Finanzialisierung und Finanzmarktrationalität. Zur Bedeutung konventioneller Handlungsorientierungen im gegenwärtigen Kapitalismus (original) (raw)
Related papers
PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft
The paper deals with fiancialisation in the German chemical and pharmaceutical industry, focussed on Hoechst, Bayer, and BASF. Important restructuring in each of these companies is justified by financial markets’ requirements. However, that restructuring has not been enforced by institutional investors or financial markets, it was driven by dominant management coalitions referring to financial rationality. Therefore the outcome of financialisation of rather similar companies has been extremely heterogeneous. The most important general outcome was the end of the technology based integrated chemical and pharmaceutical company as a paradigm for the core of the industry. An important social outcome was the increased heterogenity and differentiation of wage and labour conditions where homogeneous standards based on one overall collective agreement used to be in force, with only upward variation by companies. As decisions on what financialisation may be in big companies are a matter of st...
Rationalitätsfiktionen des Anlageverhaltens auf Finanzmärkten
In K. Krämer, S. Nessel (Eds.), Entfesselte Finanzmärkte. Soziologische Analysen des modernen Kapitalismus. Frankfurt/Main: Campus, 309-326, 2012
penultimate draft; erschienen in: Krämer, K., Nessel, S. (Hg.)(2012), Entfesselte Finanzmärkte. Soziologische Analysen des modernen Kapitalismus (S. 309-326). Frankfurt am Main: Campus.
Politische Ökonomie der Finanzialisierung (2014)
2014
Mit der Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2007 hat eine breite gesellschaftliche und akademische Debatte über die Rolle der Finanzmärkte und des Finanzsektors im gegenwärtigen Kapitalismus eingesetzt. Die unter dem Stichwort Finanzialisierung in diesem Band versammelten Beiträge setzen sich aus einer Vielzahl von Perspektiven mit den Ursprüngen und Folgen der Ausbreitung einer Finanzmarktlogik in Wirtschaft und Gesellschaft auseinander. Ausgehend von Veränderungen im Finanzsektor selbst werden dabei auch neuere Entwicklungen wie die Finanzialisierung von Umwelt und Naturresourcen in den Blick genommen.
Das parteipolitische Paradox des Finanzmarktkapitalismus.
mpifg.de
An die "Spielarten des Kapitalismus"-Diskussion anknüpfend, überprüft dieser Beitrag die Parteiendifferenzhypothese am Beispiel der gegenwärtigen aktionärsorientierten Transformationen der Unternehmenskontrolle. Aus dem Forschungsstand über die Verteilungswirkungen aktionärsorientierter Unternehmenskontrolle und über die institutionelle Komplementarität zwischen Unternehmenskontrolle und Arbeitsbeziehungen ist die Erwartung abzuleiten, dass das Mitte-Links-Spektrum aktionärsorientierten Reformen besonders reserviert gegenüber stehen sollte. Tatsächlich zeigt ein Vergleich von Reformen der vergangenen anderthalb Dekaden das Gegenteil. In Deutschland, Frankreich, Italien und den USA waren die politischen Mitte-Links-Spektren die treibenden Kräfte hinter den aktionärsorientierten Reformen, während Parteien der rechten Mitte die traditionellen Institutionen von organisiertem Kapitalismus, Staatskapitalismus, Familienkapitalismus und managerialism zu bewahren suchten. Die vergleichende Betrachtung ermöglicht die Benennung von Impulsen, die in systematisch unterschiedlicher Weise auf die jeweiligen politischen Spektren der betrachteten Länder wirkten. Die beobachtete Konfliktkonstellation lässt sich als "Konflikt um Managerherrschaft" modellieren. Wir argumentieren, dass dieser neben den von Klassentheorie und principal/agent-Ansatz beschriebenen Grundkonflikten kapitalistischer Gesellschaften eine eigenständige Konfliktdimension repräsentiert, ohne die die Reformen der Unternehmenskontrolle seit den frühen neunziger Jahren nicht zu verstehen sind.
Die Kapitalisierung des finanziellen Kapitals
Mit der Darstellung der vier Wertformen bei Marx wollten wir zeigen, dass man durch den Versuch der »Entfaltung« der einfachen Wertform nicht zum allgemeinen Äquivalent gelangt und in der Folge auch nicht zur Geldform vordringt, insofern sie als existent ausgewiesen werden soll. Die Analyse steht nun vor der dringlichen Aufgabe, nach den Bedingungen der Geltung des Geldes zu fragen. Geld kommt von gelten, spielt darauf an, dass etwas Bedeutung erlangt, egal was es bedeutet. Das Geld nimmt die Funktion des Maßes (von Warenwerten) nicht nur einfach passiv in Anspruch, sondern es nutzt die Kraft einer Geltung, die seine Funktion auszeichnet, und zwar so, als hätte es diese Funktion der Gleichsetzung je schon erlangt, und dies kann es, weil seine Funktionen -des Maßes und des Zirkulationsmittels -selbst Resultate des Geldes als Kapital sind. (Hier ist das "Es gibt" einzuführen, aber nicht im Sinne eines Abgebens eines Maßes ("Es gibt Geld"). Wir sprechen mit Laruelle dagegen von der letzten Instanz. ("Es gibt Kapital") In der letzten Instanz ist das Kapital gegeben, und zwar als eine auktoriale Existenzaussage, die aber in einem radikal de-onotologierten Kontext verbleibt. Oder um es anders zu sagen, die Kapitalfrage (Kapital als Realität) wird dem Theoretiker aufgezwungen als in der letzten Instanz determinierende Bedingung, genauer gesagt als eine unter-determinierende Bedingung, als eine unter-fundierte Kausalität. Dies ist die Voraussetzung, um eine unilaterale Logik in Gang zu setzen. Laruelles unilaterale Logik geht nicht davon aus, dass zwei Terme durch einen dritten Term synthetisiert werden, sondern durch den ersten Term determiniert werden. Oder um es anders zu sagen, der zweite Term und die Relation zwischen dem ersten und dem zweiten Term sind immanent in Beziehung zum ersten Term. Der zweiter Term ist der unilaterale Klon des ersten Terms. Letztendlich werden sowohl Analyse als auch Synthese durch die Methode der unilateralen Dualysis ersetzt. Das Eine ist das endliche a priori des Realen. Für eine begriffliche, nicht-dialektische Bestimmung des Kapitals könnte dies heißen, das Kapital als eine radikal unilaterale »Logik« zu begreifen, bei der zwei Terme nicht durch einen dritten Term (abstrakte Arbeit) vereinheitlicht werden, sondern durch den ersten Term (Geld als Kapital) determiniert werden. Der beiden Terme (der zweite Term ist eine Ware, Produktion, Arbeitskraft etc.) und die Relation Geld-Ware-Produktion-Ware-Geld` sind dem ersten Term (Kapital) immanent. Der zweite Term ist immer schon ein unilateraler Klon des ersten Terms, was nichts anderes bedeutet, als dass man je schon von einer monetären Werttheorie bzw. Kapitaltheorie auszugehen hat. Und dies als Determination-in-der-letzten-Instanz, sodass das Kapital a priori als Gesamtkapital zu denken ist (und nicht vom individuellen Kapital auszugehen ist). Es gibt Kapital heißt dann, es gibt das Kapital nur als Gesamtkapital, das wir als quasi-transzendental bezeichnen, quasi. insofern es nicht nur bedingend ist, sondern auch bedingt wird (qua Einzelkapitale). Und dem Begriff des Kapitals wäre das Mathem des Kapitals hinzuzufügen, das heißt das (begriffliche) Kapital und sein ökonomisches Mathem (Differenzkalküle) wäre auch zu superponieren. Die vektoriale Dimension des Kapitals wird also durch das Mathem der Ökonomie komplementiert. Die informatorische Entropie, die der Gesamtheit der Produktion von Einzelkapitalen oder der Bildung von Durchschnittsgrößen (Profitrate) entspringt, muss einer Reduktion unterliegen, die unweigerlich das ökonomische Mathem als Codierung ins Spiel bringt, eine Formalisierung, die mit Wahrscheinlichkeiten rechnet; damit, dass Systeme der Wahrscheinlichkeit die Gleichwahrscheinlichkeiten von Größen korrigieren, indem Messungen durch das Geld vorgenommen werden, die verifizieren, dass eben Durchschnitte hergestellt werden wie eben auch Abweichungen vom Durchschnitt stattfinden. Es wird dabei mit dem Geld als Code gerechnet, der die Durchschnittsbildungen ausdrückt, d. h., man rechnet mit einer spezifischen Syntax der Austauschrelationen, in der die besonderen Arbeiten ganz und gar nichtig sind. Dbnei gilt es festzuhalten, dass der Kult um »die« Dialektik als Ariadnefaden zur Beherrschung des Labyrinths des Kapitals im Grunde immer versucht hat, das Algebraische als vom Sprachlich-Begrifflichen abgeleitet zu denken. Darin liegt zwar eine gewisse Notwendigkeit des Zugangs, doch wurde dabei die Polarität dieser Opposition zugunsten des logos verschoben. Seine Geltung erreicht das kapitalistische Geld als eine symbolische Markierung, die reine Kaufkraft darstellt -mit einem Schlag (Konvertabilitat an sich) verweist Geld auf die unterschiedlichsten Waren, die dem Geld als sämtliche Inhalte gegenüberstehen, und damit sind Waren eben nicht Geld und Geld nicht sie. Der Geldbegriff lässt sich also nicht aus der Warenform/Wertform ableiten, er holt auch nicht die Wertformen ein, vielmehr zeichnet sich das kapitalistische Geld, das von vornherein als ein Resultat des Kapitals zu verstehen ist, at once als symbolisches Geld aus (allein der Name reicht dann schon hin, um seine Wirksamkeit zu setzen) und zieht dafür ein allerdings nicht beliebiges Material aus den Warensammlungen zu seiner Verkörperung heran. Dieses Schlagartige des Einschlagens, mit dem das symbolische Geld, das zugleich messendes Geld ist, allen Waren gegenüber steht, womit diese in die unmittelbare Austauschbarkeit versetzt sind, wird supplementiert, wenn das Geld sich in ein quasi tautologisches Verhältnis (Verwertung) zu sich selbst setzt (Der einzige Sinn dieser Relation kann nur in der quantitativen Vermehrung bestehen. Unilateration, die der quantitativen Addition fähig ist.).
Der Beitrag beschäftigt sich mit einem ökonomischem Werkzeug, das in Wirtschaftsorganisationen eingesetzt wird, um Zahlenwissen über die finanziellen Folgen von Entscheidungen zu produzieren: den Business Case. Anhand einer explorativen Erhebung geht wird nach der empirischen Bedeutung des Business Case und insbesondere nach den Implikationen und Nebenfolgen seines Einsatzes gefragt. Die Analyse basiert auf einer Heuristik aus die drei in der Wirtschafts- und Organisationssoziologie einflussreichen Theorieprogrammen. In den Theoriewelten des Rationalismus, des Neo-Institutionalismus und der Performativitätstheorie wird (ökonomischen) Werkzeugen jeweils eine spezifische Funktion zugewiesen: Der Rationalismus lässt sie als technische Hilfsmittel erscheinen, der Neo-Institutionalismus als kulturelle Symbole und die Performativitätstheorie als sozio-technische Artefakte. Auch wenn das verwendete empirische Material nicht allzu umfangreich ist, in der Analyse deuten sich empirisch wie theoretisch interessante Befunde an. Es spricht nämlich einiges dafür, dass die soziale Praxis deutlich komplexer, vielschichtiger und fluider ist, als die skizzierten Theoriewelten es nahelegen. Während die drei Programme in dem Feld der soziologischen Theorie in einem zum Teil scharfen Konkurrenzverhältnis stehen, überlappen sich in der Praxis der untersuchten Wirt-schaftsorganisation die alternativen Existenzweisen des Business Case. Ein und dieselben Subjekte greifen in bestimmten Situationen auf das Werkzeug als Hilfsmittel zurück, um die Investitionswerte gegenwärtiger Optionen vorauszukalkulieren und rationale Investitionsentscheidungen zu treffen, in anderen Situationen nutzen sie den Business Case jedoch eher als kulturelles Symbol, um nach anderen Kriterien getroffene Entscheidungen als „Als-Ob-Investitionen“ zu maskieren. Und auch für die performativitätstheoretische Klassifizierung als sozio-technisches Artefakt finden sich in der Empirie Anhaltspunkte. Der Business Case ist nämlich an der Performation von rationalen Investitionen als universeller wirtschaftlicher Rationalität zumindest mitbeteiligt. Das Werkzeug – darauf deuten die Befunde hin – leistet damit einen eigenständigen Beitrag zur kulturellen Verankerung der Investitionslogik in der Innenwelt von Wirtschaftsorganisationen.