Verena Ebermeier: Die Insel als Kosmos und Anthropos. Dimensionen literarischer Rauminszenierungen am Beispiel des Trojanerkriegs Konrads von Würzburg und der Heiligenlegende Navigatio Sancti Brendani Abbatis. Berlin/Münster 2019 (Regensburger Studien zur Literatur und Kultur des Mittelalters 4) (original) (raw)

Review: Kerstin Droß-Krüpe, Semiramis, de qua innumerabilia narrantur. Rezeption und Verargumentierung der Königin von Babylon von der Antike bis in die opera seria des Barock. Classica et Orientalia 25 (Wiesbaden 2020).

Frankgurt elektronische Rundschau, 2022

darstellt. Mit Semiramis nimmt sich Kerstin Droß-Krüpe (= D.-K.) in ihrer Kasseler Habilitationsschrift einer der im kulturellen Gedächtnis prominentesten weiblichen Herrschergestalten der europäischen Geschichte an. Bisher beschränkten sich Untersuchungen zu dieser Königin "im Spannungsfeld zwischen femme forte und femme fatale" (1) vor allem auf die Antike. Angesichts des Forschungsstandes ist es D.-K.s Ziel, "längsschnittartig die Wahrnehmungen, Deutungen und Verargumentierungen der Semiramis als Erinnerungsfigur durch die Jahrhunderte" (2) zu rekonstruieren. Zwar annonciert der Buchtitel die opera seria bloß als chronologischen Endpunkt der Untersuchung-faktisch bildet die Barockoper aber auch das eigentliche thematische Telos des Buchs (vgl. 2; 4; 15). Den analytischen Zugriff der Arbeit bestimmt D.-K. als "althistorische Perspektive" (7). Nicht primär von historischen Fragestellungen zu nachantiken Epochen geht ihr rezeptionsgeschichtlicher Ansatz also aus, sondern er richtet sich vielmehr auf Transformationen der Antike in unterschiedlichen "Aneignungssituationen". Im Fokus ihres Interesses steht die Bedeutung der Königin für den Diskurs über Weiblichkeit und Herrschaft, der sie auf Basis der maßgeblich von Marc Bloch sowie Jan und Aleida Assmann entwickelten Konzepte des Funktions-und Speichergedächtnisses nachgeht. Der erste Teil des Buches ist der Rezeption der Semiramis von der Antike bis ins Mittelalter gewidmet. Hier bündelt, vertieft und modifiziert D.-K. bestehende Forschungsmeinungen durch ebenso minutiöse wie abgewogene Analysen der historiographischen Überlieferung. In ihrer umfassenden Darstellung bestätigt sich die Existenz höchst unterschiedlicher Semiramis-Bilder, deren unveränderlichen Kern jedoch ihre Rolle als Bauherrin und Städtegründerin bildete. So sehr D.-K. die quellenkritischen Probleme einräumt, die sich bei einer Rekonstruktion des Textes des Ktesias stellen, so plausibel ist ihre Einschätzung, dass alle späteren Semiramis-Bilder auf diesen Historiker zurückgehen.

IFB-Rezension Die Geographie der Literatur : Schauplätze, Handlungsräume, Raumphantasien / Barbara Piatti.-Göttingen : Wallstein-Verlag, 2008.

BDA Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft Literaturgeographie 09-1/2 Die Geographie der Literatur : Schauplätze, Handlungsräu-me, Raumphantasien / Barbara Piatti.-Göttingen : Wallstein-Verlag, 2008.-423 S. : graph. Darst., Kt. ; 23 cm + 9 Kt.-Beil.-Zugl.: Basel, Univ., Diss., 2006.-ISBN 978-3-8353-0329-4 : EUR 34.90 1 [#0215] Die Raumkonzeptionen in der Literatur stellen einen spannenden For-schungsgegenstand dar. Hatte vor nicht allzu langer Zeit bereits Niels Wer-ber einen durchaus programmatisch zu nehmenden Band über Die Geo-graphie der Literatur herausgebracht, so scheint sich nun der sogenannte spatial turn, die Wendung zu Fragen des Raumes, auch in den Literatur-und Kulturwissenschaften regelrecht zu einer Mode zu entwickeln. Dabei wäre eigentlich zu erwarten, daß mit Fragen des Raumes, die sich ja auf vergleichsweise harte politische und geographische Realitäten stützen, den dekonstruktiven Aspekten mancher kulturwissenschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre Einhalt geboten würde. Allerdings hat man den Eindruck, daß auch im Zuge des spatial turn das Interesse an ideologischen Konstruk-tionen stärker als eine realistische Einschätzung von Raumfragen ist. Die Arbeit von Barbara Piatti geht nun davon aus, daß man im Gebiet der Literaturgeographie "Berührungspunkte zwischen fiktionaler und realer Geographie" finden kann (S. 25). Gegen den in der Literaturtheorie gut ein-geführten Einwand, es handele sich bei dem geographisch tatsächlich vor-findlichen Paris kategorial um etwas anderes als das Paris z.B. Balzacs, wird man eben deshalb Bedenken anmelden müssen. Unter der Vorherr-schaft des Poststrukturalismus, die nachgerade zu einer "Vertreibung" der Referenz als Kategorie geführt habe (vgl. S. 26) und in Derridas bekanntem und umstrittenen, weil unklaren Slogan, es gebe nichts außerhalb des Tex-tes, seinen angemessenen Ausdruck gefunden hat. Gegenüber der in wei-ten Teilen der Literaturwissenschaft herrschenden Abneigung gegen Refe-rentialität-die im Widerspruch stünde zur Fiktionalität-muß nun aber eine Literaturgeographie "gerade das Thema der Referenz" in das Zentrum ihrer Überlegungen rücken (S. 27). Die Frage lautet dann aber, worauf sich diese Referenz beziehen soll, wenn man nicht zu einer illusionären mimetischen Theorie zurückkehren möchte, was auch Piatti nicht anstrebt. Allerdings sei es nicht notwendig, auf der striktesten Interpretation des Grundsatzes zu beharren, dem gemäß Fiktion und Wirklichkeit unvereinbare Sphären seien (S. 28). Piatti beruft sich darauf, daß es aufregender sei, "mögliche Verhält-1 2009 erschien eine 2. (unveränderte) Auflage.

Nora Büchsenschütz, Iberische Halbinsel und Marokko. Repertorium der christlich-antiken Sarkophage Bd. 4 Wiesbaden: Reichert 2018, 241 S., 69 s/w-Taf, in: GFA, 22 (2019), S. 1073-1082 .

https://gfa.gbv.de/dr,gfa,022,2019,r,10.pdf, 2019