Der Kolonialgedanke als Manipulator archaeologischer Ratio ? (original) (raw)

Der Kolonialgedanke als Manipulator archaeologischer Ratio: Abstracts

Raimar W. Kory, Thomas S. Carhart & Alexander Heising (Hrsg.): Der Kolonialgedanke als Manipulator archäologischer Ratio? Beiträge zweier Workshops an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg [November 2017 / Juli 2018], 2022

Inhaltsverzeichnis Raimar W. Kory, Alexander Heising & Thomas S. Carhart: Vorwort Martin Porr: Kolonialität, Natur und die Ursprünge des Modernen Menschen Nabil Ali: Neither decolonization nor decentralization. The contribution of earlyArab antiquarians to the historiography of archaeological thought: an overview Maximilian Georg: Das alte Ägypten besitzen ... Ägyptologie und Kolonialismus seit 1798 Nora Shalaby: Unravelling stories of Egyptian involvement in early Egyptology: A brief report on the Abydos Paper Archive Lukas Bohnenkämper: „White Man came across the sea ...“ US-amerikanische Ägyptologen im anglo-ägyptischen Sudan Hilary Howes: Die Spatenwissenschaft und die koloniale Vielfalt: Deutschsprachige Archäologen in der Südsee Elena Chestnova: Between ethnography and racial history: Extensions of archaeological interpretation in the writings of Gottfried Semper Heinrich Schlange-Schöningen: Kolonialismus-Diskurse in der deutschen Althistorie des 19. Jahrhunderts: Theodor Mommsen und das ‚Lob des Imperiums‘ Susanne Grunwald: Die Idee vom Reich als travelling concept zwischen Archäologie und Politik Holger T. Gräf: „... um zu sehen, ob dieses so wie in Teudschland ein haydenisches Begrabniß seyn möchte.“ Die Anfänge der Archäologie in Hessen und der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg (1776–83) Martin Luik: „Die Keltiberer gehören zu den rohesten Völkern der alten Welt ...“ Adolf Schulten und seine Forschungen in Numantia Miriam Sénécheau: Archäologie und kolonialer Zeitgeist: Das Beispiel der Kelten und der ,gallischen Rundhütte‘ in französischen Schulbüchern

Der Kolonialgedanke als Manipulator archäologischer Ratio? Beiträge zweier Workshops an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg [November 2017 / Juli 2018]

Der Kolonialgedanke als Manipulator archäologischer Ratio? Beiträge zweier Workshops an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg [November 2017 / Juli 2018], herausgegeben von Raimar W. Kory, Thomas S. Carhart & Alexander Heising PAST Paläowissenschaftliche Studien Band 5, 2022

The article deals with the archaeological research in ancient Nubia (ca. 10.000 BC-1500 AD) by American Egyptologists during British colonial rule on the Nile (late 19 th-mid 20 th century). Two especially impactful researchers were James H. Breasted and George A. Reisner, who helped to establish Sudan Archaeology as a field, but who also propagated Eurocentric narratives. The paper also highlights the intertwined racial theoretic thinking of these Eurocentric scholars and Afrocentric critics like William E. B. Du Bois and Molefi K. Asante. Finally, the author makes a proposal to improve the collaboration between standard Egyptology and Afrocentric studies.

Archäologie ist nie unpolitisch - Ideen zu herrschaftsfreien Archäologien

2023

DOI: 10.17169/refubium-40260 Marieluise Hahn, Anna Koch und Raphaelle Müller. 2023. Archäologie ist nie unpolitisch – Ideen zu herrschaftsfreien Archäologien. Forum Kritische Archäologie 12, Themenheft: Archäologie als Empowerment: Für wen und wie? Kommentare zu einem wissenschaftlichem Aktivismus: 25–29.

Provenienz Kolonialeroberung

Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz Beihefte

Die ethnographische Sammlung Theodor Bumillers Ethnologische Sammlungen sind seit dem 19. Jahrhundert mit der Idee angelegt worden, in den imperialen Metropolen von den meist kolonisierten, außereuropäischen »Anderen« zu erzählen. Über die Perspektivierung der Sammler:innen, der Sammelumstände und des Weges der Objekte nach Europa, beziehungsweise innerhalb Europas, sowie über ihre Einordnung in museale, universitäre wie auch private Zusammenhänge ermöglichen diese Sammlungen einen selbstreflexiven Blick, sowohl auf europäische Wissensproduktion als auch auf die Inszenierungsstrategien der am Handlungszusammenhang »Sammlung« beteiligten Akteur:innen. Ethnographisches Sammeln erfolgte dabei keineswegs immer intentional im Sinne eines Erwerbs von Dingen aufgrund einer ihnen zugeschriebenen Aussagekraft im Kontext europäischer Museen oder Wissenschaften. Vielmehr sammelten Privatpersonen in unterschiedlichsten Kontexten und zu unterschiedlichsten Zwecken, ehe die von ihnen zusammengetragenen Dinge wissenschaftlich oder museal zu »Ethnographica«1 wurden. Dies gilt auch für die ethnographische Sammlung, die Theodor Bumiller vor allem in den späten 1880er Jahren und den 1890er Jahren im Zuge der deutschen Kolonialeroberung in Ostafrika sowie auf ausgedehnten Reisen unter anderem in Ägypten, Mittelasien und vermutlich auch Indien anhäufte. Einige Jahre nach seinem Tod hatte Bumillers Witwe 1920 einen Großteil der von ihrem verstorbenen 1 Der Begriff »Ethnographica« wurde bereits zu Zeiten Bumillers verwendet und beruht auf wissenschaftlichen Paradigmen des 19. Jahrhunderts mit ihrer Vorstellung von in sich homogenen, nach außen klar abgrenzbaren (meist außereuropäischen) Ethnien bzw. Kulturen, die durch ihre materielle Kultur repräsentiert werden. Bei einer Aufhebung der globalen Dichotomie von »the West and the Rest« (Stuart Hall) gibt es keine »Ethnographica« mehr, sondern nur noch verschiedene Bereiche materieller Kultur und Kunst unterschiedlicher lokaler, aber global verflochtener Ausprägungen. Heute wird der Begriff »Ethnographica« v. a. noch im Bereich des Kunsthandels verwendet. Zur weiteren Problematisierung des Begriffes vgl. auch Volker Harms, Ethnographica in Völkerkundemuseen als Ergebnis eines Dialogs zwischen Objektsammlern und Objektproduzenten, in:

Fremdheit und Geschlecht: Koloniale Wissensbestände und dekoloniales Denken

Im Alltag sind wir von einer Vielzahl unterschiedlichster Diskursstränge und -figuren zu Fremdheit umgeben. Sie reichen von Debatten über Flüchtlinge, (Ober)Grenzen und Integrationsunwilligkeit bis hin zu Terrorismus, Sicherheit und westlichen Werten. Sie sind Ausdruck einer Wissens- und Sinnordnung, innerhalb derer die Existenz einer als selbstverständlich geltenden Normalität und mit ihr das unhinterfragbar Gegebene, Vertraute oder Eigene von Fremdem als eindeutig abgrenzbar erscheint; etwa ein mit Gleichheitserwartungen unvereinbarer 'arabischer Sexismus' oder die menschenrechtlich gesehen als fragwürdig geltende Situation muslimischer Frauen (Rommelspacher 2009). Mit diesen Sichtweisen gehen kulturalistische Identitätszuweisungen und -ansprüche einher, in deren Hintergrund komplexe Deutungs- und Typisierungsprozesse stehen (Luhmann 1993). Die sozio-historisch variierenden Kategorien der Fremden und hierauf bezogene Semantiken der Fremdheit werden in diesen Prozessen erst hervorgebracht. Sie stellen Formen der Sortierung und Verarbeitung von Erfahrung bereit. Die Unterscheidung von Fremdem und Eigenem ist selbst ein solches Muster der Verarbeitung von Realität.