Endliches Unendliches (original) (raw)
Das Endliche ist unentstanden und ewig: die Materie, die Sonne ist in ihrem Grunde "unentstanden". Jedenfalls gibt es keine Schöpfung dieser Materie, oder des Endlichen aus dem Unendlichen. Denn damit würden wir die gesamte Rationalität der Aufklärung wieder verlassen und wieder ein "Unendliches" schaffen wollen, was es aber rein logisch gar nicht gibt und geben kann, denn alles das, was wir als "Unendliches" bezeichnen, können wir nur tun, wenn darin, also in diesem Unendlichen selber ein Endliches ist. Es gibt kein Unendliches ohne Endliches, also keinen Gott ohne Menschen. Ohne Natur ist kein Gott, und keine Natur ohne Gott, kein Endliches ist ohne die Unendlichkeit und keine Unendlichkeit ist ohne die Endlichkeit. Denn wir müssen bei jeder Endlichkeit bereits die Unendlichkeit denken: ein jedes Ding des ganzen Seins ist immer endlich: aber wir müssen jedes Ding, jeden Stern, jede Galaxie, jedes Haus immer in ihrer Endlichkeit denken: darin aber denken wir bereits immer über diese Endlichkeit hinaus: denn wir denken bei jedem Stern den ganzen kosmischen Raum mit, bei jedem Baum denken wir ebenfalls den ganzen Kosmos mit. Und nur so können wir dieses Endliche denken: also immer als Moment des Unendlichen. Aber dieses Unendliche selber wird darin begrenzt, oder es wird konkret, es wird sichtbar, was wird selber ein Endliches. Denn wenn in diesem Unendlichen sonst nichts wäre als die Unendlichkeit, könnten wir diese Unendlichkeit selber gar nicht denken: Alles Denken ist immer "konkret", ist immer ein Denken von "Etwas". Wir können weder ein Nichts noch eine absolute Unendlichkeit denken. Wir können immer nur Endliches denken, auch in der Unendlichkeit, und auch als Unendlichkeit.