Viermal um die ganze Welt zur Einführung (original) (raw)

Der Viererbobstart

German Journal of Exercise and Sport Research, 2021

ZusammenfassungIm Bobsport herrscht Konsens, dass die Startphase von zentraler Bedeutung für eine gute Endzeit ist. Dennoch hat sich die Sportwissenschaft mit der Frage, wie der Bobstart gelingt, bis dato kaum auseinandergesetzt. Der Beitrag holt dies in Form einer leibphänomenologischen Analyse der Startphase im Viererbob nach, indem er sein Augenmerk sowohl auf die leibliche Kommunikation der Athleten untereinander als auch zwischen ihnen und ihrem Sportgerät richtet. Theoretisches Fundament hierfür ist die Leibphänomenologie von Hermann Schmitz, empirische Grundlage sind problemzentrierte Interviews mit acht Kaderathleten des Bob- und Schlittenverbands für Deutschland (BSD). Zentrales Ergebnis der Untersuchung ist erstens, dass für das Gelingen des Viererbobstarts vor allem die antagonistisch-einseitige Einleibung der Athleten untereinander wie auch der Athleten mit dem Bob bedeutsam ist. Zweitens erweist sich die solidarische Einleibung der Athleten als wichtige Bedingung und gl...

Hingang durch die Welt

Gryphius-Handbuch. Hg. von Nicola Kaminski und Robert Schütze, 2016

Den »Schawplatz« Fraustadt (HW, S. 2) betritt -jenseits der polnischen Grenze und damit außerhalb des kriegsversehrten, von der Rekatholisierung heimgesuchten Schlesien -1652 kein Leichenredner, sondern Gryphius, der Trauerspieldichter. In der Vorrede zum zwei Jahre zuvor erstveröffentlichten Leo Armenius hatte dieser Dichter einen Gutteil seines eigenen Beitrags zur (sich deutschsprachig in der Opitz-Nachfolge gerade erst etablierenden) Gattung Trauerspiel nicht nur als Kriegsgeburt verbucht, sondern auch thematisch, mit Blick auf die res, klar umgrenzt: »JN dem vnser gantzes Vatterland sich nuhmehr in seine eigene Aschen verscharret / vnd in einen Schawplatz der Eitelkeit verwandelt; bin ich geflissen dir die vergänglichkeit menschlicher sachen in gegenwertigem / vnd etlich folgenden Trawerspielen vorzustellen« (TR, fol. )?(ij r ). Das Trauerspiel der Geschichte, der »Schawplatz der Eitelkeit«, vanitas und Krieg werden programmatisch dabei weniger als Konstituenten denn als historische Möglichkeitsbedingungen des Leo Armenius und einiger Folgedramen eingeführt. Wenn Gryphius 1652 nach Fraustadt reist, um ebendort seine Leichabdankung auf die nicht einmal neunzehnjährig verstorbene Ursula Henning, geb. Weber (* 25. September 1633, † 28. April 1652), die erste Ehefrau des Arztes, örtlichen Schulvorstehers und Bürgermeisters Adam Henning, zu halten, 1 so holt ihn ein Trauerspiel ein, aus dem herauszutreten er »von Hertzen begehret« (HW, S. 2), das jedoch stets -selbst in der Abkehr -nur neue Trauerspiele erzeugt: Zwar verknüpft Gryphius seine Rückkehr in dieselbe Stadt, in der er zwischen 1632 und 1634 als Jugendlicher zwei überaus friedliche Jahre an der Fraustädter Schule verbracht hat, 2 mit der eitlen Hoffnung, das einmal erlebte Refugium wenigstens für die kurze Zeit eines Zwischenstops abermals auskosten zu dürfen, ja die »Leiche des Vaterlandes / und dessen durch Schwerdt unnd Flammen vernichteten Cörper«, also gerade das, was als diskursiver Rahmen die deutschsprachig junge Gattung Trauerspiel nahezu vom Gründungsmoment an prägt, »umb etwas auß den Augen zu setzen« (ebd.). Im Horizont des Hingangs durch die Welt bedeutet dieser Eskapismus aber schlicht, sich von einem »Elend« abzuwenden, das -in seiner affektiven Zugkraft schal geworden -seine Tauglichkeit als trauerspielgenerierendes Anschauungsobjekt 1652 schon wieder eingebüßt hat, da es »numehr uns gantz eingenommen / übertöbet / unnd derhalben als nicht mehr newe / wenig bewegen kan« (ebd.). »[D]ie Wehmut und das Betrübnüß«, denen Gryphius wider Erwarten in _____ 1 Vgl. für die biographischen Hintergründe, die Gryphius' Beziehung zum Ehepaar Henning erhellen, das ↗ Kap. II.8.2.f zum Uberdruß Menschlicher Dinge, S. 482-486. 2 Vgl. ↗ Kap. I zu Gryphius' Leben, S. 8, sowie das ↗ Kap. II.8.2.k zur Leichabdankung Außländische in dem Vaterland.

"Die Welt zu Gast"

Digital Uni Passau, 2023

Deutschland-am Lehrstuhl von Prof. Susanne Hartwig an der Universität Passau kommen Menschen aus der ganzen Welt zusammen. Zu verdanken ist das unter anderem der Alexander-von-Humboldt-Stiftung und deren Förderprogrammen für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Von Nicola Jacobi. https://www.digital.uni-passau.de/beitraege/2023/avh-stipendiatinnen

Einführung in die Universalienlehre

Martina Maria Sam, Hildegard Backhaus, Christiane Haid (Hrsg.), «Jahrbuch der Sektion für Schöne Wissenschaften», Band 2: «... das Wort nur eine Gebärde», Dornach: Verlag am Goetheanum 2006, S. 355–370, 2006

Die Universalienlehre ist eine Brücke, die das Geistige im Menschenwesen mit dem Geisti-gen im Weltall verbindet. Mit Hilfe der Universalienlehre vermag der Mensch das Erleben seines eigenen Denkens und Erkennens sowie seiner Freiheitsfähigkeit anhand elementarer Begriffe zu fördern und bewusst zu machen. Sie führt sein Bewusstsein vom Erleben und Erkennen des Denkens zu seinem eigenen Wesenskern, zum Ich, und damit zur Aussicht, anderen Wesenskernen auf derselben Ebene zu begegnen. Damit schafft sich der Mensch eine Grundlage, sein Handeln auf der einen Seite individuell zu befreien und auf der ande-ren Seite harmonisch in das Weltgeschehen zu integrieren. Die zur Universalienlehre weitergeführte Entfaltung der Begriffsbeziehungen von Wesen, Erscheinung und Medium bilden auf der einen Seite das philosophisch-geisteswissenschaftliche Fundament jeglicher Anwendung von im reinen Denken gefassten Ideen auf die Weltwirklichkeit. Auf der anderen Seite können die Inhalte der Universalienle-hre konkret zu Elementen einer Kategorienlehre, einer Lehre von weltumfassenden Ideen, weitergebildet werden, welche die Aristotelischen Kategorienlehre enthält. Damit rechtfertigt sie die denkende Erkenntnis nicht nur im allgemeinen sondern stellt auch konkrete Denk-werkzeuge zu Verwirklichung von Erkenntnis und Freiheit zur Verfügung.