Technik, Trieb, Markt, Leben. Vom Nachleben des Arkanums in der Moderne (original) (raw)

2014, Zeitschrift für Kulturwissenschaften, No. 2/2104

Der moderne Begriff der Öffentlichkeit verdankt seine Wirkmacht und sein Beharrungsvermögen ja nicht zuletzt der Tatsache, dass in ihm – um es, der Kürze der Form geschuldet, großzügig zu formulieren – die beiden leitenden Modelle des Denkens in der europäischen Tradition zusammenschießen: Das der Rechtsförmigkeit des Denkens, das Denken an die Funktion des Urteilens knüpft, und das der Theatralität des Denkens, das Denken als »theoria«, als Schau auffasst, als In-Blicknahme eines Raums der Darstellung, in dem die Gegenstände des Denkens zu Tage treten. … Das Geheimnis löst sich im Zeichen der Verfestigung des Theatermodells der Öffentlichkeit und des (politischen) Denkens keineswegs auf. Vielmehr gewinnt es seinen neuen Ort gleichsam hinter oder unter der Bühne. Mit dem Bühnenraum bleibt das Geheimnis über die »Rücksicht auf Darstellbarkeit « verknüpft, um die Formulierung zu verwenden, mit der Sigmund Freud, der Schöpfer deswohl erfolgreichsten Arkanums der Moderne, des Unbewussten, dieses hermeneutisch aufschließt: Der Trieb bleibt unwissbar, aber er symbolisiert sich, bringt sich in den Symptomen, im Traum, in der Fehlleistung zur Darstellung und wird damit immerhin lesbar.