Jenseits der Dichotomie von "Sinn" und "Materie". Ein neues Metaparadigma am Horizont? (original) (raw)
2012, Egner, Heike (2012): Jenseits der Dichotomie von "Sinn" und "Materie". Ein neues Metaparadigma am Horizont? In: Weixlbaumer, Norbert (ed.) Anthologie zur Sozialgeographie. Wien: Institut für Geographie und Regionalforschung, 35-51.
Das Ringen nach Erkenntnis und die Suche nach der "Wahrheit" ist ein Kernthema, das die sozialgeographische Arbeit von Peter Weichhart durchgängig durchzieht. Die Frage nach den Möglichkeiten von "Wahrheit", genauer: welche erkenntnistheoretische Position eine sichere Erkenntnis darüber erlaube, dass etwas mit Gründen als "wahr" behauptet werden kann, bildete auch den Grundstein für die wissenschaftliche Aus-Ein-Ander-Setzungen zwischen Peter Weichhart und mir. Jenseits "realer" widriger Umstände Regen, Kälte, Zeitnot am Rande des Trierer Geographentages 2005), redeten wir vor dem Universitätsgebäude mehr als eine Stunde aufeinander ein, als gälte es, ein Leben zu retten. Vielleicht war es auch so, denn tatsächlich ging es um die Existenz der eigenen wissenschaftlichen Position. Der Klagenfurter Philosoph Josef Mitterer beschreibt dies in seinem Plädoyer gegen das dualistische Erkenntnisprinzip so (Mitterer 2011, S. 9): "Wenn in unseren Diskursen Konflikte auftreten und diese Konflikte entschieden werden sollen, wird die Dualisierende Redeweise zu einer Argumentationstechnik. Das Jenseits des Diskurses wird eingesetzt, um die je eigenen Auffassungen und Beschreibungen als "wahr" und "adäquat" zu immunisieren und um jene Auffassungen und Beschreibungen, die ihnen zuwiderlaufen, als "falsch" oder "inadäquat" aus dem Diskurs zu eliminieren oder zumindest zu diskreditieren. Die Wirksamkeit dieser Argumentationstechnik in der Praxis des Diskurses wird egalisiert, wenn alle Teilnehmer eines Diskurses sie gleichermaßen beherrschen. Die Diskursteilnehmer geraten damit in eine Pattstellung, aus der nur der Einsatz von Gewalt einen Ausweg öffnet." Glücklicherweise eröffnet die Wissenschaft (und die gelernte Sitte) noch einen Ausweg aus der Pattstellung, die auf Gewalt verzichten kann: Die Suspendierung der Fortführung des Gesprächs auf einen späteren Zeitpunkt. Wir wählten diese Form des Ausstiegs. Für Peter Weichharts unbändige Lust am Disput und seine prinzipielle Offenheit für seiner 1 ) Egon becker schulde ich großen Dank für seine kritischen Anmerkungen zur gesamten Argumentation, für die Hinweise und Korrekturen des physikalischen Teils des Beitrages sowie für wichtige Literaturhinweise. Für ihre intensive Auseinandersetzung mit dem Text, für kritische Kommentare und Anmerkungen danke ich darüber hinaus sehr Kirsten von elVerfelDt und Tanja stein. Peter strunck bin ich für seine stets wohlwollend-skeptische Begleitung tief verbunden -vom Bims über Systemtheorien bis zur Physik / Metaphysik. Bei allem kritischen Lesen -die Verantwortung für Fehler, Verkürzungen oder Verdrehungen trage selbstverständlich ich selbst.