Der altrechtliche Verein: ein Beitrag zur deutschen Vereinsgeschichte (original) (raw)

Der historische Quellenwert von Vereinsdrucksachen

2014

Beschäftigt sich der Historiker mit der Geschichte von Vereinen, stellt sich ihm die Frage nach der Quellenüberlieferung. Nicht jeder Verein führte ein geordnetes Archiv. Und selbst wenn er es tat, wenn er Protokollbücher anlegte, wenn in seinem Vereinszimmer ein Archivschrank stand und seine Satzung das Amt eines Archivars definierte, ging ein solches Archiv mit der Auflösung oder dem Einschlafen des Vereins großteils verloren. Ein Grund dafür ist der Umstand, dass sich staatliche und kommunale Archive für diese Bestände lange Zeit nicht zuständig fühlten. Diese Archive entstanden selbst erst im 19. Jahrhundert, konzentrierten sich zunächst auf die Übernahme öffentlichen Archivguts und betrachteten Vereinsschriftgut als Privatsammlungen. Deren Wert als bewahrenswerte Dokumente wurde erst im fortschreitenden 20. Jahrhundert erkannt. Auf originäre Vereinsarchive des 19. und frühen 20. Jahrhunderts kann der Historiker deshalb nur in Ausnahmefällen zurückgreifen.2 Der Verlust der Vereinsakten und-sammlungen lenkt den Blick auf korrespondierende Archiv-und bibliothekarische Überlieferungen, die für eine Rekonstruktion der Vereinsgeschichte genutzt werden können. Jeder Verein stand im Verlauf seiner Existenz im Kontakt mit meist mehreren staatlichen und kommunalen Behörden, so dass in deren Archivbeständen teilweise dichte Informationen zu finden sind. Die Kontakte eines Vereins zu Behörden wurden durch die Rechtslage der entsprechenden Zeit und Region bestimmt. Da der moderne Verein erst im 18. Jahrhundert entstand, fehlte es zunächst an rechtlichen Rahmenbedingungen. In Preußen3 enthielt das Allgemeine Landrecht von 1794 lediglich Angaben zu geheimen und politischen Organisationen. Auch die Vereins-und Versammlungsgesetze von 1849 und 1850 befassten sich nur mit der Kontrolle bestimmter Vereine, nämlich solcher, "welche eine Einwirkung auf öffentliche Angelegen-1 Es handelt sich um die gekürzte Fassung eines Aufsatzes, der erstmals erschien in: Stadtgeschichte im Fokus von Kultur-und Sozialgeschichte. Festschrift für Laurenz Demps. Hg. von Wolfgang Voigt un Kurt Wernicke. Berlin 2006. S. 69-84. 2 Der Tunnel über der Spree und der Verein für Wissenschaft und Kultur der Juden sind zwei bekannte Beispiele. Das Archiv des Ersteren gelangte in die Sammlungen der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität Berlin (UB der HUB), das des Letzteren wurde als Teil des Nachlasses Leopold Zunz in die National Library of Israel (NLI) nach Jerusalem gebracht. 3 Der Einfachheit halber werden hier die für Preußen zuständigen Behörden genannt. Nach Archivalien zu in anderen Staaten tätigen Vereinen ist entsprechend der dort gültigen Verwaltungsgliederung zu suchen.

Geschichte und Entstehung eines "schweizerischen" Vereinsrechts

2013

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"Freunde des Alterthums". Die Geschichte des Oldenburger Landesvereins in den ersten Jahrzehnten nach 1850

Oldenburger Jahrbuch 110 (2010), S. 93-110., 2010

Freunde des Alterthums 1 -so nannten sich die treibenden, zumeist bürgerlichen Kräfte, die sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Oldenburg auf die Gründung eines Altertumsvereins verständigten. Diese Selbstbezeichnung vereint gleichermaßen einen im positiven Sinne amateurhaften Zugang sowie einen nichts desto weniger ambitionierten wissenschaftlichen Anspruch. 2 Bereits an diesem Spannungsfeld lässt sich exemplarisch aufzeigen, welche Probleme sich ergaben, aber auch: welche vielfältigen Interessen berücksichtigt werden mussten, als man 1850 in einer relativ kleinen nordwestdeutschen Residenzstadt einen Altertumsverein gründete, wie er in vergleichbar großen Städten zu dieser Zeit bereits zur festen Organisationsstruktur einer typischen städtischen Vereinslandschaft zählte. 3 Ein solcher Verein musste nämlich eine Plattform schaffen, um die unterschiedlichen Interessen und Vorlieben aller Freunde des Alterthums -wie sie sich und ihr Tätigkeitsfeld im Einzelnen auch definierten -zu verwirklichen. 4 Es geht folglich nicht darum, die äußere Ereignisgeschichte dieses Vereins zu präsentieren. 5 Vielmehr sollte auch ein Blick auf die "inneren" Strukturen und Mentalitäten der Vereinsmitglieder geworfen werden. Auf diese Weise kann man einerseits leichter aufzeigen, wie bedeutsam und wichtig die Vereine für die Entstehung einer Oldenburger Jahrbuch 110, 2010 ---------------------93 Anschrift des Verfassers: Henning Strotbek, Burgstr. 8, 49716 Meppen

Vereinszweck: Bekämpfung des Judentums. Zur Geschichte des Antisemitenbundes 1919 bis 1921. (2023)

In: Linda Erker und Michael Rosecker (Hg.): Antisemitische und politische Netzwerke in der Zwischenkriegszeit. Zur Bedeutung informeller Machtstrukturen für die Radikalisierung in Österreich, Wien, 2023

Eines der wichtigsten rechten und antisemitischen Netzwerke der Zwischenkriegszeit war „Deutschösterreichische Schutzverein Antisemitenbund“ (kurz: Antisemitenbund). Der laut Selbstverständnis unpolitische und überparteiliche Verein selbst wieder wesentlich zur Vernetzung einschlägiger Aktivitäten auf lokaler, aber auch internationaler Ebene beitrug. Der „überparteiliche“ Verein wurde 1919 gegründet und hatte zahlreiche österreichweite Orts- und Ländergruppen. Seine Anliegen vertrat er durch öffentliche Veranstaltungen, die nicht selten mit gewaltsamen Ausschreitungen endeten. Über den Verein, der zehntausende Mitglieder hatte, liegt bis dato keine Monografie vor. Im folgenden Beitrag wird versucht, die ersten zwei Jahres des Vereins zu rekonstruieren, der 1938 nach dem "Anschluss" aufgelöst wurde. Detailliertere Darstellungen der Vereinsgeschichte von 1921 bis 1938 sollen folgen.

Gedanken zur Sozialgeschichte des Luxemburger Fussballs. Am Beispiel eines Escher Arbeitervereins

1991

  1. cf. C.O.L., op. cit. p. 72. 18) Ibid. 19)L' expression est du sociologue Antoine Haumont. Voir Robert Decker, La structure du mouvement sportif prive, in Flambeau no 32,fevrier 1988, pp. 34-43, plus specialement pp. 35-36. 20) Arrete grand-ducal du 8 octobre 1945 concernant l'education physique, l'organisation sportive et ('hygiene sociale, cf. C.O.L., op. cit., pp. 105-107. 21) Article 1er de l'Arrete, cf. C.O.L., op. cit., p. 105. 22) cf. C.O.L., op. cit., p. 106. 23) Ibid. En 1950 sera creee une "Ecole Nationale de l'Education Physique". cf. Arrete m in isteriel du 30 aoilt 1950 reglant les conditions d'organisation de cours dans le cadre prevu par l'arrete grand-ducal du 8 octobre 1945 pour une Ecole Nationale d'Education Physique, in C.O.L., op. cit. pp. 118-119. 24) Loi du 26 mars 1976 concernant Feducation physique et le sport, in Memorial, 1976, pp.167-171. 25) C'est en 1957 que nait "clans les hauts lieux sportifs d...

Von der "Pflegestätte nationalsozialistischer Opposition" zur "äußerst bedrohlichen Nebenregierung". Der Deutsche Klub vor und nach dem "Anschluss" 1938. (2017)

Zeitgeschichte 44 (2), S. 78–97, 2017

The Deutscher Klub, which existed in Vienna from 1908 to 1939, has received little notice from contemporary historiography, despite its enormous political significance for the interwar period in Austria. The club initially served as a unifying pool of German national associations, but became radicalized after the First World War. Residing in eight prestigious rooms in the Hofburg since 1923, the club drifted more and more to the right and became a stronghold for Nazi supporters from the intellectual and economic upper bourgeoisie. After the assassination of Engelbert Dollfuß the club with its almost 1,000 members was closed for a few months because of Nazi suspicions, but then allowed to continue under strict conditions. Nevertheless, the association remained the meeting place for national socialist activists and professional representatives of the NSDAP. After the " Anschluss " many key-positions, e.g., in the first Nazi government and in the area of culture and science were filled with club members. Due to rivalries within the NSDAP and because of the dangerous power of the network formed by the members of the club, it was shut down in autumn 1939. 18 years later, three former members and national socialists founded the successor organization Neuer Klub, which also shows certain ideological continuities.

Der Verein – ein blinder Fleck der Organisationssoziologie

Berliner Journal für Soziologie, 2008

Zusammenfassung: Der Verein, obwohl verbreitetste Organisationsform in modernen Zivilgesellschaften, ist ein vernachlässigter Gegenstand der Organisationssoziologie. Im nachstehenden Aufsatz wird zunächst ein soziologischer Begriff des Vereins mit zwei Einschränkungen, die Rechtsform und den Wandel des semantischen Gehalts betreffend, herausgearbeitet, bevor seine eminente historische Bedeutung für die Emanzipation des Bürgertums und für die ersten Formen der Organisierung der Arbeiterschaft und der nach Gleichberechtigung strebenden Frauen in einem skizzenhaften Abriss dargestellt wird. In den folgenden Abschnitten werden die von Richard Scott herausgestellten grundlegenden Strukturmerkmale der Organisation -Sozialstruktur, Mitglieder, Technologie, Ziele, Umwelt -am Organisationstypus Verein expliziert. Einblick in die Vielfalt des Vereinslebens vermittelt sodann die mit empirischen Daten unterstützte Beschreibung von drei relevanten Vereinsarten: Sportverein, Kunstverein, Naturschutzverein. Dem schließt sich eine Diskussion über die historischen und systematischen Differenzierungen und Verknüpfungen zwischen Verein und Verband an, bevor abschließend eine Forschungsperspektive für eine gegenwartsbezogene organisationssoziologische Vereinsforschung aufgezeigt wird.