XI. Eisenzeitliche Pflanzenreste aus dem keltischen Oppidum Heidengraben bei Grabenstetten, Kreis Reutlingen (original) (raw)
Bei planmäßigen Begehungen nördlich von Ladebow beobachtete der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger K. Rausch aus Wusterhusen in den Jahren 1989-1991 nach dem Tiefpflügen eine große Anzahl gestörter Brandbestattungen anhand von oberflächlich auftretenden schwärzlichen Bodenverfärbungen mit Leichenbrand und Keramikscherben. Weil eine fortschreitende Zerstörung durch die weitere Beackerung der Fläche zu befürchten war, unternahm er mehrfach Notbergungen, bei denen er unter anderem zwischen März und November 1990 mehr als 40 Brandgräber der jüngsten Bronze-und älteren vorrömischen Eisenzeit freilegte. Der Fundplatz, in den Ortsakten des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege (LAKD) zunächst unter der Gemarkung Wampen, später als Fundplatz 1 der Gemarkung (Klein-)Ladebow geführt, liegt unmittelbar an der nördlichen Gemarkungsgrenze. Die Gräber wurden auf einer Fläche von etwa 50 x 50 m entdeckt, die mehrperiodige Fundstreuung hatte eine Ausdehnung von etwa 150 m. 1 Der Platz liegt auf einem flachen, nur schwach profilierten Geländerücken von maximal 5 m Höhe über NN, der nach Süden schmaler wird und von Niederungsgebieten umgeben ist. Wenige hundert Meter südwestlich beginnt das Ladebower Moor, früher auch Rosenthal genannt. Direkt westlich an den Fundplatz grenzt der Universitätsforst, der etwa um oder kurz nach 1835 entstanden sein dürfte. Etwa 600 m östlich verläuft die Küstenlinie der Dänischen Wiek. Nach Norden schließen sich die leicht ansteigenden Flächen der Gemarkung Wampen an. Das gesamte Gebiet ist durch sandige Böden gekennzeichnet. Durch die intensive Tätigkeit ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger sind aus einem Umkreis von etwa 1,5 km 27 Fundstellen bekannt. Es handelt sich ausnahmslos um Oberflächenfunde, wovon sechs Siedlungsstellen jungbronzezeitliche bis kaiserzeitliche Keramik erbrachten. Sie liegen zwischen 100 und 600 m von dem Fundplatz entfernt. Hinweise auf ein weiteres, allerdings nicht datiertes Brandgräberfeld, etwa 800 m südlich von Fundplatz 1, sind ebenfalls bekannt. Die Entdeckung des Fundplatzes bei Ladebow geht vermutlich auf den in Greifswald lebenden Friedrich von Hagenow zurück, der dort in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts schwarze Erde mit Ascheresten, Holzkohlen, kleinen Steinen und Urnenscherben beobachtete. 2 1885 berichtete Premierlieutnant Freiherr von Ramberg aus Berlin über einige Bronzeobjekte und Gefäßreste, die er auf der Oberfläche einer Düne und der angrenzenden Ackerflächen machen konnte, und eine vollständige 51 Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern, Jahrbuch 58, 2010 Seite 51-78 Schwerin 2011 Björn Rauchfuß und C. Michael Schirren Gräber der jüngsten Bronze-bis älteren vorrömischen Eisenzeit bei Ladebow, Hansestadt Greifswald 1 Vergleiche HOLLNAGEL 1958, 228. -Einzelheiten zu den von K. Rausch ausgegrabenen und dokumentierten 44 Gräbern sind dem angefügten Katalog zu entnehmen (siehe S. 70 ff.). 2 VON RAMBERG 1883/84, 75. Urne, die durch Ernst Friedel, Berlin, geborgen wurde. 3 Eine erste dokumentierte Fundmeldung vom Fundplatz geht auf den Greifswalder H. Hornemann zurück, der bis 1957 mehrfach auf dem als "Wampen Fpl. 3" geführten Platz ausgepflügte Scherben und Leichenbrand beobachtete. 4 Daraufhin erfolgte vom 10.-11. Mai 1957 unter Leitung der damaligen wissenschaftlichen Assistentin am Greifswalder Institut für Vorund Frühgeschichte, I. Nilius, mit Beteiligung von K. Utpatel, H. Hornemann, G. Werner und einer Anzahl Studentinnen und Studenten eine erste Sondage. 5 Dabei wurden neun Stellen freigelegt. Nach der Beschreibung von I. Nilius handelte es sich um Brandschüttungs-, Brandgruben-und Urnengräber sowie ein Knochenlager. Ein Brandschüttungsgrab der älteren vorrömischen Eisenzeit enthielt eine nicht mehr rekonstruierbare Urne in Steinschutz mit Leichenbrand sowie einen eisernen Gürtelhaken und zwei Bronzenadeln mit eisernen Scheibenköpfen. Außerdem wurden während der Grabungsarbeiten mehrere bronzezeitliche Siedlungsgruben angeschnitten. Hinzu kamen als Oberflächenfunde herzförmige Pfeilspitzen, Bruchstücke eines bronzenen, dicklappigen Wendelringes sowie weitere, nicht näher ansprechbare Bronzefragmente. Eine nächste Fundmeldung aus dem Jahr 1971, wiederum von H. Hornemann, erwähnt Leichenbrand und oberflächlich aufgelesene Keramikscherben, was auf eine damals schon andauernde Zerstörung des Fundplatzes durch die landwirtschaftliche Nutzung hinweist. 6 Identische Beobachtungen wurden 1999 noch einmal gemacht. 7