Tagungsbericht »Fathers in Work Organizations: Inequalities and Capabilities, Rationalities and Politics« (original) (raw)

2015, Feministische Studien

Julia Kammann F athers in Work Organizations: Inequalities and Capabilities, Rationalities and Politics Väter möchten sich heute nicht mehr nur über die Rolle als Familienernährer definieren, sondern auch aktiv an der Erziehung ihrer Kindern beteiligt sein und lehnen eine geschlechterspezifische Arbeitsteilung in ihrer Familie immer häufiger ab. Doch der Anspruch an Elternzeit wird immer noch nur von einem Drittel der Väter wahrgenommen und Teilzeitarbeit ist für viele Männer keine Option. Somit entspricht das Leitbild des aktiven und involvierten Vaters immer noch nicht der Realität. Dafür gibt es verschiedene Erklärungsversuche. Die internationale ZiF-Arbeitsgemeinschaft "Fathers in Work Organizations: Inequalities and Capabilities, Rationalities and Politics" unter der Leitung von Mechtild Oechsle (Bielefeld) und Brigitte Liebig (Schweiz) befasste sich im März 2015 an der Universität Bielefeld mit der Rolle, die Arbeitsorganisationen bei der Verwirklichung aktiver Vaterschaft spielen. Ausgangspunkt war die Frage, inwiefern organisationale Strukturen, Entscheidungen und Prozesse in ihren Verschränkungen mit normativen Auffassungen von Geschlecht, Karriere, Arbeit und Leistung heute dazu beitragen, dass formale Gleichheitsansprüche nicht gelebt werden können. Aus verschiedenen disziplinären Perspektiven (Soziologie, Psychologie, Wirtschaftswissenschaften, Politikwissenschaften und Gender Studies) wurde dieses Problem auf dem Workshop analysiert. Strukturelle und kulturelle Hindernisse sowie der Einfluss relevanter Akteure in Organisationen, aber auch Handlungsspielräume von Vätern und der Einfluss von organisationalen Politiken und Programmen wurden beleuchtet. Die Ausgangsfrage der Tagung nach Barrieren und Ungleichheiten, aber auch nach Verwirklichungschancen und Veränderungsprozessen in Organisationen wurde in vier aufeinander folgenden Panels diskutiert. Theoretische Konzepte und methodische Herausforderungen In diesem Kontext diskutierte Donald Tomaskovic-Devey zunächst das Konzept der relationalen Ungleichheit in Organisationen. Dieses Konzept setzt Organisationen und deren Organisationskultur in den Mittelpunkt von Aushandlungsprozessen und möchte erklären inwieweit in Organisationen Mechanismen und Prozesse wirken, die Ungleichheit produzieren. Barbara Hobson schlug den Capability Approach von Amartya Sen als Analyseinstrument für Ungleichheit und ihre Auswirkungen auf die Work-Life Balance von Vätern vor. Der Ansatz bietet die Möglichkeit die Kluft zwischen den Anforderungen und Wünschen von Vätern an aktive Vaterschaft und dem Leistungsdruck am Arbeitsplatz auszumessen. Bianca Stumbitz zeigte anhand einer gemeinsamen Studie mit Suzan Lewis die große Herausforderung zu verstehen, wie Unternehmenskultur und-praktiken verändert werden müssen, um eine aktive Vaterschaft zu unterstützten. Sie zeigten, dass die Möglichkeit ein aktiver Vater sein zu können auch stark (Organisations-) Kontext abhängig ist und wiesen darauf hin, dass der Großteil der Forschungsarbeiten zu diesem Themenfeld sich lediglich mit der Situation von großen Unternehmen in hoch industriellen Staaten auseinandersetzt. Väter in Organisationen: Alltägliche Lebensführung, Strategien und Ressourcen Am zweiten Tag wurden Organisationskulturen und Rationalitäten in ihrem Einfluss auf die Verwirklichungschancen von Vätern analysiert und es wurde nach relevanten Akteuren in Arbeitsorganisationen gefragt. Mary Blair-Loy befasste sich mit der "work devotion" und Männlichkeit von Männern in Führungspositionen. Sie wies darauf hin, dass die Vereinbarkeitsproblematik