgedächtnissen bis in jüngste Zeit tradiert, auch wenn Curtius wissenschaftsorganisatorische Verdienste attestiert werden, vor allem als Initiator und einer der beiden Leiter der deutschen Ausgrabungen in Olympia von 1875 bis 1881. In dem Beitrag wird demgegenüber versucht, einige Stationen des Lebenswegs von Ernst Curtius für eine Sozialgeschichte der Wissenschaften auszuwerten. Briefe von Curtius und seinen Freunden erlauben es, Diskurse und Handlungen aus Sicht der Akteure und ihres zeitgenössischen Umfelds zu verfolgen. Wissenschaftsgeschichtliche Relevanz erlangen diese im Kontext der Medien und Räume der Konstruktion und zugleich der Vermittlung von Wissen und Bildung. Am Beispiel des wissenschaftlichen Werdegangs von Curtius, seiner in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgreichen Griechischen Geschichte und seiner Vorträge an Universitätsfesttagen Göttingens und Berlins und vor großem Publikum im Wissenschaftlichen Verein zu Berlin wird der Frage des Beziehungsgeflechts von Wissenschaften und Öffentlichkeiten zwischen Vormärz und Kaiserreich nachgegangen.

2010: Die Akropolis als zentrales Heiligtum und Ort athenischer Identitätsbildung

R. Krumeich – Ch. Witschel (Hrsg.), Die Akropolis von Athen im Hellenismus und in der römischen Kaiserzeit, 2010

Bis heute stellt die Akropolis (Abb. 1-7) den Inbegriff des klassischen Athen und damit des antiken Griechenland überhaupt dar. 1 Ähnliches galt für die Zeit, als vermögende Aristokraten aus vielen Bereichen der hellenistischen Welt und aus Rom Athen als Studienort wählten und die Stadt später ein wichtiges Zentrum der römischen Provinz Achaia bildete, in der sich das ‚Alte Griechenland' innerhalb des Imperium Romanum manifestierte. 2 Symptomatisch für die noch im 2. Jh. n. Chr. gepflegte kulturelle Identität der griechischen Städte in Achaia, für ihren Traditionsbezug bzw. ihre Selbststilisierung, aber auch für deren Rezeption durch maßgebliche Vertreter Roms ist der Ratschlag des jüngeren Plinius an einen Bekannten, der als legatus nach Achaia entsandt werden sollte: "Bedenke, Du wirst in die Provinz Achaia gesandt, das wahre, unverfälschte Griechenland (illam veram et meram Graeciam) … Hab' Ehrfurcht vor ihren göttlichen Stadtgründern, den Namen ihrer Gottheiten! Hab' Ehrfurcht vor ihrem alten Ruhm und überhaupt vor ihrem Alter, das bei Menschen ehrwürdig, bei Städten heilig ist! Erweise ihrer Vergangenheit Ehre, ihren Großtaten, auch ihren Mythen! … Halte Dir vor Augen, … daß es Athen ist, wohin Du gehst, daß es Sparta ist, das Du verwaltest; ihnen den letzten Schatten einstiger Größe, den Rest der Freiheit zu rauben, wäre hart, grausam und barbarisch". 3 Die im wesentlichen im Laufe der perikleischen Epoche und bis etwa 400 v. Chr. errichteten Bauwerke und Götterbilder der Akropolis galten schon kurze Zeit danach als herausragende Zeugnisse für die machtpolitische Blütezeit Athens im 5. Jh. v. Chr. Bereits bei den attischen Rednern des 4. Jahrhunderts werden die Monumente auf der Akropolis immer wieder als markante Denkmäler der ehemals machtvollen Polis erwähnt. 4 Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund sind die Stiftungen Alexanders d. Gr. oder der Attaliden von Perga-* Für ihre Diskussionsbereitschaft sowie für wichtige Anregungen und Hinweise danken wir G. DESPINIS, N. HIMMELMANN, M. KORRES, M. KREEB UND E. VOUTIRAS. 8

Heinz A. Richter, Geschichte Griechenlands im 20. Jahrhundert. Bd. 2: 1939–2004. (Peleus. Studien zur Archäologie und Geschichte Griechenlands und Zyperns, Bd. 67/2.) Mainz/Ruhpolding/Wiesbaden, Franz Philip Rutzen/Harrassowitz 2015

Historische Zeitschrift, 2017

Historische Zeitschrift // BAND 304 / 2017 hörde verfügt, die sich "als eine dem Staat und der Armee in besonderem Maße verpflichtete Elite begreift" (S. 104), wurden und werden in der BRD Rüstungsgüter von privatwirtschaftlich geführten Unternehmen auf dem Wege von Ausschreibungen und Auftragsvergabeverfahren erworben, auch wenn dieses vergleichsweise offene Prozedere Eingriffe von Lobbygruppen nicht ausschließt. Die Beiträge von Erwin A. Schmidl, Christoph Wyniger, Niklas Stenlås und Søren Nørby über Österreich, die Schweiz, Schweden und Dänemark, denen sich ein Ausblick von Bastian Giegerich anschließt, runden das Bild ab. Einmal mehr tritt hier die Vielgestaltigkeit der Lösungsversuche dieses zentralen Problems staatlicher Wirtschaftspolitik zutage, das zudem heute-wie Giegerich völlig zu Recht ausführt-unter dem Eindruck der neuen strategischen und technologischen Herausforderungen mehr denn je Fragen nach europaweiten bzw. internationalen Ansätzen zur Weiterentwicklung dieses Politikfeldes aufwirft. Der vorliegende, gelungene Band leistet damit auch einen facettenreichen Beitrag zur Reflexion dieses Teils der Militärgeschichte des 20. Jahrhunderts.

Die Akropolis von Athen im Hellenismus: Zur statuarischen Ausstattung eines zentralen Polis-Heiligtums

A. MATTHAEI – M. ZIMMERMANN (Hrsg.), Urbane Strukturen und bürgerliche Identität im Hellenismus (Die hellenistische Polis als Lebensform Bd. 5), Heidelberg 2015, 153-162

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2015 Verlag Antike e.K., Heidelberg Satz Stylianos Chronopoulos, Freiburg i. Br., für Verlag Antike Einbandgestaltung disegno visuelle kommunikation, Wuppertal Einbandmotive Vorderseite: Modelle von Knidos mit freundlicher Genehmigung von H. Bankel, V. Hinz und S. Franz. Rückseite: Athen, Akropolis. Basis eines Weihgeschenks des Hegelochos. Zeichnung von A. Brauchle und Z. Spyranti mit freundlicher Genehmigung. (Hauptmotiv spiegelverkehrt verwendet; alle Abbildungen in Band 1 dieser Reihe, Stadtbilder im Hellenismus, S. 114, 115 und 226).